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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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Die Frucht. XXIX. B.

Wir müssen folglich die Berichte von den Mutter-
mälern, und wenigstens einige derselben vornehmen,
um das Wahre von dem Untergeschobenen, und dieje-
nige Nachrichten zu unterscheiden, von welchen man Rede
und Antwort geben kann.

Es ist daher sehr wahrscheinlich, daß auch eine sehr
heftige Unruhe der Mutter, auch in der Frucht eine grosse
Unruhe (c), erfolgen könne, und daß von Blattern, Blat-
tern und von Krämpfen, Krämpfe entstehen, davon die
Merkmale in der Frucht von einem übermäßigen Schrek-
ken der Mutter (d) noch zu sehen gewesen seyn sollen.
Jch will auch denen Berichten ihren Werth lassen, da
die Frucht aus einerlei Ursache, und sogar Jahre lang,
den Nervenkrampf empfunden (e); so wie ein Kind da-
von ein immerwährendes Händezittern behalten hat (f).
Man pfleget auch die Furchtsamkeit Jakobs des ersten
und dessen Abscheu für einem entblößten Degen, weil
dessen Mutter den Degen über einen Jtaliener, dem sie
gewogen war, hatte ziehen sehen, hier als ein Exempel
anzuführen (g).

Jch bin nicht darwider, daß nicht, obgleich dieses
alles Fehler des Nervensystems sind, demohngeachtet
doch, entweder vermittelst einer langen Bearbeitung der
Nahrungstheile in der Mutter, ähnliche Nerven entste-
hen, oder das Gehirn durch den schnellen Zufluß ge-
schwächt werden könnte.

Ein beständiger Appetit nach Heeringen, konnte auch
ohne die Mutter, in einem Holländer aus andern Ur-
sachen entstanden seyn (h).

Das
(c) [Spaltenumbruch] Conf. BAYLE diss. phys. III.
(d) Eph. Nat. Cur. Vol. I. obs. 3.
(e) HAMBURG Magaz. IX p.
320. u. s. f. add. Lettres sur. l'Ima-
gination p.
197. u. s. f.
(f) MAURICEAU p. 125.
(g) [Spaltenumbruch] DIGBY poudre synepathi-
que p.
213.
(h) Welche 1400 Heeringe in
der Schwangerschaft aufgegessen.
JULP. L. III. c. 24.
Die Frucht. XXIX. B.

Wir muͤſſen folglich die Berichte von den Mutter-
maͤlern, und wenigſtens einige derſelben vornehmen,
um das Wahre von dem Untergeſchobenen, und dieje-
nige Nachrichten zu unterſcheiden, von welchen man Rede
und Antwort geben kann.

Es iſt daher ſehr wahrſcheinlich, daß auch eine ſehr
heftige Unruhe der Mutter, auch in der Frucht eine groſſe
Unruhe (c), erfolgen koͤnne, und daß von Blattern, Blat-
tern und von Kraͤmpfen, Kraͤmpfe entſtehen, davon die
Merkmale in der Frucht von einem uͤbermaͤßigen Schrek-
ken der Mutter (d) noch zu ſehen geweſen ſeyn ſollen.
Jch will auch denen Berichten ihren Werth laſſen, da
die Frucht aus einerlei Urſache, und ſogar Jahre lang,
den Nervenkrampf empfunden (e); ſo wie ein Kind da-
von ein immerwaͤhrendes Haͤndezittern behalten hat (f).
Man pfleget auch die Furchtſamkeit Jakobs des erſten
und deſſen Abſcheu fuͤr einem entbloͤßten Degen, weil
deſſen Mutter den Degen uͤber einen Jtaliener, dem ſie
gewogen war, hatte ziehen ſehen, hier als ein Exempel
anzufuͤhren (g).

Jch bin nicht darwider, daß nicht, obgleich dieſes
alles Fehler des Nervenſyſtems ſind, demohngeachtet
doch, entweder vermittelſt einer langen Bearbeitung der
Nahrungstheile in der Mutter, aͤhnliche Nerven entſte-
hen, oder das Gehirn durch den ſchnellen Zufluß ge-
ſchwaͤcht werden koͤnnte.

Ein beſtaͤndiger Appetit nach Heeringen, konnte auch
ohne die Mutter, in einem Hollaͤnder aus andern Ur-
ſachen entſtanden ſeyn (h).

Das
(c) [Spaltenumbruch] Conf. BAYLE diſſ. phyſ. III.
(d) Eph. Nat. Cur. Vol. I. obſ. 3.
(e) HAMBURG Magaz. IX p.
320. u. ſ. f. add. Lettres ſur. l’Ima-
gination p.
197. u. ſ. f.
(f) MAURICEAU p. 125.
(g) [Spaltenumbruch] DIGBY poudre ſynepathi-
que p.
213.
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JULP. L. III. c. 24.
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[224/0276] Die Frucht. XXIX. B. Wir muͤſſen folglich die Berichte von den Mutter- maͤlern, und wenigſtens einige derſelben vornehmen, um das Wahre von dem Untergeſchobenen, und dieje- nige Nachrichten zu unterſcheiden, von welchen man Rede und Antwort geben kann. Es iſt daher ſehr wahrſcheinlich, daß auch eine ſehr heftige Unruhe der Mutter, auch in der Frucht eine groſſe Unruhe (c), erfolgen koͤnne, und daß von Blattern, Blat- tern und von Kraͤmpfen, Kraͤmpfe entſtehen, davon die Merkmale in der Frucht von einem uͤbermaͤßigen Schrek- ken der Mutter (d) noch zu ſehen geweſen ſeyn ſollen. Jch will auch denen Berichten ihren Werth laſſen, da die Frucht aus einerlei Urſache, und ſogar Jahre lang, den Nervenkrampf empfunden (e); ſo wie ein Kind da- von ein immerwaͤhrendes Haͤndezittern behalten hat (f). Man pfleget auch die Furchtſamkeit Jakobs des erſten und deſſen Abſcheu fuͤr einem entbloͤßten Degen, weil deſſen Mutter den Degen uͤber einen Jtaliener, dem ſie gewogen war, hatte ziehen ſehen, hier als ein Exempel anzufuͤhren (g). Jch bin nicht darwider, daß nicht, obgleich dieſes alles Fehler des Nervenſyſtems ſind, demohngeachtet doch, entweder vermittelſt einer langen Bearbeitung der Nahrungstheile in der Mutter, aͤhnliche Nerven entſte- hen, oder das Gehirn durch den ſchnellen Zufluß ge- ſchwaͤcht werden koͤnnte. Ein beſtaͤndiger Appetit nach Heeringen, konnte auch ohne die Mutter, in einem Hollaͤnder aus andern Ur- ſachen entſtanden ſeyn (h). Das (c) Conf. BAYLE diſſ. phyſ. III. (d) Eph. Nat. Cur. Vol. I. obſ. 3. (e) HAMBURG Magaz. IX p. 320. u. ſ. f. add. Lettres ſur. l’Ima- gination p. 197. u. ſ. f. (f) MAURICEAU p. 125. (g) DIGBY poudre ſynepathi- que p. 213. (h) Welche 1400 Heeringe in der Schwangerſchaft aufgegeſſen. JULP. L. III. c. 24.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/276>, abgerufen am 29.04.2024.