Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

ben, als daß ihnen, von der Vatikanischen
Strenge her, die Arbeit Ernst gewesen wäre;
und der welsche Amsterdammer mußte ihm dabey
noch ein Zimmer für seine Geliebte einräumen,
damit er sie allemal gleich bey der Hand hätte,
so oft ihm die Lust unter den wollüstigen Zeich-
nungen der nackenden weiblichen Gestalten zu ihr
ankäme.

Die Allegorie mit den Liebesgöttern ist
das sinnreichste; Venus und Psyche übrigens
einigemal bezaubernd; Zevs und Amor beysam-
men griechisch empfunden; Merkur, und die
Grazie vom Rücken Meisterwerk. Und Johann
von Udine
hat bey seinen Blumen einen himm-
lischen Frühling genossen.

In seiner Galate neben diesem Saal ist
die Zärtlichkeit und Empfindung der ersten Liebe
ausgedrückt; sie hat viel Unschuld im Blick,
aber noch etwas unreifes in der Gestalt, und
ihr Gesicht ist noch nicht so klar und rein, wie

zum

ben, als daß ihnen, von der Vatikaniſchen
Strenge her, die Arbeit Ernſt geweſen waͤre;
und der welſche Amſterdammer mußte ihm dabey
noch ein Zimmer fuͤr ſeine Geliebte einraͤumen,
damit er ſie allemal gleich bey der Hand haͤtte,
ſo oft ihm die Luſt unter den wolluͤſtigen Zeich-
nungen der nackenden weiblichen Geſtalten zu ihr
ankaͤme.

Die Allegorie mit den Liebesgoͤttern iſt
das ſinnreichſte; Venus und Pſyche uͤbrigens
einigemal bezaubernd; Zevs und Amor beyſam-
men griechiſch empfunden; Merkur, und die
Grazie vom Ruͤcken Meiſterwerk. Und Johann
von Udine
hat bey ſeinen Blumen einen himm-
liſchen Fruͤhling genoſſen.

In ſeiner Galate neben dieſem Saal iſt
die Zaͤrtlichkeit und Empfindung der erſten Liebe
ausgedruͤckt; ſie hat viel Unſchuld im Blick,
aber noch etwas unreifes in der Geſtalt, und
ihr Geſicht iſt noch nicht ſo klar und rein, wie

zum
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0046" n="38"/>
ben, als daß ihnen, von der Vatikani&#x017F;chen<lb/>
Strenge her, die Arbeit Ern&#x017F;t gewe&#x017F;en wa&#x0364;re;<lb/>
und der wel&#x017F;che Am&#x017F;terdammer mußte ihm dabey<lb/>
noch ein Zimmer fu&#x0364;r &#x017F;eine Geliebte einra&#x0364;umen,<lb/>
damit er &#x017F;ie allemal gleich bey der Hand ha&#x0364;tte,<lb/>
&#x017F;o oft ihm die Lu&#x017F;t unter den wollu&#x0364;&#x017F;tigen Zeich-<lb/>
nungen der nackenden weiblichen Ge&#x017F;talten zu ihr<lb/>
anka&#x0364;me.</p><lb/>
          <p>Die <choice><sic>Allegorien</sic><corr type="corrigenda">Allegorie</corr></choice> mit den Liebesgo&#x0364;ttern i&#x017F;t<lb/>
das &#x017F;innreich&#x017F;te; Venus und P&#x017F;yche u&#x0364;brigens<lb/>
einigemal bezaubernd; Zevs und Amor bey&#x017F;am-<lb/>
men griechi&#x017F;ch empfunden; Merkur, und die<lb/>
Grazie vom Ru&#x0364;cken Mei&#x017F;terwerk. Und <hi rendition="#fr">Johann<lb/>
von Udine</hi> hat bey &#x017F;einen Blumen einen himm-<lb/>
li&#x017F;chen Fru&#x0364;hling geno&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>In &#x017F;einer <hi rendition="#fr">Galate</hi> neben die&#x017F;em Saal i&#x017F;t<lb/>
die Za&#x0364;rtlichkeit und Empfindung der er&#x017F;ten Liebe<lb/>
ausgedru&#x0364;ckt; &#x017F;ie hat viel Un&#x017F;chuld im Blick,<lb/>
aber noch etwas unreifes in der Ge&#x017F;talt, und<lb/>
ihr Ge&#x017F;icht i&#x017F;t noch nicht &#x017F;o klar und rein, wie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zum</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[38/0046] ben, als daß ihnen, von der Vatikaniſchen Strenge her, die Arbeit Ernſt geweſen waͤre; und der welſche Amſterdammer mußte ihm dabey noch ein Zimmer fuͤr ſeine Geliebte einraͤumen, damit er ſie allemal gleich bey der Hand haͤtte, ſo oft ihm die Luſt unter den wolluͤſtigen Zeich- nungen der nackenden weiblichen Geſtalten zu ihr ankaͤme. Die Allegorie mit den Liebesgoͤttern iſt das ſinnreichſte; Venus und Pſyche uͤbrigens einigemal bezaubernd; Zevs und Amor beyſam- men griechiſch empfunden; Merkur, und die Grazie vom Ruͤcken Meiſterwerk. Und Johann von Udine hat bey ſeinen Blumen einen himm- liſchen Fruͤhling genoſſen. In ſeiner Galate neben dieſem Saal iſt die Zaͤrtlichkeit und Empfindung der erſten Liebe ausgedruͤckt; ſie hat viel Unſchuld im Blick, aber noch etwas unreifes in der Geſtalt, und ihr Geſicht iſt noch nicht ſo klar und rein, wie zum

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/46
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/46>, abgerufen am 29.04.2024.