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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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IV. Abs. Das Leben der Frucht.
stichig (x). Bei einem andern Exempel befand sich ein
Eitergeschwulst des Gekröses, nach einer langwierigen
Krankheit (y) ein. Bei einem hektischen Menschen hatte
das Brustbein nebst den Ribben eine knorplige Beschaf-
fenheit (z) an sich genommen, und es waren endlich alle
Knochen erweicht (a). Eine Löwin beschwerte der Kum-
mer dergestalt, daß sich ihre Knochen bei dem Feuer so-
gleich zu einem Schleime auflösten (b).

So erweichet der callus auch durch den Gebrauch
des Quecksilbers, und es lies sich ein Knochen, der nach
dem Bruche übel geheilt war, ausdehnen (c).

Jndessen fand sich doch bei andern Personen, da die
Knochen weich geworden waren, kein Verdacht von ei-
nem Beinfrasse (d). Sathich ist bei den Arabern (e)
wegen der biegsamen Knochen bekannt geworden.

Das Gegentheil von dieser Krankheit ist, wenn die
Knochen (f) übermäßig zerbrechlich werden, so daß sel-
bige auch von einem mittelmäßigen Zuge der Muskeln
in Stükke zerbrechen.

Die Beispiele dieser Art sind keine Seltenheit, und
es waren das Uebel der englischen Krankheit (g) oder
die Venusseuche daran Schuld (h). Jn einem Krampfe
bog sich das Hüftenbein (i) krumm, und es zerbrach das-
selbe. Der Arm gieng, wärend der Arbeit von selbst (k)

in
(x) [Spaltenumbruch] Mem. de chir. T. III. p. 50.
(y) FELICE diss. p. 169.
(z) Eph. Nat. Cur. Vol. VIII.
obs
31.
(a) WOLF obs. 11.
(b) Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann.
2. obs.
5.
(c) Verhand. van de Hollandz.
maatschapp. T. III. p.
168.
(d) MERY Act. Hafn.
(e) REISKE disp inaug. p. 11.
(f) PALFYN. anat. chir. II. p.
147. conf. STABEL propr. disp.
(g) [Spaltenumbruch] Ellbogen und Hüfte PETIT
maladies des os II. p. 325. add.
SCHNEIDER anmerk. III.
(h) Durch das Aufheben eines
Kindes wurde dessen Arm zerbro-
chen. FITSING Cypria I. p. 113.
von venerischen Beinfrasse brach
der Arm von selbst entzwey MU-
RALT cas.
19.
(i) SEIDEL obs. 4.
(k) SCHAARSCHMIDT Berlin.
Nachr. l. n.
35.

IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
ſtichig (x). Bei einem andern Exempel befand ſich ein
Eitergeſchwulſt des Gekroͤſes, nach einer langwierigen
Krankheit (y) ein. Bei einem hektiſchen Menſchen hatte
das Bruſtbein nebſt den Ribben eine knorplige Beſchaf-
fenheit (z) an ſich genommen, und es waren endlich alle
Knochen erweicht (a). Eine Loͤwin beſchwerte der Kum-
mer dergeſtalt, daß ſich ihre Knochen bei dem Feuer ſo-
gleich zu einem Schleime aufloͤſten (b).

So erweichet der callus auch durch den Gebrauch
des Queckſilbers, und es lies ſich ein Knochen, der nach
dem Bruche uͤbel geheilt war, ausdehnen (c).

Jndeſſen fand ſich doch bei andern Perſonen, da die
Knochen weich geworden waren, kein Verdacht von ei-
nem Beinfraſſe (d). Sathich iſt bei den Arabern (e)
wegen der biegſamen Knochen bekannt geworden.

Das Gegentheil von dieſer Krankheit iſt, wenn die
Knochen (f) uͤbermaͤßig zerbrechlich werden, ſo daß ſel-
bige auch von einem mittelmaͤßigen Zuge der Muskeln
in Stuͤkke zerbrechen.

