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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
Base deß Welt-Weisen Cyriaci, und diese eine Toch-
ter Theonis, und eine Frau deß Isidori, alle beyde sind
sehr gelehrt gewesen/ und die Letzte hat in der Plato-
nischen Schule mit grossem Zulauff unter dem Käy-
ser Arcadia gelehret. Catharina/ eine Tochter Costi,
Fürsten von Alexandria, wird um ihrer Wissenschaff-
ten und Gottesfurcht willen unter die Heiligen ge-
zehlet. Und Hestiaea, auch auß dieser Stadt/ hat über
den Homerum von der Trojanischen Belagerung
commentiret.

Theano, Pythagorae Hauß-Frau/ war die Erste
unter den Weibern/ die sich auf die Philosophie legte.
Themistoclea, gemelten Pythagorae Schwester/ war
nicht weniger gelehrt/ wie auch seine Tochter/ Dame
genannt/ und Arignote von Samos, seine Schülerin/
Lastinea Matinea, und Axiothea Phliasia, höreten den
weisen Plato in Manns-Kleidern/ es wäre aber besser
gewesen/ man hätte ihnen eine besondere Stelle an-
gewiesen/ wie man zu Utrecht der hochgelehrten
Schurmannin gethan hat. Themista, deß Philoso-
phi Leontei
von Lampsaco Ehe-Weib/ gieng allezeit
mit ihrem Mann in deß Epicuri Lectiones, Arete,
Anagallis
auß Corcyra, Thargelia, Arginete, wie auch
die 4. Schwestern Artemesia, Menexene, Theognis
und Pantaclea, waren allesamt gelehrte Weiber/ und
diese insonderheit gute Disputiererinnen. Aganice
verstunde den Himmels-Lauff sehr wol/ und Plutar-
chus
kan Cleobulinam, deß weisen Cleobuli Tochter/
wegen ihrer sonderbaren Wissenschafften nicht gnug-
sam loben. Socrates ward zwar von dem Oraculo
selber für den Allerweisesten außgeruffen/ dannoch
hielte er Atossam von Mileto für seine Meisterin.
Von der hochverständigen Hipparchia, und ihrer
Ehe/ mit dem armen/ doch weisen Crates, könte man

viel
S 4

Romans I. Buch.
Baſe deß Welt-Weiſen Cyriaci, und dieſe eine Toch-
ter Theonis, und eine Frau deß Iſidori, alle beyde ſind
ſehr gelehrt geweſen/ und die Letzte hat in der Plato-
niſchen Schule mit groſſem Zulauff unter dem Kaͤy-
ſer Arcadia gelehret. Catharina/ eine Tochter Coſti,
Fuͤrſten von Alexandria, wird um ihrer Wiſſenſchaff-
ten und Gottesfurcht willen unter die Heiligen ge-
zehlet. Und Heſtiæa, auch auß dieſer Stadt/ hat uͤber
den Homerum von der Trojaniſchen Belagerung
commentiret.

Theano, Pythagoræ Hauß-Frau/ war die Erſte
unter den Weibern/ die ſich auf die Philoſophie legte.
Themiſtoclea, gemelten Pythagoræ Schweſter/ war
nicht weniger gelehrt/ wie auch ſeine Tochter/ Dame
genannt/ und Arignote von Samos, ſeine Schuͤlerin/
Laſtinea Matinea, und Axiothea Phliaſia, hoͤreten den
weiſen Plato in Manns-Kleidern/ es waͤre aber beſſer
geweſen/ man haͤtte ihnen eine beſondere Stelle an-
gewieſen/ wie man zu Utrecht der hochgelehrten
Schurmannin gethan hat. Themiſta, deß Philoſo-
phi Leontei
von Lampſaco Ehe-Weib/ gieng allezeit
mit ihrem Mann in deß Epicuri Lectiones, Arete,
Anagallis
auß Corcyra, Thargelia, Arginete, wie auch
die 4. Schweſtern Artemeſia, Menexene, Theognis
und Pantaclea, waren alleſamt gelehrte Weiber/ und
dieſe inſonderheit gute Diſputiererinnen. Aganice
verſtunde den Himmels-Lauff ſehr wol/ und Plutar-
chus
kan Cleobulinam, deß weiſen Cleobuli Tochter/
wegen ihrer ſonderbaren Wiſſenſchafften nicht gnug-
ſam loben. Socrates ward zwar von dem Oraculo
ſelber fuͤr den Allerweiſeſten außgeruffen/ dannoch
hielte er Atoſſam von Mileto fuͤr ſeine Meiſterin.
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Ehe/ mit dem armen/ doch weiſen Crates, koͤnte man

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[279/0291] Romans I. Buch. Baſe deß Welt-Weiſen Cyriaci, und dieſe eine Toch- ter Theonis, und eine Frau deß Iſidori, alle beyde ſind ſehr gelehrt geweſen/ und die Letzte hat in der Plato- niſchen Schule mit groſſem Zulauff unter dem Kaͤy- ſer Arcadia gelehret. Catharina/ eine Tochter Coſti, Fuͤrſten von Alexandria, wird um ihrer Wiſſenſchaff- ten und Gottesfurcht willen unter die Heiligen ge- zehlet. Und Heſtiæa, auch auß dieſer Stadt/ hat uͤber den Homerum von der Trojaniſchen Belagerung commentiret. Theano, Pythagoræ Hauß-Frau/ war die Erſte unter den Weibern/ die ſich auf die Philoſophie legte. Themiſtoclea, gemelten Pythagoræ Schweſter/ war nicht weniger gelehrt/ wie auch ſeine Tochter/ Dame genannt/ und Arignote von Samos, ſeine Schuͤlerin/ Laſtinea Matinea, und Axiothea Phliaſia, hoͤreten den weiſen Plato in Manns-Kleidern/ es waͤre aber beſſer geweſen/ man haͤtte ihnen eine beſondere Stelle an- gewieſen/ wie man zu Utrecht der hochgelehrten Schurmannin gethan hat. Themiſta, deß Philoſo- phi Leontei von Lampſaco Ehe-Weib/ gieng allezeit mit ihrem Mann in deß Epicuri Lectiones, Arete, Anagallis auß Corcyra, Thargelia, Arginete, wie auch die 4. Schweſtern Artemeſia, Menexene, Theognis und Pantaclea, waren alleſamt gelehrte Weiber/ und dieſe inſonderheit gute Diſputiererinnen. Aganice verſtunde den Himmels-Lauff ſehr wol/ und Plutar- chus kan Cleobulinam, deß weiſen Cleobuli Tochter/ wegen ihrer ſonderbaren Wiſſenſchafften nicht gnug- ſam loben. Socrates ward zwar von dem Oraculo ſelber fuͤr den Allerweiſeſten außgeruffen/ dannoch hielte er Atoſſam von Mileto fuͤr ſeine Meiſterin. Von der hochverſtaͤndigen Hipparchia, und ihrer Ehe/ mit dem armen/ doch weiſen Crates, koͤnte man viel S 4

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/291>, abgerufen am 11.06.2024.