Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite
II. Abs. Anfänge des Thieres.

Bisweilen kommen ziemlich wunderbare Aehnlichkei-
ten vor, wo kein Verdacht von einem Versehen Statt
haben konnte (a).

Es konnte ein Gesichte, von irgend einem Drukke,
spizz gedrükkt (b) und die zween Kinbakken in eins ge-
schoben worden seyn; oder vielleicht war auch der Man-
gel der Nahrung schuld daran, daß sich ein kleiner Theil
des Körpers nicht gehörig erheben und ausbilden konnte.
Es hies, ein Knabe habe den Namen Gottes auf dem
Regenbogen im Auge, es fand sich aber, daß das ein
gläsernes Auge gewesen war, welches der Pöbel ange-
staunet hatte (c).

Die, welche schreiben, daß durch das Versehen
neue Theile gebildet werden, z. E. ein überflüßiger Fin-
ger, der so gar seine gehörige Knochen hatte (d), diese
verweise ich abermals auf dergleichen, ohne Schrekken,
geborne Menschen, und auf ganze sechsfingrige Häuser,
auf die überzählige Zeen an Hunden (f), an Hünern (g),
auf so zahlreiche Blumen, welche ein sechstes Blat,
oder dergleichen überflüßige Einschnitte an sich tragen.

(e)
§. 25.
(a) [Spaltenumbruch] MARTINUS GUERRE eine
fremde Ehefrau durch die Aehn-
lichkeit eines andern Ehemannes
betrogen. HORST simil. p. 28. und
in causis celebribus CARDANUS
sagt, er sehe vollkommen einem
Gewürzkrämer ähnlich Contradic.
L. II. tract. 6. p.
293. sehr ähn-
liche Zwillinge C a REYES Quaest.
54 p.
674. Zwillinge fast zu ähn-
lich in ihrem Willen COLLE cos-
mit. medic. p. 316. conf. SANC-
TOR in I. Gen. Avicen. p. 217.
VALENT. pandect. med. leg. P.
I. 5. 1. cas. alt. Bresl. Saml. 1723.
m. Jul
Bei Zwillingsschwestern,
deren keine die andre gesehen, zum
[Spaltenumbruch] Nachahmen PLOT nat. hist. of
Staffordshire p. 312. SCHURIG
Sylleps p.
230. 231.
(b) Lettres sur l'imagination
p. 126. BLONDEL p.
90.
(c) BLONDEL p. 37.
(d) WITHOF p. 46. SAVIARD
obs. 117. GOEKEL Cent I. cons.
41. KAAUW. l. c. n.
400. Zween
Däumen RALL l. c.
(f) MORTON natur. hist. of
Northamptonshir. p.
443.
(g) PLANCUS monstr.
(e) Dergleichen beschreibt WINS-
LOW Mem. de l' Acad. 1743. p.

338. mit den sechs Knochen des
metacarpi.
II. Abſ. Anfaͤnge des Thieres.

Bisweilen kommen ziemlich wunderbare Aehnlichkei-
ten vor, wo kein Verdacht von einem Verſehen Statt
haben konnte (a).

Es konnte ein Geſichte, von irgend einem Drukke,
ſpizz gedruͤkkt (b) und die zween Kinbakken in eins ge-
ſchoben worden ſeyn; oder vielleicht war auch der Man-
gel der Nahrung ſchuld daran, daß ſich ein kleiner Theil
des Koͤrpers nicht gehoͤrig erheben und ausbilden konnte.
Es hies, ein Knabe habe den Namen Gottes auf dem
Regenbogen im Auge, es fand ſich aber, daß das ein
glaͤſernes Auge geweſen war, welches der Poͤbel ange-
ſtaunet hatte (c).

Die, welche ſchreiben, daß durch das Verſehen
neue Theile gebildet werden, z. E. ein uͤberfluͤßiger Fin-
ger, der ſo gar ſeine gehoͤrige Knochen hatte (d), dieſe
verweiſe ich abermals auf dergleichen, ohne Schrekken,
geborne Menſchen, und auf ganze ſechsfingrige Haͤuſer,
auf die uͤberzaͤhlige Zeen an Hunden (f), an Huͤnern (g),
auf ſo zahlreiche Blumen, welche ein ſechſtes Blat,
oder dergleichen uͤberfluͤßige Einſchnitte an ſich tragen.

