Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.

Bild:
<< vorherige Seite
Liegt man doch jahraus, jahrein,
Mäuschenstill im Kämmerlein;
Laßt uns heute lustig seyn!
Mit Vergunst, --
Seht erst zu, sind wir allein? --
Narren waren wir im Leben,
Und mit toller Wuth ergeben
Einer tollen Liebesbrunst.
Kurzweil soll uns heut nicht fehlen,
Jeder soll hier treu erzählen,
Was ihn weiland hergebracht,
Wie gehetzt,
Wie zerfetzt
Ihn die tolle Liebesjagd.
Da hüpft aus dem Kreise, so leicht, wie der Wind,
Ein mageres Wesen, das summend beginnt:
Ich war ein Schneidergeselle,
Mit Nadel und mit Scheer';
Ich war so flink und schnelle
Mit Nadel und mit Scheer'.
Da kam die Meisterstochter
Mit Nadel und mit Scheer';
Und hat mir in's Herz gestochen
Mit Nadel und mit Scheer'.
Liegt man doch jahraus, jahrein,
Mäuschenſtill im Kämmerlein;
Laßt uns heute luſtig ſeyn!
Mit Vergunſt, —
Seht erſt zu, ſind wir allein? —
Narren waren wir im Leben,
Und mit toller Wuth ergeben
Einer tollen Liebesbrunſt.
Kurzweil ſoll uns heut nicht fehlen,
Jeder ſoll hier treu erzählen,
Was ihn weiland hergebracht,
Wie gehetzt,
Wie zerfetzt
Ihn die tolle Liebesjagd.
Da hüpft aus dem Kreiſe, ſo leicht, wie der Wind,
Ein mageres Weſen, das ſummend beginnt:
Ich war ein Schneidergeſelle,
Mit Nadel und mit Scheer';
Ich war ſo flink und ſchnelle
Mit Nadel und mit Scheer'.
Da kam die Meiſterstochter
Mit Nadel und mit Scheer';
Und hat mir in's Herz geſtochen
Mit Nadel und mit Scheer'.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0035" n="27"/>
              <lg n="10">
                <l>Liegt man doch jahraus, jahrein,</l><lb/>
                <l>Mäuschen&#x017F;till im Kämmerlein;</l><lb/>
                <l>Laßt uns heute lu&#x017F;tig &#x017F;eyn!</l><lb/>
                <l>Mit Vergun&#x017F;t, &#x2014;</l><lb/>
                <l>Seht er&#x017F;t zu, &#x017F;ind wir allein? &#x2014;</l><lb/>
                <l>Narren waren wir im Leben,</l><lb/>
                <l>Und mit toller Wuth ergeben</l><lb/>
                <l>Einer tollen Liebesbrun&#x017F;t.</l><lb/>
                <l>Kurzweil &#x017F;oll uns heut nicht fehlen,</l><lb/>
                <l>Jeder &#x017F;oll hier treu erzählen,</l><lb/>
                <l>Was ihn weiland hergebracht,</l><lb/>
                <l>Wie gehetzt,</l><lb/>
                <l>Wie zerfetzt</l><lb/>
                <l>Ihn die tolle Liebesjagd.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="11">
                <l>Da hüpft aus dem Krei&#x017F;e, &#x017F;o leicht, wie der Wind,</l><lb/>
                <l>Ein mageres We&#x017F;en, das &#x017F;ummend beginnt:</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="12">
                <l>Ich war ein Schneiderge&#x017F;elle,</l><lb/>
                <l>Mit Nadel und mit Scheer';</l><lb/>
                <l>Ich war &#x017F;o flink und &#x017F;chnelle</l><lb/>
                <l>Mit Nadel und mit Scheer'.</l><lb/>
                <l>Da kam die Mei&#x017F;terstochter</l><lb/>
                <l>Mit Nadel und mit Scheer';</l><lb/>
                <l>Und hat mir in's Herz ge&#x017F;tochen</l><lb/>
                <l>Mit Nadel und mit Scheer'.</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0035] Liegt man doch jahraus, jahrein, Mäuschenſtill im Kämmerlein; Laßt uns heute luſtig ſeyn! Mit Vergunſt, — Seht erſt zu, ſind wir allein? — Narren waren wir im Leben, Und mit toller Wuth ergeben Einer tollen Liebesbrunſt. Kurzweil ſoll uns heut nicht fehlen, Jeder ſoll hier treu erzählen, Was ihn weiland hergebracht, Wie gehetzt, Wie zerfetzt Ihn die tolle Liebesjagd. Da hüpft aus dem Kreiſe, ſo leicht, wie der Wind, Ein mageres Weſen, das ſummend beginnt: Ich war ein Schneidergeſelle, Mit Nadel und mit Scheer'; Ich war ſo flink und ſchnelle Mit Nadel und mit Scheer'. Da kam die Meiſterstochter Mit Nadel und mit Scheer'; Und hat mir in's Herz geſtochen Mit Nadel und mit Scheer'.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/35
Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/35>, abgerufen am 07.10.2024.