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Heine, Heinrich: Ueber den Denunzianten. Eine Vorrede zum dritten Theile des Salons. Hamburg, 1837.

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Wirklichkeit, die uns dermalen umgiebt, für einige Stunden zu vergessen. Das Gedicht, welches am Schlusse des Buches, habe ich selber verfaßt, und ich denke, es wird meinen Feinden viel Vergnügen machen; ich habe kein besseres geben können. Die Zeit der Gedichte ist überhaupt bei mir zu Ende, ich kann wahrhaftig kein gutes Gedicht mehr zu Tage fördern, und die Kleindichter in Schwaben, statt mir zu grollen, sollten sie mich vielmehr brüderlichst in ihre Schule aufnehmen . . . Das wird auch wohl das Ende des Spaßes seyn, daß ich in der schwäbischen Dichterschule, mit Fallhütchen auf dem Kopf, neben den Andern auf das kleine Bänkchen zu sitzen komme, und das schöne Wetter besinge, die Frühlingssonne, die Mayenwonne, die Gelbveiglein, und die Quetschenbäume. Ich hatte längst eingesehen, daß es mit den Versen nicht mehr recht vorwärts ging und deßhalb verlegte ich mich auf gute Prosa. Da man aber in der Prosa nicht ausreicht mit dem schönen

Wirklichkeit, die uns dermalen umgiebt, für einige Stunden zu vergessen. Das Gedicht, welches am Schlusse des Buches, habe ich selber verfaßt, und ich denke, es wird meinen Feinden viel Vergnügen machen; ich habe kein besseres geben können. Die Zeit der Gedichte ist überhaupt bei mir zu Ende, ich kann wahrhaftig kein gutes Gedicht mehr zu Tage fördern, und die Kleindichter in Schwaben, statt mir zu grollen, sollten sie mich vielmehr brüderlichst in ihre Schule aufnehmen . . . Das wird auch wohl das Ende des Spaßes seyn, daß ich in der schwäbischen Dichterschule, mit Fallhütchen auf dem Kopf, neben den Andern auf das kleine Bänkchen zu sitzen komme, und das schöne Wetter besinge, die Frühlingssonne, die Mayenwonne, die Gelbveiglein, und die Quetschenbäume. Ich hatte längst eingesehen, daß es mit den Versen nicht mehr recht vorwärts ging und deßhalb verlegte ich mich auf gute Prosa. Da man aber in der Prosa nicht ausreicht mit dem schönen

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[2/0003] Wirklichkeit, die uns dermalen umgiebt, für einige Stunden zu vergessen. Das Gedicht, welches am Schlusse des Buches, habe ich selber verfaßt, und ich denke, es wird meinen Feinden viel Vergnügen machen; ich habe kein besseres geben können. Die Zeit der Gedichte ist überhaupt bei mir zu Ende, ich kann wahrhaftig kein gutes Gedicht mehr zu Tage fördern, und die Kleindichter in Schwaben, statt mir zu grollen, sollten sie mich vielmehr brüderlichst in ihre Schule aufnehmen . . . Das wird auch wohl das Ende des Spaßes seyn, daß ich in der schwäbischen Dichterschule, mit Fallhütchen auf dem Kopf, neben den Andern auf das kleine Bänkchen zu sitzen komme, und das schöne Wetter besinge, die Frühlingssonne, die Mayenwonne, die Gelbveiglein, und die Quetschenbäume. Ich hatte längst eingesehen, daß es mit den Versen nicht mehr recht vorwärts ging und deßhalb verlegte ich mich auf gute Prosa. Da man aber in der Prosa nicht ausreicht mit dem schönen

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Ueber den Denunzianten. Eine Vorrede zum dritten Theile des Salons. Hamburg, 1837, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_denunzianten_1837/3>, abgerufen am 26.04.2024.