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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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Capitel XXX.

Auf dem Schlachtfelde von Marengo kommen
einem die Betrachtungen so schaarenweis ange¬
flogen, daß man glauben sollte, es wären die¬
selben, die dort so mancher plötzlich aufgeben
mußte, und die nun, wie herrenlose Hunde, um¬
herirren. Ich liebe Schlachtfelder, denn so furcht¬
bar auch der Krieg ist, so bekundet er doch die
geistige Größe des Menschen, der seinem mächtig¬
sten Erbfeinde, dem Tode, zu trotzen vermag.
Und gar dieses Schlachtfeld wo die Freyheit auf
Blutrosen tanzte, den üppigen Brauttanz! Frank¬
reich war damals Bräutigam, hatte die ganze

Capitel XXX.

Auf dem Schlachtfelde von Marengo kommen
einem die Betrachtungen ſo ſchaarenweis ange¬
flogen, daß man glauben ſollte, es waͤren die¬
ſelben, die dort ſo mancher ploͤtzlich aufgeben
mußte, und die nun, wie herrenloſe Hunde, um¬
herirren. Ich liebe Schlachtfelder, denn ſo furcht¬
bar auch der Krieg iſt, ſo bekundet er doch die
geiſtige Groͤße des Menſchen, der ſeinem maͤchtig¬
ſten Erbfeinde, dem Tode, zu trotzen vermag.
Und gar dieſes Schlachtfeld wo die Freyheit auf
Blutroſen tanzte, den uͤppigen Brauttanz! Frank¬
reich war damals Braͤutigam, hatte die ganze

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[184/0192] Capitel XXX. Auf dem Schlachtfelde von Marengo kommen einem die Betrachtungen ſo ſchaarenweis ange¬ flogen, daß man glauben ſollte, es waͤren die¬ ſelben, die dort ſo mancher ploͤtzlich aufgeben mußte, und die nun, wie herrenloſe Hunde, um¬ herirren. Ich liebe Schlachtfelder, denn ſo furcht¬ bar auch der Krieg iſt, ſo bekundet er doch die geiſtige Groͤße des Menſchen, der ſeinem maͤchtig¬ ſten Erbfeinde, dem Tode, zu trotzen vermag. Und gar dieſes Schlachtfeld wo die Freyheit auf Blutroſen tanzte, den uͤppigen Brauttanz! Frank¬ reich war damals Braͤutigam, hatte die ganze

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/192>, abgerufen am 27.04.2024.