Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Frucht. XXIX. B.
nate (d), ja drei Kinder zugleich nicht einmal so lange
getragen (e). Daher wird die Geburt von übermäßiger
Ruhe (f) der Seele und des Leibes, oder auch bisweilen
von einem heftigen Affekte (g) verzögert, welcher alle
andere schwächere Reize verdunkelt.

Es fehlt auch nicht an berühmten Männern, welche
sich nach der Analogie der Thiere richten, und die Frucht
zu der Ursache der Geburt machen. Wenigstens zerreist
ein Hühnchen seine Häute, und so gar die Eischale (h),
und ich habe mit Augen gesehen, daß diese Schalen-
spalte mit dem Schnabel übereingekommen.

So kriechen auch die Jnsekten (i) und Schlangen (k)
vermittelst ihrer Stärke aus ihren Eiern heraus.

Jndessen thut man doch nicht Recht daran, daß
man dieses auf solche Thiere anwendet, deren Gebär-
mutter muskulöse ist, und folglich gehet dieses die Men-
schen wenig an.

Einige der Alten (l) und Neuern schreiben die Ur-
sache zu der Geburt, dem hungrig gewordnen Kinde zu,
welches nunmehr ohne eine hinlängliche Nahrung ist,
nachdem es der Amnionsflüßigkeit beraubt worden (m):
andern ziehen die Bedürfnisse des Athemholens (n), an-
dere den beschwerlichen Reiz vom Kinderkothe (o); oder

die
(d) [Spaltenumbruch] LEVRET p. 70. PUZOS
p.
190.
(e) LEVRET ibid.
(f) SLEVOGT de partu retar-
dato GIFFARD c.
25.
(g) La METTRIE obs. 82. vom
Blizzstreife SMELLIE III. p. 468.
vom Schrecken über eine Feuers-
brunst wurden die Schmerzen über-
mannt.
(h) Form. du poulet. I. obs. 257.
MAITRE JEAN p.
277. Stunde
489.
(i) HARVEI ibid. LYONNET
insectoteolog. p. 138. Du HAMEL
Insecte de l'Angoumis p.
32.
(k) [Spaltenumbruch] HARVEI p. 263. junge
Thiere Idem. ibid.
(l) HIPPOCRAT. Anthrop.
physiq. n.
40. So sagt auch der
berühmte Schriftsteller LOUIS, ei-
ne reife Frucht habe ein gar zu gros-
ses Wachsthum, und die Gebär-
mutter sei nicht hinlänglich, die
Nahrung der Frucht zu reichen
tardifs p. 54.
(m) HARVEI p. 264. DUVER-
NEY II. p. 212. SCHLICHTING
ad PLEVIER praefat. BAYLE p.

659.
(n) FABRYC. BOHN p. 36.
(o) DRELINC. perioch. 10.

Die Frucht. XXIX. B.
nate (d), ja drei Kinder zugleich nicht einmal ſo lange
getragen (e). Daher wird die Geburt von uͤbermaͤßiger
Ruhe (f) der Seele und des Leibes, oder auch bisweilen
von einem heftigen Affekte (g) verzoͤgert, welcher alle
andere ſchwaͤchere Reize verdunkelt.

Es fehlt auch nicht an beruͤhmten Maͤnnern, welche
ſich nach der Analogie der Thiere richten, und die Frucht
zu der Urſache der Geburt machen. Wenigſtens zerreiſt
ein Huͤhnchen ſeine Haͤute, und ſo gar die Eiſchale (h),
und ich habe mit Augen geſehen, daß dieſe Schalen-
ſpalte mit dem Schnabel uͤbereingekommen.

So kriechen auch die Jnſekten (i) und Schlangen (k)
vermittelſt ihrer Staͤrke aus ihren Eiern heraus.

Jndeſſen thut man doch nicht Recht daran, daß
man dieſes auf ſolche Thiere anwendet, deren Gebaͤr-
mutter muskuloͤſe iſt, und folglich gehet dieſes die Men-
ſchen wenig an.