Die Beiſpiele dieſer Art ſind keine Seltenheit, und
es waren das Uebel der engliſchen Krankheit (g) oder
die Venusſeuche daran Schuld (h). Jn einem Krampfe
bog ſich das Huͤftenbein (i) krumm, und es zerbrach daſ-
ſelbe. Der Arm gieng, waͤrend der Arbeit von ſelbſt (k)

in
(x) [Spaltenumbruch] Mem. de chir. T. III. p. 50.
(y) FELICE diſſ. p. 169.
(z) Eph. Nat. Cur. Vol. VIII.
obſ
31.
(a) WOLF obſ. 11.
(b) Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann.
2. obſ.
5.
(c) Verhand. van de Hollandz.
maatſchapp. T. III. p.
168.
(d) MERY Act. Hafn.
(e) REISKE diſp inaug. p. 11.
(f) PALFYN. anat. chir. II. p.
147. conf. STABEL propr. diſp.
(g) [Spaltenumbruch] Ellbogen und Huͤfte PETIT
maladies des os II. p. 325. add.
SCHNEIDER anmerk. III.
(h) Durch das Aufheben eines
Kindes wurde deſſen Arm zerbro-
chen. FITSING Cypria I. p. 113.
von veneriſchen Beinfraſſe brach
der Arm von ſelbſt entzwey MU-
RALT caſ.
19.
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[537[539]/0591] IV. Abſ. Das Leben der Frucht. ſtichig (x). Bei einem andern Exempel befand ſich ein Eitergeſchwulſt des Gekroͤſes, nach einer langwierigen Krankheit (y) ein. Bei einem hektiſchen Menſchen hatte das Bruſtbein nebſt den Ribben eine knorplige Beſchaf- fenheit (z) an ſich genommen, und es waren endlich alle Knochen erweicht (a). Eine Loͤwin beſchwerte der Kum- mer dergeſtalt, daß ſich ihre Knochen bei dem Feuer ſo- gleich zu einem Schleime aufloͤſten (b). So erweichet der callus auch durch den Gebrauch des Queckſilbers, und es lies ſich ein Knochen, der nach dem Bruche uͤbel geheilt war, ausdehnen (c). Jndeſſen fand ſich doch bei andern Perſonen, da die Knochen weich geworden waren, kein Verdacht von ei- nem Beinfraſſe (d). Sathich iſt bei den Arabern (e) wegen der biegſamen Knochen bekannt geworden. Das Gegentheil von dieſer Krankheit iſt, wenn die Knochen (f) uͤbermaͤßig zerbrechlich werden, ſo daß ſel- bige auch von einem mittelmaͤßigen Zuge der Muskeln in Stuͤkke zerbrechen. Die Beiſpiele dieſer Art ſind keine Seltenheit, und es waren das Uebel der engliſchen Krankheit (g) oder die Venusſeuche daran Schuld (h). Jn einem Krampfe bog ſich das Huͤftenbein (i) krumm, und es zerbrach daſ- ſelbe. Der Arm gieng, waͤrend der Arbeit von ſelbſt (k) in (x) Mem. de chir. T. III. p. 50. (y) FELICE diſſ. p. 169. (z) Eph. Nat. Cur. Vol. VIII. obſ 31. (a) WOLF obſ. 11. (b) Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 2. obſ. 5. (c) Verhand. van de Hollandz. maatſchapp. T. III. p. 168. (d) MERY Act. Hafn. (e) REISKE diſp inaug. p. 11. (f) PALFYN. anat. chir. II. p. 147. conf. STABEL propr. diſp. (g) Ellbogen und Huͤfte PETIT maladies des os II. p. 325. add. SCHNEIDER anmerk. III. (h) Durch das Aufheben eines Kindes wurde deſſen Arm zerbro- chen. FITSING Cypria I. p. 113. von veneriſchen Beinfraſſe brach der Arm von ſelbſt entzwey MU- RALT caſ. 19. (i) SEIDEL obſ. 4. (k) SCHAARSCHMIDT Berlin. Nachr. l. n. 35.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 537[539]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/591>, abgerufen am 28.04.2024.