(e)
§. 25.
(a) [Spaltenumbruch] MARTINUS GUERRE eine
fremde Ehefrau durch die Aehn-
lichkeit eines andern Ehemannes
betrogen. HORST ſimil. p. 28. und
in cauſis celebribus CARDANUS
ſagt, er ſehe vollkommen einem
Gewuͤrzkraͤmer aͤhnlich Contradic.
L. II. tract. 6. p.
293. ſehr aͤhn-
liche Zwillinge C a REYES Quæſt.
54 p.
674. Zwillinge faſt zu aͤhn-
lich in ihrem Willen COLLE cos-
mit. medic. p. 316. conf. SANC-
TOR in I. Gen. Avicen. p. 217.
VALENT. pandect. med. leg. P.
I. 5. 1. caſ. alt. Bresl. Saml. 1723.
m. Jul
Bei Zwillingsſchweſtern,
deren keine die andre geſehen, zum
[Spaltenumbruch] Nachahmen PLOT nat. hiſt. of
Staffordshire p. 312. SCHURIG
Sylleps p.
230. 231.
(b) Lettres ſur l’imagination
p. 126. BLONDEL p.
90.
(c) BLONDEL p. 37.
(d) WITHOF p. 46. SAVIARD
obſ. 117. GOEKEL Cent I. conſ.
41. KAAUW. l. c. n.
400. Zween
Daͤumen RALL l. c.
(f) MORTON natur. hiſt. of
Northamptonshir. p.
443.
(g) PLANCUS monſtr.
(e) Dergleichen beſchreibt WINS-
LOW Mem. de l’ Acad. 1743. p.