Einige der Alten (l) und Neuern ſchreiben die Ur-
ſache zu der Geburt, dem hungrig gewordnen Kinde zu,
welches nunmehr ohne eine hinlaͤngliche Nahrung iſt,
nachdem es der Amnionsfluͤßigkeit beraubt worden (m):
andern ziehen die Beduͤrfniſſe des Athemholens (n), an-
dere den beſchwerlichen Reiz vom Kinderkothe (o); oder

die
(d) [Spaltenumbruch] LEVRET p. 70. PUZOS
p.
190.
(e) LEVRET ibid.
(f) SLEVOGT de partu retar-
dato GIFFARD c.
25.
(g) La METTRIE obſ. 82. vom
Blizzſtreife SMELLIE III. p. 468.
vom Schrecken uͤber eine Feuers-
brunſt wurden die Schmerzen uͤber-
mannt.
(h) Form. du poulet. I. obſ. 257.
MAITRE JEAN p.
277. Stunde
489.
(i) HARVEI ibid. LYONNET
inſectoteolog. p. 138. Du HAMEL
Inſecte de l’Angoumis p.
32.
(k) [Spaltenumbruch] HARVEI p. 263. junge
Thiere Idem. ibid.
(l) HIPPOCRAT. Anthrop.
phyſiq. n.
40. So ſagt auch der
beruͤhmte Schriftſteller LOUIS, ei-
ne reife Frucht habe ein gar zu groſ-
ſes Wachsthum, und die Gebaͤr-
mutter ſei nicht hinlaͤnglich, die
Nahrung der Frucht zu reichen
tardifs p. 54.
(m) HARVEI p. 264. DUVER-
NEY II. p. 212. SCHLICHTING
ad PLEVIER præfat. BAYLE p.

