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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827.

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Jene Stadt ist voller Verse, Töne, Statuen,
Schilderey'n,

Wursthans steht mit der Trompete an dem Thor,
und schreit: "Herein!"


"Diese Reime klingen schändlich, ohne Metrum
und Caesuren;"

Wollt in Uniform ihr stecken literarische Pan¬
duren? --


"Sag, wie kommst du nur zu Worten, die so
grob und ungezogen?"

Freund, im wüsten Marktgedränge braucht man
seine Ellenbogen.


"Aber du hast auch bereimet, was unläugbar gut
und groß."

Mischt der Beste sich zum Plebse, duldet er des
Plebses Loos.


Jene Stadt iſt voller Verſe, Toͤne, Statuen,
Schilderey'n,

Wurſthans ſteht mit der Trompete an dem Thor,
und ſchreit: “Herein!”


“Dieſe Reime klingen ſchaͤndlich, ohne Metrum
und Caeſuren;”

Wollt in Uniform ihr ſtecken literariſche Pan¬
duren? —


“Sag, wie kommſt du nur zu Worten, die ſo
grob und ungezogen?”

Freund, im wuͤſten Marktgedraͤnge braucht man
ſeine Ellenbogen.


“Aber du haſt auch bereimet, was unlaͤugbar gut
und groß.”

Miſcht der Beſte ſich zum Plebſe, duldet er des
Plebſes Loos.


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[127/0135] Jene Stadt iſt voller Verſe, Toͤne, Statuen, Schilderey'n, Wurſthans ſteht mit der Trompete an dem Thor, und ſchreit: “Herein!” “Dieſe Reime klingen ſchaͤndlich, ohne Metrum und Caeſuren;” Wollt in Uniform ihr ſtecken literariſche Pan¬ duren? — “Sag, wie kommſt du nur zu Worten, die ſo grob und ungezogen?” Freund, im wuͤſten Marktgedraͤnge braucht man ſeine Ellenbogen. “Aber du haſt auch bereimet, was unlaͤugbar gut und groß.” Miſcht der Beſte ſich zum Plebſe, duldet er des Plebſes Loos.

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder02_1827/135>, abgerufen am 30.04.2024.