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Caspar Schröter [i. e. Hellwig, Christoph von]: Allzeitfertiger Hauß-Verwalter. Frankfurt (Main) u. a., 1712.

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JANUARIUS.
im abgehenden Mond abgeschnitten/ und in die Er-
de also geleget/ daß die Wipffel ein wenig aus der
Erde stehen/ und im Februario, Martio oder April
im wachsenden Mond/ oder vor dem vollem Licht
auff bemeldte Stämmlein gepfropffet werden; An
statt des Peltz-Wachses aber nehmet etwas Kühe-
Mist/ ein wenig Küh-Haar und etwas Sand/ mi-
schet solches unter einander/ und bestreicht damit die
Pfropfreiser dergestalt/ daß kein Regen hinein drin-
gen kan. Das Baum- oder Peltz-Wachs muß vor-
her auffgeschmieret/ und kan hernach die Leimen-
Haube darüber gethan werden/ wer aber kein Wachs
hat/ kan es bey der Leimen-Hauben bewenden lassen.
Wann nun diese gepfropffte auch anderthalben Daum
dick worden/ so pfropfft die besten und angenehmsten
Arten wieder darauff/ als Gold-Aepffel/ Renetten
und andere/ nehmet aber diese Pfropffreiser von ei-
nem solchen Zweig/ da schon Blüt-Knospen an sind/
so werdet ihr viel eher Früchte davon erlangen. Wie-
wohl dafür gehalten wird/ daß solche Bäume nicht
in die Höhe wollen/ auch nicht dauerhafft seyn.

Die Apffel-Bäume an sich selber haben fast ei-
nerley Gestalt/ ohne daß etliche höher/ etliche mit
grössern/ etliche aber mit kleinem Laub belaubet sind/
und weilen solches alles bekannt/ achtet man es vor
unnöthig viel davon/ wie auch von ihrer Blüthe zu
berichten. Es pflegen auch die zahmen Aepffel in
Sommer- und Winter-Früchte getheilet zu wer-
den. Die Paradieß-Aepfflein/ die man allhier
nicht auffrichtig hat/ ist mehr ein Stauden- als
Baum-Gewächs/ hat Laub wie die andern Apffel-

Bäu-
G 2

JANUARIUS.
im abgehenden Mond abgeſchnitten/ und in die Er-
de alſo geleget/ daß die Wipffel ein wenig aus der
Erde ſtehen/ und im Februario, Martio oder April
im wachſenden Mond/ oder vor dem vollem Licht
auff bemeldte Staͤmmlein gepfropffet werden; An
ſtatt des Peltz-Wachſes aber nehmet etwas Kuͤhe-
Miſt/ ein wenig Kuͤh-Haar und etwas Sand/ mi-
ſchet ſolches unter einander/ und beſtreicht damit die
Pfropfreiſer dergeſtalt/ daß kein Regen hinein drin-
gen kan. Das Baum- oder Peltz-Wachs muß vor-
her auffgeſchmieret/ und kan hernach die Leimen-
Haube daruͤber gethan werden/ wer aber kein Wachs
hat/ kan es bey der Leimen-Hauben bewenden laſſen.
Wañ nun dieſe gepfropffte auch anderthalben Daum
dick worden/ ſo pfropfft die beſten und angenehmſten
Arten wieder darauff/ als Gold-Aepffel/ Renetten
und andere/ nehmet aber dieſe Pfropffreiſer von ei-
nem ſolchen Zweig/ da ſchon Bluͤt-Knoſpen an ſind/
ſo werdet ihr viel eher Fruͤchte davon erlangen. Wie-
wohl dafuͤr gehalten wird/ daß ſolche Baͤume nicht
in die Hoͤhe wollen/ auch nicht dauerhafft ſeyn.

Die Apffel-Bäume an ſich ſelber haben faſt ei-
nerley Geſtalt/ ohne daß etliche hoͤher/ etliche mit
groͤſſern/ etliche aber mit kleinem Laub belaubet ſind/
und weilen ſolches alles bekannt/ achtet man es vor
unnoͤthig viel davon/ wie auch von ihrer Bluͤthe zu
berichten. Es pflegen auch die zahmen Aepffel in
Sommer- und Winter-Fruͤchte getheilet zu wer-
den. Die Paradieß-Aepfflein/ die man allhier
nicht auffrichtig hat/ iſt mehr ein Stauden- als
Baum-Gewaͤchs/ hat Laub wie die andern Apffel-

Baͤu-
G 2
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[99/0115] JANUARIUS. im abgehenden Mond abgeſchnitten/ und in die Er- de alſo geleget/ daß die Wipffel ein wenig aus der Erde ſtehen/ und im Februario, Martio oder April im wachſenden Mond/ oder vor dem vollem Licht auff bemeldte Staͤmmlein gepfropffet werden; An ſtatt des Peltz-Wachſes aber nehmet etwas Kuͤhe- Miſt/ ein wenig Kuͤh-Haar und etwas Sand/ mi- ſchet ſolches unter einander/ und beſtreicht damit die Pfropfreiſer dergeſtalt/ daß kein Regen hinein drin- gen kan. Das Baum- oder Peltz-Wachs muß vor- her auffgeſchmieret/ und kan hernach die Leimen- Haube daruͤber gethan werden/ wer aber kein Wachs hat/ kan es bey der Leimen-Hauben bewenden laſſen. Wañ nun dieſe gepfropffte auch anderthalben Daum dick worden/ ſo pfropfft die beſten und angenehmſten Arten wieder darauff/ als Gold-Aepffel/ Renetten und andere/ nehmet aber dieſe Pfropffreiſer von ei- nem ſolchen Zweig/ da ſchon Bluͤt-Knoſpen an ſind/ ſo werdet ihr viel eher Fruͤchte davon erlangen. Wie- wohl dafuͤr gehalten wird/ daß ſolche Baͤume nicht in die Hoͤhe wollen/ auch nicht dauerhafft ſeyn. Die Apffel-Bäume an ſich ſelber haben faſt ei- nerley Geſtalt/ ohne daß etliche hoͤher/ etliche mit groͤſſern/ etliche aber mit kleinem Laub belaubet ſind/ und weilen ſolches alles bekannt/ achtet man es vor unnoͤthig viel davon/ wie auch von ihrer Bluͤthe zu berichten. Es pflegen auch die zahmen Aepffel in Sommer- und Winter-Fruͤchte getheilet zu wer- den. Die Paradieß-Aepfflein/ die man allhier nicht auffrichtig hat/ iſt mehr ein Stauden- als Baum-Gewaͤchs/ hat Laub wie die andern Apffel- Baͤu- G 2

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Zitationshilfe: Caspar Schröter [i. e. Hellwig, Christoph von]: Allzeitfertiger Hauß-Verwalter. Frankfurt (Main) u. a., 1712, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hellwig_haussverwalter_1712/115>, abgerufen am 28.04.2024.