Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

gemacht hatten, wieder herunter zu schlagen:
dieser junge Mensch sollte die Zimmer allein aus-
mahlen. Die alten Herrn schrien über Tyran-
ney und Unverstand: aber Welt und Nachwelt
hat diesen harten Ausspruch gerechtfertigt.

Ein solcher Schutz der Kunst macht Ehre,
und keine Millionen, die man an Stümper und
ein buntes Gemisch von Kunstsachen verschwen-
det; indes der eigentliche Mann bey seiner Be-
scheidenheit entweder verborgen bleibt und darbt,
oder doch nur als ein gewöhnlicher Taglöhner sein
Stück Arbeit nebenher durch irgend eines Ver-
nünftigen Emphelung von ohngefehr bekömmt.

Die Theologie ist ein geistig Bild der Re-
ligion; die vornehmsten Personen des alten und
neuen Testaments sind hier beysammen, jede
nach ihrem Charakter. Das Ganze stellt gleich-
sam die christliche Kirche vor im Werden.

Gott der Vater schwebt oben an als Archi-
tekt mit freundlichem Ernst, daß alles so ist, wie

ers

gemacht hatten, wieder herunter zu ſchlagen:
dieſer junge Menſch ſollte die Zimmer allein aus-
mahlen. Die alten Herrn ſchrien uͤber Tyran-
ney und Unverſtand: aber Welt und Nachwelt
hat dieſen harten Ausſpruch gerechtfertigt.

Ein ſolcher Schutz der Kunſt macht Ehre,
und keine Millionen, die man an Stuͤmper und
ein buntes Gemiſch von Kunſtſachen verſchwen-
det; indes der eigentliche Mann bey ſeiner Be-
ſcheidenheit entweder verborgen bleibt und darbt,
oder doch nur als ein gewoͤhnlicher Tagloͤhner ſein
Stuͤck Arbeit nebenher durch irgend eines Ver-
nuͤnftigen Emphelung von ohngefehr bekoͤmmt.

Die Theologie iſt ein geiſtig Bild der Re-
ligion; die vornehmſten Perſonen des alten und
neuen Teſtaments ſind hier beyſammen, jede
nach ihrem Charakter. Das Ganze ſtellt gleich-
ſam die chriſtliche Kirche vor im Werden.

Gott der Vater ſchwebt oben an als Archi-
tekt mit freundlichem Ernſt, daß alles ſo iſt, wie

ers
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0016" n="8"/>
gemacht hatten, wieder herunter zu &#x017F;chlagen:<lb/>
die&#x017F;er junge Men&#x017F;ch &#x017F;ollte die Zimmer allein aus-<lb/>
mahlen. Die alten Herrn &#x017F;chrien u&#x0364;ber Tyran-<lb/>
ney und Unver&#x017F;tand: aber Welt und Nachwelt<lb/>
hat die&#x017F;en harten Aus&#x017F;pruch gerechtfertigt.</p><lb/>
          <p>Ein &#x017F;olcher Schutz der Kun&#x017F;t macht Ehre,<lb/>
und keine Millionen, die man an Stu&#x0364;mper und<lb/>
ein buntes Gemi&#x017F;ch von Kun&#x017F;t&#x017F;achen ver&#x017F;chwen-<lb/>
det; indes der eigentliche Mann bey &#x017F;einer Be-<lb/>
&#x017F;cheidenheit entweder verborgen bleibt und darbt,<lb/>
oder doch nur als ein gewo&#x0364;hnlicher Taglo&#x0364;hner &#x017F;ein<lb/>
Stu&#x0364;ck Arbeit nebenher durch irgend eines Ver-<lb/>
nu&#x0364;nftigen Emphelung von ohngefehr beko&#x0364;mmt.</p><lb/>
          <p>Die <hi rendition="#fr">Theologie</hi> i&#x017F;t ein gei&#x017F;tig Bild der Re-<lb/>
ligion; die vornehm&#x017F;ten Per&#x017F;onen des alten und<lb/>
neuen Te&#x017F;taments &#x017F;ind hier bey&#x017F;ammen, jede<lb/>
nach ihrem Charakter. Das Ganze &#x017F;tellt gleich-<lb/>
&#x017F;am die chri&#x017F;tliche Kirche vor im Werden.</p><lb/>
          <p>Gott der Vater &#x017F;chwebt oben an als Archi-<lb/>
tekt mit freundlichem Ern&#x017F;t, daß alles &#x017F;o i&#x017F;t, wie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ers</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8/0016] gemacht hatten, wieder herunter zu ſchlagen: dieſer junge Menſch ſollte die Zimmer allein aus- mahlen. Die alten Herrn ſchrien uͤber Tyran- ney und Unverſtand: aber Welt und Nachwelt hat dieſen harten Ausſpruch gerechtfertigt. Ein ſolcher Schutz der Kunſt macht Ehre, und keine Millionen, die man an Stuͤmper und ein buntes Gemiſch von Kunſtſachen verſchwen- det; indes der eigentliche Mann bey ſeiner Be- ſcheidenheit entweder verborgen bleibt und darbt, oder doch nur als ein gewoͤhnlicher Tagloͤhner ſein Stuͤck Arbeit nebenher durch irgend eines Ver- nuͤnftigen Emphelung von ohngefehr bekoͤmmt. Die Theologie iſt ein geiſtig Bild der Re- ligion; die vornehmſten Perſonen des alten und neuen Teſtaments ſind hier beyſammen, jede nach ihrem Charakter. Das Ganze ſtellt gleich- ſam die chriſtliche Kirche vor im Werden. Gott der Vater ſchwebt oben an als Archi- tekt mit freundlichem Ernſt, daß alles ſo iſt, wie ers

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/16
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/16>, abgerufen am 29.04.2024.