659.
(n) FABRYC. BOHN p. 36.
(o) DRELINC. perioch. 10.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0750" n="696[698]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Frucht. <hi rendition="#aq">XXIX.</hi> B.</hi></fw><lb/>
nate <note place="foot" n="(d)"><cb/><hi rendition="#aq">LEVRET p. 70. PUZOS<lb/>
p.</hi> 190.</note>, ja drei Kinder zugleich nicht einmal &#x017F;o lange<lb/>
getragen <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">LEVRET ibid.</hi></note>. Daher wird die Geburt von u&#x0364;berma&#x0364;ßiger<lb/>
Ruhe <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq">SLEVOGT de partu retar-<lb/>
dato GIFFARD c.</hi> 25.</note> der Seele und des Leibes, oder auch bisweilen<lb/>
von einem heftigen Affekte <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq">La METTRIE ob&#x017F;.</hi> 82. vom<lb/>
Blizz&#x017F;treife <hi rendition="#aq">SMELLIE III. p.</hi> 468.<lb/>
vom Schrecken u&#x0364;ber eine Feuers-<lb/>
brun&#x017F;t wurden die Schmerzen u&#x0364;ber-<lb/>
mannt.</note> verzo&#x0364;gert, welcher alle<lb/>
andere &#x017F;chwa&#x0364;chere Reize verdunkelt.</p><lb/>
              <p>Es fehlt auch nicht an beru&#x0364;hmten Ma&#x0364;nnern, welche<lb/>
&#x017F;ich nach der Analogie der Thiere richten, und die Frucht<lb/>
zu der Ur&#x017F;ache der Geburt machen. Wenig&#x017F;tens zerrei&#x017F;t<lb/>
ein Hu&#x0364;hnchen &#x017F;eine Ha&#x0364;ute, und &#x017F;o gar die Ei&#x017F;chale <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq">Form. du poulet. I. ob&#x017F;. 257.<lb/>
MAITRE JEAN p.</hi> 277. Stunde<lb/>
489.</note>,<lb/>
und ich habe mit Augen ge&#x017F;ehen, daß die&#x017F;e Schalen-<lb/>
&#x017F;palte mit dem Schnabel u&#x0364;bereingekommen.</p><lb/>
              <p>So kriechen auch die Jn&#x017F;ekten <note place="foot" n="(i)"><hi rendition="#aq">HARVEI ibid. LYONNET<lb/>
in&#x017F;ectoteolog. p. 138. Du HAMEL<lb/>
In&#x017F;ecte de l&#x2019;Angoumis p.</hi> 32.</note> und Schlangen <note place="foot" n="(k)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">HARVEI</hi> p.</hi> 263. junge<lb/>
Thiere <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Idem.</hi> ibid.</hi></note><lb/>
vermittel&#x017F;t ihrer Sta&#x0364;rke aus ihren Eiern heraus.</p><lb/>
              <p>Jnde&#x017F;&#x017F;en thut man doch nicht Recht daran, daß<lb/>
man die&#x017F;es auf &#x017F;olche Thiere anwendet, deren Geba&#x0364;r-<lb/>
mutter muskulo&#x0364;&#x017F;e i&#x017F;t, und folglich gehet die&#x017F;es die Men-<lb/>
&#x017F;chen wenig an.</p><lb/>
              <p>Einige der Alten <note place="foot" n="(l)"><hi rendition="#aq">HIPPOCRAT. Anthrop.<lb/>
phy&#x017F;iq. n.</hi> 40. So &#x017F;agt auch der<lb/>
beru&#x0364;hmte Schrift&#x017F;teller <hi rendition="#aq">LOUIS,</hi> ei-<lb/>
ne reife Frucht habe ein gar zu gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;es Wachsthum, und die Geba&#x0364;r-<lb/>
mutter &#x017F;ei nicht hinla&#x0364;nglich, die<lb/>
Nahrung der Frucht zu reichen<lb/><hi rendition="#aq">tardifs p.</hi> 54.</note> und Neuern &#x017F;chreiben die Ur-<lb/>
&#x017F;ache zu der Geburt, dem hungrig gewordnen Kinde zu,<lb/>
welches nunmehr ohne eine hinla&#x0364;ngliche Nahrung i&#x017F;t,<lb/>
nachdem es der Amnionsflu&#x0364;ßigkeit beraubt worden <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq">HARVEI p. 264. DUVER-<lb/>
NEY II. p. 212. SCHLICHTING<lb/>
ad PLEVIER præfat. BAYLE p.</hi><lb/>
659.</note>:<lb/>
andern ziehen die Bedu&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;e des Athemholens <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq">FABRYC. BOHN p.</hi> 36.</note>, an-<lb/>
dere den be&#x017F;chwerlichen Reiz vom Kinderkothe <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq">DRELINC. perioch.</hi> 10.</note>; oder<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[696[698]/0750] Die Frucht. XXIX. B. nate (d), ja drei Kinder zugleich nicht einmal ſo lange getragen (e). Daher wird die Geburt von uͤbermaͤßiger Ruhe (f) der Seele und des Leibes, oder auch bisweilen von einem heftigen Affekte (g) verzoͤgert, welcher alle andere ſchwaͤchere Reize verdunkelt. Es fehlt auch nicht an beruͤhmten Maͤnnern, welche ſich nach der Analogie der Thiere richten, und die Frucht zu der Urſache der Geburt machen. Wenigſtens zerreiſt ein Huͤhnchen ſeine Haͤute, und ſo gar die Eiſchale (h), und ich habe mit Augen geſehen, daß dieſe Schalen- ſpalte mit dem Schnabel uͤbereingekommen. So kriechen auch die Jnſekten (i) und Schlangen (k) vermittelſt ihrer Staͤrke aus ihren Eiern heraus. Jndeſſen thut man doch nicht Recht daran, daß man dieſes auf ſolche Thiere anwendet, deren Gebaͤr- mutter muskuloͤſe iſt, und folglich gehet dieſes die Men- ſchen wenig an. Einige der Alten (l) und Neuern ſchreiben die Ur- ſache zu der Geburt, dem hungrig gewordnen Kinde zu, welches nunmehr ohne eine hinlaͤngliche Nahrung iſt, nachdem es der Amnionsfluͤßigkeit beraubt worden (m): andern ziehen die Beduͤrfniſſe des Athemholens (n), an- dere den beſchwerlichen Reiz vom Kinderkothe (o); oder die (d) LEVRET p. 70. PUZOS p. 190. (e) LEVRET ibid. (f) SLEVOGT de partu retar- dato GIFFARD c. 25. (g) La METTRIE obſ. 82. vom Blizzſtreife SMELLIE III. p. 468. vom Schrecken uͤber eine Feuers- brunſt wurden die Schmerzen uͤber- mannt. (h) Form. du poulet. I. obſ. 257. MAITRE JEAN p. 277. Stunde 489. (i) HARVEI ibid. LYONNET inſectoteolog. p. 138. Du HAMEL Inſecte de l’Angoumis p. 32. (k) HARVEI p. 263. junge Thiere Idem. ibid. (l) HIPPOCRAT. Anthrop. phyſiq. n. 40. So ſagt auch der beruͤhmte Schriftſteller LOUIS, ei- ne reife Frucht habe ein gar zu groſ- ſes Wachsthum, und die Gebaͤr- mutter ſei nicht hinlaͤnglich, die Nahrung der Frucht zu reichen tardifs p. 54. (m) HARVEI p. 264. DUVER- NEY II. p. 212. SCHLICHTING ad PLEVIER præfat. BAYLE p. 659. (n) FABRYC. BOHN p. 36. (o) DRELINC. perioch. 10.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/750
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 696[698]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/750>, abgerufen am 29.04.2024.