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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,2. Nürnberg, 1813.

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Die Erscheinung.
aus ihr in sich zurükkehrende Wesen. Unmittelbar
ist daher Gott nur die Natur. Oder die Natur ist
nur der innere, nicht als Geist wirkliche und damit
nicht der wahrhafte Gott. -- Oder Gott ist im Denken,
als erstem Denken, nur das reine Seyn, oder auch
das Wesen, das abstracte Absolute; nicht aber Gott als
absoluter Geist, als welcher allein die wahrhafte Natur
Gottes ist.

3. Die erste der betrachteten Identitäten des In-
nern und Aeussern ist die gegen den Unterschied dieser
Bestimmungen als gegen eine ihr äussere Form gleichgül-
tige Grundlage, oder sie als Inhalt. Die zweyte
ist die unvermittelte Identität ihres Unterschiedes, die un-
mittelbare Umkehrung jeder in ihre entgegengesetzte; --
oder sie als reine Form. Aber diese beyden Identitä-
ten sind nur die Seiten Einer Totalität; oder
sie selbst ist nur die Umkehrung der einen in die andre.
Die Totalität als Grundlage und Inhalt ist diese in sich
reflectirte Unmittelbarkeit nur durch die voraussetzende
Reflexion der Form, die ihren Unterschied aufhebt, und
sich als gleichgültige Identität, als reflectirte Einheit ge-
gen ihn setzt. Oder der Inhalt ist die Form selbst, in-
sofern sie sich als Verschiedenheit bestimmt, und sich
selbst zu einer ihrer Seiten, als Aeusserlichkeit, zu der
andern aber als in sich reflectirte Unmittelbarkeit oder
zum Innern macht.

Dadurch sind also umgekehrt die Unterschiede der
Form, das Innre und das Aeussere, jedes an ihm selbst
gesetzt als die Totalität seiner und seines andern; das
Innre ist als einfache in sich reflectirte Identität, das
Unmittelbare und daher so sehr Seyn und Aeusserlichkeit,
als Wesen; und das Aeussere ist als das mannichfal-
tige, bestimmte Seyn, nur äusseres d. h. gesetzt als un-

wesent-
O 2

Die Erſcheinung.
aus ihr in ſich zuruͤkkehrende Weſen. Unmittelbar
iſt daher Gott nur die Natur. Oder die Natur iſt
nur der innere, nicht als Geiſt wirkliche und damit
nicht der wahrhafte Gott. — Oder Gott iſt im Denken,
als erſtem Denken, nur das reine Seyn, oder auch
das Weſen, das abſtracte Abſolute; nicht aber Gott als
abſoluter Geiſt, als welcher allein die wahrhafte Natur
Gottes iſt.

3. Die erſte der betrachteten Identitaͤten des In-
nern und Aeuſſern iſt die gegen den Unterſchied dieſer
Beſtimmungen als gegen eine ihr aͤuſſere Form gleichguͤl-
tige Grundlage, oder ſie als Inhalt. Die zweyte
iſt die unvermittelte Identitaͤt ihres Unterſchiedes, die un-
mittelbare Umkehrung jeder in ihre entgegengeſetzte; —
oder ſie als reine Form. Aber dieſe beyden Identitaͤ-
ten ſind nur die Seiten Einer Totalitaͤt; oder
ſie ſelbſt iſt nur die Umkehrung der einen in die andre.
Die Totalitaͤt als Grundlage und Inhalt iſt dieſe in ſich
reflectirte Unmittelbarkeit nur durch die vorausſetzende
Reflexion der Form, die ihren Unterſchied aufhebt, und
ſich als gleichguͤltige Identitaͤt, als reflectirte Einheit ge-
gen ihn ſetzt. Oder der Inhalt iſt die Form ſelbſt, in-
ſofern ſie ſich als Verſchiedenheit beſtimmt, und ſich
ſelbſt zu einer ihrer Seiten, als Aeuſſerlichkeit, zu der
andern aber als in ſich reflectirte Unmittelbarkeit oder
zum Innern macht.

Dadurch ſind alſo umgekehrt die Unterſchiede der
Form, das Innre und das Aeuſſere, jedes an ihm ſelbſt
geſetzt als die Totalitaͤt ſeiner und ſeines andern; das
Innre iſt als einfache in ſich reflectirte Identitaͤt, das
Unmittelbare und daher ſo ſehr Seyn und Aeuſſerlichkeit,
als Weſen; und das Aeuſſere iſt als das mannichfal-
tige, beſtimmte Seyn, nur aͤuſſeres d. h. geſetzt als un-

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O 2
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[211/0223] Die Erſcheinung. aus ihr in ſich zuruͤkkehrende Weſen. Unmittelbar iſt daher Gott nur die Natur. Oder die Natur iſt nur der innere, nicht als Geiſt wirkliche und damit nicht der wahrhafte Gott. — Oder Gott iſt im Denken, als erſtem Denken, nur das reine Seyn, oder auch das Weſen, das abſtracte Abſolute; nicht aber Gott als abſoluter Geiſt, als welcher allein die wahrhafte Natur Gottes iſt. 3. Die erſte der betrachteten Identitaͤten des In- nern und Aeuſſern iſt die gegen den Unterſchied dieſer Beſtimmungen als gegen eine ihr aͤuſſere Form gleichguͤl- tige Grundlage, oder ſie als Inhalt. Die zweyte iſt die unvermittelte Identitaͤt ihres Unterſchiedes, die un- mittelbare Umkehrung jeder in ihre entgegengeſetzte; — oder ſie als reine Form. Aber dieſe beyden Identitaͤ- ten ſind nur die Seiten Einer Totalitaͤt; oder ſie ſelbſt iſt nur die Umkehrung der einen in die andre. Die Totalitaͤt als Grundlage und Inhalt iſt dieſe in ſich reflectirte Unmittelbarkeit nur durch die vorausſetzende Reflexion der Form, die ihren Unterſchied aufhebt, und ſich als gleichguͤltige Identitaͤt, als reflectirte Einheit ge- gen ihn ſetzt. Oder der Inhalt iſt die Form ſelbſt, in- ſofern ſie ſich als Verſchiedenheit beſtimmt, und ſich ſelbſt zu einer ihrer Seiten, als Aeuſſerlichkeit, zu der andern aber als in ſich reflectirte Unmittelbarkeit oder zum Innern macht. Dadurch ſind alſo umgekehrt die Unterſchiede der Form, das Innre und das Aeuſſere, jedes an ihm ſelbſt geſetzt als die Totalitaͤt ſeiner und ſeines andern; das Innre iſt als einfache in ſich reflectirte Identitaͤt, das Unmittelbare und daher ſo ſehr Seyn und Aeuſſerlichkeit, als Weſen; und das Aeuſſere iſt als das mannichfal- tige, beſtimmte Seyn, nur aͤuſſeres d. h. geſetzt als un- weſent- O 2

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Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,2. Nürnberg, 1813, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0102_1813/223>, abgerufen am 28.04.2024.