338. mit den ſechs Knochen des
metacarpi.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0287" n="235"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Ab&#x017F;. Anfa&#x0364;nge des Thieres.</hi> </fw><lb/>
              <p>Bisweilen kommen ziemlich wunderbare Aehnlichkei-<lb/>
ten vor, wo kein Verdacht von einem Ver&#x017F;ehen Statt<lb/>
haben konnte <note place="foot" n="(a)"><cb/><hi rendition="#aq">MARTINUS GUERRE</hi> eine<lb/>
fremde Ehefrau durch die Aehn-<lb/>
lichkeit eines andern Ehemannes<lb/>
betrogen. <hi rendition="#aq">HORST &#x017F;imil. p.</hi> 28. und<lb/><hi rendition="#aq">in cau&#x017F;is celebribus CARDANUS</hi><lb/>
&#x017F;agt, er &#x017F;ehe vollkommen einem<lb/>
Gewu&#x0364;rzkra&#x0364;mer a&#x0364;hnlich <hi rendition="#aq">Contradic.<lb/>
L. II. tract. 6. p.</hi> 293. &#x017F;ehr a&#x0364;hn-<lb/>
liche Zwillinge <hi rendition="#aq">C a REYES Quæ&#x017F;t.<lb/>
54 p.</hi> 674. Zwillinge fa&#x017F;t zu a&#x0364;hn-<lb/>
lich in ihrem Willen <hi rendition="#aq">COLLE cos-<lb/>
mit. medic. p. 316. conf. SANC-<lb/>
TOR in I. Gen. Avicen. p. 217.<lb/>
VALENT. pandect. med. leg. P.<lb/>
I. 5. 1. ca&#x017F;. alt. Bresl. Saml. 1723.<lb/>
m. Jul</hi> Bei Zwillings&#x017F;chwe&#x017F;tern,<lb/>
deren keine die andre ge&#x017F;ehen, zum<lb/><cb/>
Nachahmen <hi rendition="#aq">PLOT nat. hi&#x017F;t. of<lb/>
Staffordshire p. 312. SCHURIG<lb/>
Sylleps p.</hi> 230. 231.</note>.</p><lb/>
              <p>Es konnte ein Ge&#x017F;ichte, von irgend einem Drukke,<lb/>
&#x017F;pizz gedru&#x0364;kkt <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">Lettres &#x017F;ur l&#x2019;imagination<lb/>
p. 126. BLONDEL p.</hi> 90.</note> und die zween Kinbakken in eins ge-<lb/>
&#x017F;choben worden &#x017F;eyn; oder vielleicht war auch der Man-<lb/>
gel der Nahrung &#x017F;chuld daran, daß &#x017F;ich ein kleiner Theil<lb/>
des Ko&#x0364;rpers nicht geho&#x0364;rig erheben und ausbilden konnte.<lb/>
Es hies, ein Knabe habe den Namen Gottes auf dem<lb/>
Regenbogen im Auge, es fand &#x017F;ich aber, daß das ein<lb/>
gla&#x0364;&#x017F;ernes Auge gewe&#x017F;en war, welches der Po&#x0364;bel ange-<lb/>
&#x017F;taunet hatte <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">BLONDEL p.</hi> 37.</note>.</p><lb/>
              <p>Die, welche &#x017F;chreiben, daß durch das Ver&#x017F;ehen<lb/>
neue Theile gebildet werden, z. E. ein u&#x0364;berflu&#x0364;ßiger Fin-<lb/>
ger, der &#x017F;o gar &#x017F;eine geho&#x0364;rige Knochen hatte <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">WITHOF p. 46. SAVIARD<lb/>
ob&#x017F;. 117. GOEKEL Cent I. con&#x017F;.<lb/>
41. KAAUW. l. c. n.</hi> 400. Zween<lb/>
Da&#x0364;umen <hi rendition="#aq">RALL l. c.</hi></note>, die&#x017F;e<lb/>
verwei&#x017F;e ich abermals auf dergleichen, ohne Schrekken,<lb/>
geborne Men&#x017F;chen, und auf ganze &#x017F;echsfingrige Ha&#x0364;u&#x017F;er,<lb/>
auf die u&#x0364;berza&#x0364;hlige Zeen an Hunden <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq">MORTON natur. hi&#x017F;t. of<lb/>
Northamptonshir. p.</hi> 443.</note>, an Hu&#x0364;nern <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq">PLANCUS mon&#x017F;tr.</hi></note>,<lb/>
auf &#x017F;o zahlreiche Blumen, welche ein &#x017F;ech&#x017F;tes Blat,<lb/>
oder dergleichen u&#x0364;berflu&#x0364;ßige Ein&#x017F;chnitte an &#x017F;ich tragen.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">§. 25.</fw><lb/>
              <note place="foot" n="(e)">Dergleichen be&#x017F;chreibt <hi rendition="#aq">WINS-<lb/>
LOW Mem. de l&#x2019; Acad. 1743. p.</hi><lb/>
338. mit den &#x017F;echs Knochen des<lb/><hi rendition="#aq">metacarpi.</hi></note>
            </div><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[235/0287] II. Abſ. Anfaͤnge des Thieres. Bisweilen kommen ziemlich wunderbare Aehnlichkei- ten vor, wo kein Verdacht von einem Verſehen Statt haben konnte (a). Es konnte ein Geſichte, von irgend einem Drukke, ſpizz gedruͤkkt (b) und die zween Kinbakken in eins ge- ſchoben worden ſeyn; oder vielleicht war auch der Man- gel der Nahrung ſchuld daran, daß ſich ein kleiner Theil des Koͤrpers nicht gehoͤrig erheben und ausbilden konnte. Es hies, ein Knabe habe den Namen Gottes auf dem Regenbogen im Auge, es fand ſich aber, daß das ein glaͤſernes Auge geweſen war, welches der Poͤbel ange- ſtaunet hatte (c). Die, welche ſchreiben, daß durch das Verſehen neue Theile gebildet werden, z. E. ein uͤberfluͤßiger Fin- ger, der ſo gar ſeine gehoͤrige Knochen hatte (d), dieſe verweiſe ich abermals auf dergleichen, ohne Schrekken, geborne Menſchen, und auf ganze ſechsfingrige Haͤuſer, auf die uͤberzaͤhlige Zeen an Hunden (f), an Huͤnern (g), auf ſo zahlreiche Blumen, welche ein ſechſtes Blat, oder dergleichen uͤberfluͤßige Einſchnitte an ſich tragen. §. 25. (e) (a) MARTINUS GUERRE eine fremde Ehefrau durch die Aehn- lichkeit eines andern Ehemannes betrogen. HORST ſimil. p. 28. und in cauſis celebribus CARDANUS ſagt, er ſehe vollkommen einem Gewuͤrzkraͤmer aͤhnlich Contradic. L. II. tract. 6. p. 293. ſehr aͤhn- liche Zwillinge C a REYES Quæſt. 54 p. 674. Zwillinge faſt zu aͤhn- lich in ihrem Willen COLLE cos- mit. medic. p. 316. conf. SANC- TOR in I. Gen. Avicen. p. 217. VALENT. pandect. med. leg. P. I. 5. 1. caſ. alt. Bresl. Saml. 1723. m. Jul Bei Zwillingsſchweſtern, deren keine die andre geſehen, zum Nachahmen PLOT nat. hiſt. of Staffordshire p. 312. SCHURIG Sylleps p. 230. 231. (b) Lettres ſur l’imagination p. 126. BLONDEL p. 90. (c) BLONDEL p. 37. (d) WITHOF p. 46. SAVIARD obſ. 117. GOEKEL Cent I. conſ. 41. KAAUW. l. c. n. 400. Zween Daͤumen RALL l. c. (f) MORTON natur. hiſt. of Northamptonshir. p. 443. (g) PLANCUS monſtr. (e) Dergleichen beſchreibt WINS- LOW Mem. de l’ Acad. 1743. p. 338. mit den ſechs Knochen des metacarpi.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/287
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/287>, abgerufen am 03.05.2024.