Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Romans I. Buch. dem Fall freywilliger Bekänntnüß widerfahren könte. Da fielnun dieser böser Haußhalter seinem Herrn zu Füssen/ bekennete die That umständig/ und bate um Gnad und Barmhertzigkeit/ solche auch desto eher zu erhalten/ erbote er sich/ den zwischen ihm und dem Weib vorgegangenen ärgerlichen Handel mit der öf- fentlichen Vermählung zu purgiren/ und gut zu machen. Der Hertzog schien hierauf in etwas besänfftiget zu seyn/ und das Weib/ ob sie wol Anfangs sich hier zu nicht verstehen wolte/ stelle- te sie doch endlich alles zu deß Hertzogs Willen und Außschlag. Darauf wurden nun diese Beyde öffentlich mit einander ge- trauet/ und muste hierbey der unglückseelige Bräutigam seine Braut/ auf den Fall/ da er vor ihr ohne Kinder sterben solte/ zu einem Erben aller seiner Güter/ deren in Warheit sehr viel waren/ ordentlich einsetzen. Als solches geschehen/ fragte der Hertzog die Klägerin: Ob sie nunmehro ihrer Klage und An- spruchs halber völlige Befriedigung erlanget? Sie bejahete solches/ und sagete noch darzu dem Hertzog vor so gnädigste Hülffe unterthänigsten Danck. Jch aber/ sagte er/ kan mich deß von GOtt mir anbefohtenen Obrigkeitlichen Amts wegen/ mit allem diesem noch nicht vergnügen lassen. Hieß auch hierauf das Weib einen Abtritt nehmen/ den Amtmann aber in eben das Ge- sängnüß bringen/ allwo er vorhin den unschuldigen Mann hin- richtenlassen/ und ihm auf gleiche Art den Kopff vor die Füsse/ beyde Cörper aber neben einander in einen Sarck legen. Die Frau/ so hierum keine Wissenschafft hatte/ wurde darauf in das Gefängnüß gelassen/ welche über diesem unverhofften Spectacul, und daß sie sich zweyer Ehe-Gatten so kurtz nach einander auf einerley schmähliche Todes-Art beraubet sahe/ dergestalt er- schrocken/ daß sie bald hernach in eine schwere Kranckheit gefal- len/ und damit dieses Zeitliche gesegnet. Wiewol sie endlich auß der letzten Verebcligung noch diesen Vortheil hatte/ daß sie ihren auß erster Ehe erzeugten Kindern eine reiche Erbschafft/ die ihr durch deß andern Manns Tod an- und zugefallen/ hinter sich verliesse. Das VI. Capitul/ Ferrarius macht Gesellschafft mit einer verschlagenen Dame, CAvina ist eines von den Kindern der ersten Ehe/ daß D 3
Romans I. Buch. dem Fall freywilliger Bekaͤnntnuͤß widerfahren koͤnte. Da fielnun dieſer boͤſer Haußhalter ſeinem Herꝛn zu Fuͤſſen/ bekennete die That umſtaͤndig/ und bate um Gnad und Barmhertzigkeit/ ſolche auch deſto eher zu erhalten/ erbote er ſich/ den zwiſchen ihm und dem Weib vorgegangenen aͤrgerlichen Handel mit der oͤf- fentlichen Vermaͤhlung zu purgiren/ und gut zu machen. Der Hertzog ſchien hierauf in etwas beſaͤnfftiget zu ſeyn/ und das Weib/ ob ſie wol Anfangs ſich hier zu nicht verſtehen wolte/ ſtelle- te ſie doch endlich alles zu deß Hertzogs Willen und Außſchlag. Darauf wurden nun dieſe Beyde oͤffentlich mit einander ge- trauet/ und muſte hierbey der ungluͤckſeelige Braͤutigam ſeine Braut/ auf den Fall/ da er vor ihr ohne Kinder ſterben ſolte/ zu einem Erben aller ſeiner Guͤter/ deren in Warheit ſehr viel waren/ ordentlich einſetzen. Als ſolches geſchehen/ fragte der Hertzog die Klaͤgerin: Ob ſie nunmehro ihrer Klage und An- ſpruchs halber voͤllige Befriedigung erlanget? Sie bejahete ſolches/ und ſagete noch darzu dem Hertzog vor ſo gnaͤdigſte Huͤlffe unterthaͤnigſten Danck. Jch aber/ ſagte er/ kan mich deß von GOtt mir anbefohtenen Obrigkeitlichen Amts wegen/ mit allem dieſem noch nicht vergnuͤgen laſſen. Hieß auch hierauf das Weib einen Abtritt nehmen/ den Amtmann aber in eben das Ge- ſaͤngnuͤß bringen/ allwo er vorhin den unſchuldigen Mann hin- richtenlaſſen/ und ihm auf gleiche Art den Kopff vor die Fuͤſſe/ beyde Coͤrper aber neben einander in einen Sarck legen. Die Frau/ ſo hierum keine Wiſſenſchafft hatte/ wurde darauf in das Gefaͤngnuͤß gelaſſen/ welche uͤber dieſem unverhofften Spectacul, und daß ſie ſich zweyer Ehe-Gatten ſo kurtz nach einander auf einerley ſchmaͤhliche Todes-Art beraubet ſahe/ dergeſtalt er- ſchrocken/ daß ſie bald hernach in eine ſchwere Kranckheit gefal- len/ und damit dieſes Zeitliche geſegnet. Wiewol ſie endlich auß der letzten Verebcligung noch dieſen Vortheil hatte/ daß ſie ihren auß erſter Ehe erzeugten Kindern eine reiche Erbſchafft/ die ihr durch deß andern Manns Tod an- und zugefallen/ hinter ſich verlieſſe. Das VI. Capitul/ Ferrarius macht Geſellſchafft mit einer verſchlagenen Dame, CAvina iſt eines von den Kindern der erſten Ehe/ daß D 3
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Romans I. Buch.
