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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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der glühendste Freund der Revoluzion nur im
Siege Rußlands das Heil der Welt sieht, und
den Kaiser Nikolas als den Gonfaloniere der
Freyheit betrachten muß. Seltsamer Wechsel!
noch vor zwey Jahren bekleideten wir mit diesem
Amte einen englischen Minister, das Geheul des
hochtoryschen Hasses gegen George Canning lei¬
tete damals unsre Wahl, in den adlig unedlen
Kränkungen, die er erlitt, sahen wir die Ga¬
rantieen seiner Treue, und als er des Märtyrer¬
todes starb, da legten wir Trauer an, und der
achte August wurde ein heiliger Tag im Kalender
der Freyheit. Die Fahne aber nahmen wir wie¬
der fort von Downingstreet, und pflanzten sie
auf die Petersburg, und wählten zu ihrem Trä¬
ger den Kaiser Nikolas, den Ritter von Europa,
der die griechischen Wittwen und Waisen schützte
gegen asiatische Barbaren, und in solchem guten
Kampfe seine Sporen verdiente. Wieder hatten
sich die Feinde der Freyheit zu sehr verrathen,

der gluͤhendſte Freund der Revoluzion nur im
Siege Rußlands das Heil der Welt ſieht, und
den Kaiſer Nikolas als den Gonfaloniere der
Freyheit betrachten muß. Seltſamer Wechſel!
noch vor zwey Jahren bekleideten wir mit dieſem
Amte einen engliſchen Miniſter, das Geheul des
hochtoryſchen Haſſes gegen George Canning lei¬
tete damals unſre Wahl, in den adlig unedlen
Kraͤnkungen, die er erlitt, ſahen wir die Ga¬
rantieen ſeiner Treue, und als er des Maͤrtyrer¬
todes ſtarb, da legten wir Trauer an, und der
achte Auguſt wurde ein heiliger Tag im Kalender
der Freyheit. Die Fahne aber nahmen wir wie¬
der fort von Downingſtreet, und pflanzten ſie
auf die Petersburg, und waͤhlten zu ihrem Traͤ¬
ger den Kaiſer Nikolas, den Ritter von Europa,
der die griechiſchen Wittwen und Waiſen ſchuͤtzte
gegen aſiatiſche Barbaren, und in ſolchem guten
Kampfe ſeine Sporen verdiente. Wieder hatten
ſich die Feinde der Freyheit zu ſehr verrathen‚

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[187/0195] der gluͤhendſte Freund der Revoluzion nur im Siege Rußlands das Heil der Welt ſieht, und den Kaiſer Nikolas als den Gonfaloniere der Freyheit betrachten muß. Seltſamer Wechſel! noch vor zwey Jahren bekleideten wir mit dieſem Amte einen engliſchen Miniſter, das Geheul des hochtoryſchen Haſſes gegen George Canning lei¬ tete damals unſre Wahl, in den adlig unedlen Kraͤnkungen, die er erlitt, ſahen wir die Ga¬ rantieen ſeiner Treue, und als er des Maͤrtyrer¬ todes ſtarb, da legten wir Trauer an, und der achte Auguſt wurde ein heiliger Tag im Kalender der Freyheit. Die Fahne aber nahmen wir wie¬ der fort von Downingſtreet, und pflanzten ſie auf die Petersburg, und waͤhlten zu ihrem Traͤ¬ ger den Kaiſer Nikolas, den Ritter von Europa, der die griechiſchen Wittwen und Waiſen ſchuͤtzte gegen aſiatiſche Barbaren, und in ſolchem guten Kampfe ſeine Sporen verdiente. Wieder hatten ſich die Feinde der Freyheit zu ſehr verrathen‚

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/195>, abgerufen am 28.04.2024.