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Caspar Schröter [i. e. Hellwig, Christoph von]: Allzeitfertiger Hauß-Verwalter. Frankfurt (Main) u. a., 1712.

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Küchen-Garten.
be kochen lässet/ und einen lieblichen Schmack ge-
wonnen/ aus Ursachen/ weil ihm alsdenn die über-
flüßige Feuchtigkeit durch den Frost benommen wird.
So halten sie es auch fast für eine Sünde/ wann
man ihn nicht vor recht gesund halten will/ und
das nicht unrecht/ weil der Kohl zu vielen Dingen
dienlich/ so daß der alte Medicus Crysippus mehr
denn für 2000. Jahren ein grosses Buch davon ge-
schrieben/ und für des gantzen Leibes-Gebrechen
hieraus Mittel genommen/ und die Römer/ nach-
dem sie die Marckschreyer und Mangones, Sophi-
sten
dasmahl genannt/ vertrieben hatten/ gantzer
600. Jahr mit dem Kohl sich curirt: Alle Tugen-
den allhie zu erzehlen wolle zu lang fallen. Er er-
wärmet und trucknet ohne einige Schärffe/ ist ein
Wund-Kraut und widerstehet dem Gifft/ vertrei-
bet den Rausch zu erst bey der Tafel gegessen/ öff-
net den Leib/ wenn er halb gar gekocht oder zum Löf-
fel-Kohl zugerichtet ist/ welches auch die Brühe thut/
stopffet aber/ wann er lange gekocht und wieder auf-
gewärmet wird: juxta Salernitanorum illud: Jus
caulis solvit cujus substantia stringit, & hoc: cram-
be bis cocta mors est.
Zur Kost dienet er besser/
wenn die erste Brühe abgegossen wird/ oder wenn
man ihn erst abbrühet.

Was er in Scorpion-Stichen und Podagri-
schen und andern Geläncken/ schweren Schmertzen/
in faulen und alten Wunden/ in Reinigung des
Haupts/ wann der Safft durch die Nase angezo-
gen wird/ in Entzündung oder hitzigen Affecten bey
der Rose/ bey Beförderung der Monats-Zeit/ beym

erhi-

Kuͤchen-Garten.
be kochen laͤſſet/ und einen lieblichen Schmack ge-
wonnen/ aus Urſachen/ weil ihm alsdenn die uͤber-
fluͤßige Feuchtigkeit durch den Froſt benommen wird.
So halten ſie es auch faſt fuͤr eine Suͤnde/ wann
man ihn nicht vor recht geſund halten will/ und
das nicht unrecht/ weil der Kohl zu vielen Dingen
dienlich/ ſo daß der alte Medicus Cryſippus mehr
denn fuͤr 2000. Jahren ein groſſes Buch davon ge-
ſchrieben/ und fuͤr des gantzen Leibes-Gebrechen
hieraus Mittel genommen/ und die Roͤmer/ nach-
dem ſie die Marckſchreyer und Mangones, Sophi-
ſten
dasmahl genannt/ vertrieben hatten/ gantzer
600. Jahr mit dem Kohl ſich curirt: Alle Tugen-
den allhie zu erzehlen wolle zu lang fallen. Er er-
waͤrmet und trucknet ohne einige Schaͤrffe/ iſt ein
Wund-Kraut und widerſtehet dem Gifft/ vertrei-
bet den Rauſch zu erſt bey der Tafel gegeſſen/ oͤff-
net den Leib/ wenn er halb gar gekocht oder zum Loͤf-
fel-Kohl zugerichtet iſt/ welches auch die Bruͤhe thut/
ſtopffet aber/ wann er lange gekocht und wieder auf-
gewaͤrmet wird: juxta Salernitanorum illud: Jus
caulis ſolvit cujus ſubſtantia ſtringit, & hoc: cram-
be bis cocta mors eſt.
Zur Koſt dienet er beſſer/
wenn die erſte Bruͤhe abgegoſſen wird/ oder wenn
man ihn erſt abbruͤhet.

Was er in Scorpion-Stichen und Podagri-
ſchen und andern Gelaͤncken/ ſchweren Schmertzen/
in faulen und alten Wunden/ in Reinigung des
Haupts/ wann der Safft durch die Naſe angezo-
gen wird/ in Entzuͤndung oder hitzigen Affecten bey
der Roſe/ bey Befoͤrderung der Monats-Zeit/ beym

erhi-
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[143/0159] Kuͤchen-Garten. be kochen laͤſſet/ und einen lieblichen Schmack ge- wonnen/ aus Urſachen/ weil ihm alsdenn die uͤber- fluͤßige Feuchtigkeit durch den Froſt benommen wird. So halten ſie es auch faſt fuͤr eine Suͤnde/ wann man ihn nicht vor recht geſund halten will/ und das nicht unrecht/ weil der Kohl zu vielen Dingen dienlich/ ſo daß der alte Medicus Cryſippus mehr denn fuͤr 2000. Jahren ein groſſes Buch davon ge- ſchrieben/ und fuͤr des gantzen Leibes-Gebrechen hieraus Mittel genommen/ und die Roͤmer/ nach- dem ſie die Marckſchreyer und Mangones, Sophi- ſten dasmahl genannt/ vertrieben hatten/ gantzer 600. Jahr mit dem Kohl ſich curirt: Alle Tugen- den allhie zu erzehlen wolle zu lang fallen. Er er- waͤrmet und trucknet ohne einige Schaͤrffe/ iſt ein Wund-Kraut und widerſtehet dem Gifft/ vertrei- bet den Rauſch zu erſt bey der Tafel gegeſſen/ oͤff- net den Leib/ wenn er halb gar gekocht oder zum Loͤf- fel-Kohl zugerichtet iſt/ welches auch die Bruͤhe thut/ ſtopffet aber/ wann er lange gekocht und wieder auf- gewaͤrmet wird: juxta Salernitanorum illud: Jus caulis ſolvit cujus ſubſtantia ſtringit, & hoc: cram- be bis cocta mors eſt. Zur Koſt dienet er beſſer/ wenn die erſte Bruͤhe abgegoſſen wird/ oder wenn man ihn erſt abbruͤhet. Was er in Scorpion-Stichen und Podagri- ſchen und andern Gelaͤncken/ ſchweren Schmertzen/ in faulen und alten Wunden/ in Reinigung des Haupts/ wann der Safft durch die Naſe angezo- gen wird/ in Entzuͤndung oder hitzigen Affecten bey der Roſe/ bey Befoͤrderung der Monats-Zeit/ beym erhi-

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Zitationshilfe: Caspar Schröter [i. e. Hellwig, Christoph von]: Allzeitfertiger Hauß-Verwalter. Frankfurt (Main) u. a., 1712, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hellwig_haussverwalter_1712/159>, abgerufen am 29.04.2024.