Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

doch noch das Band der Ehe der bürgerlichen
Ordnung wegen tragen; aber warlich nicht deß-
wegen, daß es uns zusammen halten soll. O
sie ist der glückliche Hafen aller meiner stür-
mischen Wünsche! Wir kennen uns nun von
innen und außen bis auf unsre geheimsten Re-
gungen.

Unsre Reise war eine immerwährende Au-
genlust. Wir haben den Weg über Monte Cas-
sino
genommen. Hier fühlt man erst recht die
Schönheit von Italien, und hat sinnlich vor
sich, wie sich der Apennin in seiner ganzen Ma-
jestät durch dessen Mitte lagert, zur Erfrischung
mit seinen luftigen und waldichten Gipfeln für
den Sommer und reizenden Thälern und Ebnen
an beyden Meeren für den Winter. In weiten
Kreisen thürmt sich immer ein Gebirg über das
andre, und das Farbenspiel geht in unendlichen
Höhen und Tiefen durch alle Töne in süßen und
furchtbaren Harmonien.

Der

doch noch das Band der Ehe der buͤrgerlichen
Ordnung wegen tragen; aber warlich nicht deß-
wegen, daß es uns zuſammen halten ſoll. O
ſie iſt der gluͤckliche Hafen aller meiner ſtuͤr-
miſchen Wuͤnſche! Wir kennen uns nun von
innen und außen bis auf unſre geheimſten Re-
gungen.

Unſre Reiſe war eine immerwaͤhrende Au-
genluſt. Wir haben den Weg uͤber Monte Caſ-
ſino
genommen. Hier fuͤhlt man erſt recht die
Schoͤnheit von Italien, und hat ſinnlich vor
ſich, wie ſich der Apennin in ſeiner ganzen Ma-
jeſtaͤt durch deſſen Mitte lagert, zur Erfriſchung
mit ſeinen luftigen und waldichten Gipfeln fuͤr
den Sommer und reizenden Thaͤlern und Ebnen
an beyden Meeren fuͤr den Winter. In weiten
Kreiſen thuͤrmt ſich immer ein Gebirg uͤber das
andre, und das Farbenſpiel geht in unendlichen
Hoͤhen und Tiefen durch alle Toͤne in ſuͤßen und
furchtbaren Harmonien.

Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0326" n="318"/>
doch noch das Band der Ehe der bu&#x0364;rgerlichen<lb/>
Ordnung wegen tragen; aber warlich nicht deß-<lb/>
wegen, daß es uns zu&#x017F;ammen halten &#x017F;oll. O<lb/>
&#x017F;ie i&#x017F;t der glu&#x0364;ckliche Hafen aller meiner &#x017F;tu&#x0364;r-<lb/>
mi&#x017F;chen Wu&#x0364;n&#x017F;che! Wir kennen uns nun von<lb/>
innen und außen bis auf un&#x017F;re geheim&#x017F;ten Re-<lb/>
gungen.</p><lb/>
          <p>Un&#x017F;re Rei&#x017F;e war eine immerwa&#x0364;hrende Au-<lb/>
genlu&#x017F;t. Wir haben den Weg u&#x0364;ber <hi rendition="#aq">Monte Ca&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ino</hi> genommen. Hier fu&#x0364;hlt man er&#x017F;t recht die<lb/>
Scho&#x0364;nheit von Italien, und hat &#x017F;innlich vor<lb/>
&#x017F;ich, wie &#x017F;ich der <hi rendition="#fr">Apennin</hi> in &#x017F;einer ganzen Ma-<lb/>
je&#x017F;ta&#x0364;t durch de&#x017F;&#x017F;en Mitte lagert, zur Erfri&#x017F;chung<lb/>
mit &#x017F;einen luftigen und waldichten Gipfeln fu&#x0364;r<lb/>
den Sommer und reizenden Tha&#x0364;lern und Ebnen<lb/>
an beyden Meeren fu&#x0364;r den Winter. In weiten<lb/>
Krei&#x017F;en thu&#x0364;rmt &#x017F;ich immer ein Gebirg u&#x0364;ber das<lb/>
andre, und das Farben&#x017F;piel geht in unendlichen<lb/>
Ho&#x0364;hen und Tiefen durch alle To&#x0364;ne in &#x017F;u&#x0364;ßen und<lb/>
furchtbaren Harmonien.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[318/0326] doch noch das Band der Ehe der buͤrgerlichen Ordnung wegen tragen; aber warlich nicht deß- wegen, daß es uns zuſammen halten ſoll. O ſie iſt der gluͤckliche Hafen aller meiner ſtuͤr- miſchen Wuͤnſche! Wir kennen uns nun von innen und außen bis auf unſre geheimſten Re- gungen. Unſre Reiſe war eine immerwaͤhrende Au- genluſt. Wir haben den Weg uͤber Monte Caſ- ſino genommen. Hier fuͤhlt man erſt recht die Schoͤnheit von Italien, und hat ſinnlich vor ſich, wie ſich der Apennin in ſeiner ganzen Ma- jeſtaͤt durch deſſen Mitte lagert, zur Erfriſchung mit ſeinen luftigen und waldichten Gipfeln fuͤr den Sommer und reizenden Thaͤlern und Ebnen an beyden Meeren fuͤr den Winter. In weiten Kreiſen thuͤrmt ſich immer ein Gebirg uͤber das andre, und das Farbenſpiel geht in unendlichen Hoͤhen und Tiefen durch alle Toͤne in ſuͤßen und furchtbaren Harmonien. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/326
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/326>, abgerufen am 01.05.2024.