dem Fall freywilliger Bekaͤnntnuͤß widerfahren koͤnte. Da fiel
nun dieſer boͤſer Haußhalter ſeinem Herꝛn zu Fuͤſſen/ bekennete
die That umſtaͤndig/ und bate um Gnad und Barmhertzigkeit/
ſolche auch deſto eher zu erhalten/ erbote er ſich/ den zwiſchen ihm
und dem Weib vorgegangenen aͤrgerlichen Handel mit der oͤf-
fentlichen Vermaͤhlung zu purgiren/ und gut zu machen. Der
Hertzog ſchien hierauf in etwas beſaͤnfftiget zu ſeyn/ und das
Weib/ ob ſie wol Anfangs ſich hier zu nicht verſtehen wolte/ ſtelle-
te ſie doch endlich alles zu deß Hertzogs Willen und Außſchlag.
Darauf wurden nun dieſe Beyde oͤffentlich mit einander ge-
trauet/ und muſte hierbey der ungluͤckſeelige Braͤutigam ſeine
Braut/ auf den Fall/ da er vor ihr ohne Kinder ſterben ſolte/
zu einem Erben aller ſeiner Guͤter/ deren in Warheit ſehr viel
waren/ ordentlich einſetzen. Als ſolches geſchehen/ fragte der
Hertzog die Klaͤgerin: Ob ſie nunmehro ihrer Klage und An-
ſpruchs halber voͤllige Befriedigung erlanget? Sie bejahete
ſolches/ und ſagete noch darzu dem Hertzog vor ſo gnaͤdigſte
Huͤlffe unterthaͤnigſten Danck. Jch aber/ ſagte er/ kan mich deß
von GOtt mir anbefohtenen Obrigkeitlichen Amts wegen/ mit
allem dieſem noch nicht vergnuͤgen laſſen. Hieß auch hierauf das
Weib einen Abtritt nehmen/ den Amtmann aber in eben das Ge-
ſaͤngnuͤß bringen/ allwo er vorhin den unſchuldigen Mann hin-
richtenlaſſen/ und ihm auf gleiche Art den Kopff vor die Fuͤſſe/
beyde Coͤrper aber neben einander in einen Sarck legen. Die
Frau/ ſo hierum keine Wiſſenſchafft hatte/ wurde darauf in das
Gefaͤngnuͤß gelaſſen/ welche uͤber dieſem unverhofften Spectacul,
und daß ſie ſich zweyer Ehe-Gatten ſo kurtz nach einander auf
einerley ſchmaͤhliche Todes-Art beraubet ſahe/ dergeſtalt er-
ſchrocken/ daß ſie bald hernach in eine ſchwere Kranckheit gefal-
len/ und damit dieſes Zeitliche geſegnet. Wiewol ſie endlich
auß der letzten Verebcligung noch dieſen Vortheil hatte/ daß ſie
ihren auß erſter Ehe erzeugten Kindern eine reiche Erbſchafft/
die ihr durch deß andern Manns Tod an- und zugefallen/ hinter
ſich verlieſſe.
Das VI. Capitul/
Ferrarius macht Geſellſchafft mit einer verſchlagenen Dame,
die ihn aber haͤßlich bezeucht. Cavina erzehlet die beruͤhmteſten Kunſt-
und Raritaͤten-Kam̃ern in gantz Europa/ ſo viel derſelben bekandt ſind.
CAvina iſt eines von den Kindern der erſten Ehe/
und weil ſeine zwo Schweſtern vor 3. Jahren
geſtorben/ hat er alle Guͤther allein geerbet/
daß
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Zitationshilfe: | Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/63>, abgerufen am 05.12.2023. |