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Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.

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XIII.
Der wunde Ritter.

Ich weiß eine alte Kunde,
Die hallet dumpf und trüb';
Ein Ritter lag liebeswunde,
Doch treulos ist sein Lieb.
Als treulos muß er verachten
Die eigne Herzliebste sein,
Als schimpflich muß er betrachten
Die eigne Liebespein.
Er möcht' in die Schranken reiten,
Und rufen die Ritter zum Streit:
Der mag sich zum Kampfe bereiten,
Wer mein Lieb eines Makels zeih't!
Da würden wohl Alle schweigen,
Nur nicht sein eigener Schmerz;
Da müßt' er die Lanze neigen
Wider's eigne klagende Herz.

XIII.
Der wunde Ritter.

Ich weiß eine alte Kunde,
Die hallet dumpf und trüb';
Ein Ritter lag liebeswunde,
Doch treulos iſt ſein Lieb.
Als treulos muß er verachten
Die eigne Herzliebſte ſein,
Als ſchimpflich muß er betrachten
Die eigne Liebespein.
Er möcht' in die Schranken reiten,
Und rufen die Ritter zum Streit:
Der mag ſich zum Kampfe bereiten,
Wer mein Lieb eines Makels zeih't!
Da würden wohl Alle ſchweigen,
Nur nicht ſein eigener Schmerz;
Da müßt' er die Lanze neigen
Wider's eigne klagende Herz.

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[77/0085] XIII. Der wunde Ritter. Ich weiß eine alte Kunde, Die hallet dumpf und trüb'; Ein Ritter lag liebeswunde, Doch treulos iſt ſein Lieb. Als treulos muß er verachten Die eigne Herzliebſte ſein, Als ſchimpflich muß er betrachten Die eigne Liebespein. Er möcht' in die Schranken reiten, Und rufen die Ritter zum Streit: Der mag ſich zum Kampfe bereiten, Wer mein Lieb eines Makels zeih't! Da würden wohl Alle ſchweigen, Nur nicht ſein eigener Schmerz; Da müßt' er die Lanze neigen Wider's eigne klagende Herz.

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/85>, abgerufen am 29.04.2024.