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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807.

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und der räsonnirenden Weise aus, wenn ein-
mal das vom Subjecte gesagte die Bedeutung
seines Begriffs hat, das anderemal aber auch
nur die Bedeutung seines Prädicats oder Acci-
dens. -- Die eine Weise stört die andere, und
erst diejenige philosophische Exposition würde
es erreichen, plastisch zu seyn, welche strenge
die Art des gewöhnlichen Verhältnisses der Theile
eines Satzes ausschlösse.

In der That hat auch das nicht speculative
Denken sein Recht, das gültig aber in der Weise
des speculativen Satzes nicht beachtet ist. Dass
die Form des Satzes aufgehoben wird, muss
nicht nur auf unmittelbare Weise geschehen,
nicht durch den blossen Inhalt des Satzes. Son-
dern diese entgegengesetzte Bewegung muss
ausgesprochen werden; sie muss nicht nur jene
innerliche Hemmung, sondern diss Zurückgehen
des Begriffs in sich muss dargestellt seyn. Diese
Bewegung, welche das ausmacht, was sonst der
Beweis leisten sollte, ist die dialektische Bewe-
gung des Satzes selbst. Sie allein ist das wirk-
liche
Speculative, und nur das Aussprechen der-
selben ist speculative Darstellung. Als Satz ist
das Speculative nur die innerliche Hemmung und
die nichtdaseyende Rückkehr des Wesens in sich.
Wir sehen uns daher oft von philosophischen

Expo-

und der räſonnirenden Weiſe aus, wenn ein-
mal das vom Subjecte geſagte die Bedeutung
ſeines Begriffs hat, das anderemal aber auch
nur die Bedeutung ſeines Prädicats oder Acci-
dens. — Die eine Weiſe stört die andere, und
erst diejenige philosophische Exposition würde
es erreichen, plastiſch zu ſeyn, welche strenge
die Art des gewöhnlichen Verhältniſſes der Theile
eines Satzes ausſchlöſſe.

In der That hat auch das nicht ſpeculative
Denken ſein Recht, das gültig aber in der Weiſe
des ſpeculativen Satzes nicht beachtet ist. Daſs
die Form des Satzes aufgehoben wird, muſs
nicht nur auf unmittelbare Weiſe geſchehen,
nicht durch den bloſſen Inhalt des Satzes. Son-
dern dieſe entgegengeſetzte Bewegung muſs
ausgeſprochen werden; sie muſs nicht nur jene
innerliche Hemmung, ſondern diſs Zurückgehen
des Begriffs in sich muſs dargeſtellt ſeyn. Dieſe
Bewegung, welche das ausmacht, was ſonſt der
Beweis leiſten ſollte, ist die dialektiſche Bewe-
gung des Satzes ſelbst. Sie allein ist das wirk-
liche
Speculative, und nur das Ausſprechen der-
ſelben ist ſpeculative Darſtellung. Als Satz ist
das Speculative nur die innerliche Hemmung und
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[LXXX/0095] und der räſonnirenden Weiſe aus, wenn ein- mal das vom Subjecte geſagte die Bedeutung ſeines Begriffs hat, das anderemal aber auch nur die Bedeutung ſeines Prädicats oder Acci- dens. — Die eine Weiſe stört die andere, und erst diejenige philosophische Exposition würde es erreichen, plastiſch zu ſeyn, welche strenge die Art des gewöhnlichen Verhältniſſes der Theile eines Satzes ausſchlöſſe. In der That hat auch das nicht ſpeculative Denken ſein Recht, das gültig aber in der Weiſe des ſpeculativen Satzes nicht beachtet ist. Daſs die Form des Satzes aufgehoben wird, muſs nicht nur auf unmittelbare Weiſe geſchehen, nicht durch den bloſſen Inhalt des Satzes. Son- dern dieſe entgegengeſetzte Bewegung muſs ausgeſprochen werden; sie muſs nicht nur jene innerliche Hemmung, ſondern diſs Zurückgehen des Begriffs in sich muſs dargeſtellt ſeyn. Dieſe Bewegung, welche das ausmacht, was ſonſt der Beweis leiſten ſollte, ist die dialektiſche Bewe- gung des Satzes ſelbst. Sie allein ist das wirk- liche Speculative, und nur das Ausſprechen der- ſelben ist ſpeculative Darſtellung. Als Satz ist das Speculative nur die innerliche Hemmung und die nichtdaſeyende Rückkehr des Weſens in ſich. Wir ſehen uns daher oft von philoſophiſchen Expo-

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Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. LXXX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/95>, abgerufen am 29.04.2024.