Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen witziger Mann auß seiner Schule kommt/ weil er un-ter allen seinen Zuhörern der grösseste Narr ist/ also/ daß man sich billich verwundert/ daß er nicht auch/ wie sonst ein Narr zehen Narren macht. Die Latei- nische Sprach hält er so hoch/ daß er nur darum allein nicht zu Hof seyn mag/ weil man nicht Lateinisch da- selbst redet; Ja ich wil/ er soll sich deß ewigen Lebens verzeyhen/ wann er wüste/ daß man da kein Latein re- den wird. Sein gantzes Leben ist ein Parodoxum, sei- ne einzige Erquickung und Lufftschöpffung ist von den Winden/ die von Niedergang blasen/ die man sonst Zephyros oder Zehen-Fürst nennet. Da er zum ersten mahl deß Aristotelis Syllogistica lieset/ fänget er selbst an zu verzweiffeln/ ob er biß dahero auch eine ver- nünfftige Creatur gewesen/ fänget zugleich an/ deß Menschlichen Geschlechts Elend zu beweinen/ daß sie nicht alle solcher hohen Geheimnüssen der Vernunfft theilhafftig werden könten/ sondern also/ wie das un- vernünffrige Vieh/ ohne Ration und Verstand dahin lebeten. Mit einem Wort/ er ist unter allen Scharff- richtern der Gnädigste/ und unter allen Schmeiß- haußfegern der Säuberste. Das XXVI. Capitul/ Discurs Thomae Garzonii von den Grammaticis und Schul- WO mir recht ist/ fiel Cavina dem Schweitzer Puti,
Deß Academiſchen witziger Mann auß ſeiner Schule kommt/ weil er un-ter allen ſeinen Zuhoͤrern der groͤſſeſte Narꝛ iſt/ alſo/ daß man ſich billich verwundert/ daß er nicht auch/ wie ſonſt ein Narꝛ zehen Narren macht. Die Latei- niſche Sprach haͤlt er ſo hoch/ daß er nur darum allein nicht zu Hof ſeyn mag/ weil man nicht Lateiniſch da- ſelbſt redet; Ja ich wil/ er ſoll ſich deß ewigen Lebens verzeyhen/ wann er wuͤſte/ daß man da kein Latein re- den wird. Sein gantzes Leben iſt ein Parodoxum, ſei- ne einzige Erquickung und Lufftſchoͤpffung iſt von den Winden/ die von Niedergang blaſen/ die man ſonſt Zephyros oder Zehen-Fuͤrſt nennet. Da er zum erſten mahl deß Ariſtotelis Syllogiſtica lieſet/ faͤnget er ſelbſt an zu verzweiffeln/ ob er biß dahero auch eine ver- nuͤnfftige Creatur geweſen/ faͤnget zugleich an/ deß Menſchlichen Geſchlechts Elend zu beweinen/ daß ſie nicht alle ſolcher hohen Geheimnuͤſſen der Vernunfft theilhafftig werden koͤnten/ ſondern alſo/ wie das un- vernuͤnffrige Vieh/ ohne Ration und Verſtand dahin lebeten. Mit einem Wort/ er iſt unter allen Scharff- richtern der Gnaͤdigſte/ und unter allen Schmeiß- haußfegern der Saͤuberſte. Das XXVI. Capitul/ Diſcurs Thomæ Garzonii von den Grammaticis und Schul- WO mir recht iſt/ fiel Cavina dem Schweitzer Puti,
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0868" n="848"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Deß <hi rendition="#aq">Academi</hi>ſchen</hi></fw><lb/> witziger Mann auß ſeiner Schule kommt/ weil er un-<lb/> ter allen ſeinen Zuhoͤrern der groͤſſeſte Narꝛ iſt/ alſo/<lb/> daß man ſich billich verwundert/ daß er nicht auch/<lb/> wie ſonſt ein Narꝛ zehen Narren macht. Die Latei-<lb/> niſche Sprach haͤlt er ſo hoch/ daß er nur darum allein<lb/> nicht zu Hof ſeyn mag/ weil man nicht Lateiniſch da-<lb/> ſelbſt redet; Ja ich wil/ er ſoll ſich deß ewigen Lebens<lb/> verzeyhen/ wann er wuͤſte/ daß man da kein Latein re-<lb/> den wird. Sein gantzes Leben iſt ein <hi rendition="#aq">Parodoxum,</hi> ſei-<lb/> ne einzige Erquickung und Lufftſchoͤpffung iſt von den<lb/> Winden/ die von Niedergang blaſen/ die man ſonſt<lb/><hi rendition="#aq">Zephyros</hi> oder Zehen-Fuͤrſt nennet. Da er zum erſten<lb/> mahl deß <hi rendition="#aq">Ariſtotelis Syllogiſtica</hi> lieſet/ faͤnget er ſelbſt<lb/> an zu verzweiffeln/ ob er biß dahero auch eine ver-<lb/> nuͤnfftige Creatur geweſen/ faͤnget zugleich an/ deß<lb/> Menſchlichen Geſchlechts Elend zu beweinen/ daß ſie<lb/> nicht alle ſolcher hohen Geheimnuͤſſen der Vernunfft<lb/> theilhafftig werden koͤnten/ ſondern alſo/ wie das un-<lb/> vernuͤnffrige Vieh/ ohne <hi rendition="#aq">Ration</hi> und Verſtand dahin<lb/> lebeten. Mit einem Wort/ er iſt unter allen Scharff-<lb/> richtern der Gnaͤdigſte/ und unter allen Schmeiß-<lb/> haußfegern der Saͤuberſte.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">XXVI.</hi></hi> Capitul/</hi> </head><lb/> <argument> <p><hi rendition="#aq">Diſcurs Thomæ Garzonii</hi> von den <hi rendition="#aq">Grammaticis</hi> und Schul-<lb/><hi rendition="#et">meiſtern/ und von ihrer ſeltzamen Einbildung.</hi></p> </argument><lb/> <p><hi rendition="#in">W</hi>O mir recht iſt/ fiel <hi rendition="#aq">Cavina</hi> dem Schweitzer<lb/> jetzo ins Wort/ ſo habe ich bey dem Welt-<lb/> bekandten <hi rendition="#aq">Thoma Garzonio</hi> einen artlichen<lb/><hi rendition="#aq">Diſcurs</hi> von den Schulmeiſtern und <hi rendition="#aq">Grammaticis</hi> in<lb/> ſeinem Schau-Platz aller Kuͤnſten geleſen/ welcher<lb/> ſich in folgende Worte deßfalls herauß laͤſſet: Her-<lb/> gegen aber finden ſich auch etliche/ von welchen ich<lb/> nicht viel Gutes zu ſagen weiß/ weiß auch nicht/ ob<lb/> man ſie unter die <hi rendition="#aq">Grammaticos,</hi> wie ſie dann gar <hi rendition="#aq">Puri</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Puti,</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [848/0868]
Deß Academiſchen
witziger Mann auß ſeiner Schule kommt/ weil er un-
ter allen ſeinen Zuhoͤrern der groͤſſeſte Narꝛ iſt/ alſo/
daß man ſich billich verwundert/ daß er nicht auch/
wie ſonſt ein Narꝛ zehen Narren macht. Die Latei-
niſche Sprach haͤlt er ſo hoch/ daß er nur darum allein
nicht zu Hof ſeyn mag/ weil man nicht Lateiniſch da-
ſelbſt redet; Ja ich wil/ er ſoll ſich deß ewigen Lebens
verzeyhen/ wann er wuͤſte/ daß man da kein Latein re-
den wird. Sein gantzes Leben iſt ein Parodoxum, ſei-
ne einzige Erquickung und Lufftſchoͤpffung iſt von den
Winden/ die von Niedergang blaſen/ die man ſonſt
Zephyros oder Zehen-Fuͤrſt nennet. Da er zum erſten
mahl deß Ariſtotelis Syllogiſtica lieſet/ faͤnget er ſelbſt
an zu verzweiffeln/ ob er biß dahero auch eine ver-
nuͤnfftige Creatur geweſen/ faͤnget zugleich an/ deß
Menſchlichen Geſchlechts Elend zu beweinen/ daß ſie
nicht alle ſolcher hohen Geheimnuͤſſen der Vernunfft
theilhafftig werden koͤnten/ ſondern alſo/ wie das un-
vernuͤnffrige Vieh/ ohne Ration und Verſtand dahin
lebeten. Mit einem Wort/ er iſt unter allen Scharff-
richtern der Gnaͤdigſte/ und unter allen Schmeiß-
haußfegern der Saͤuberſte.
Das XXVI. Capitul/
Diſcurs Thomæ Garzonii von den Grammaticis und Schul-
meiſtern/ und von ihrer ſeltzamen Einbildung.
WO mir recht iſt/ fiel Cavina dem Schweitzer
jetzo ins Wort/ ſo habe ich bey dem Welt-
bekandten Thoma Garzonio einen artlichen
Diſcurs von den Schulmeiſtern und Grammaticis in
ſeinem Schau-Platz aller Kuͤnſten geleſen/ welcher
ſich in folgende Worte deßfalls herauß laͤſſet: Her-
gegen aber finden ſich auch etliche/ von welchen ich
nicht viel Gutes zu ſagen weiß/ weiß auch nicht/ ob
man ſie unter die Grammaticos, wie ſie dann gar Puri
Puti,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/868 |
Zitationshilfe: | Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 848. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/868>, abgerufen am 11.12.2023. |