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Caspar Schröter [i. e. Hellwig, Christoph von]: Allzeitfertiger Hauß-Verwalter. Frankfurt (Main) u. a., 1712.

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Cap. VIII. Vom Misten und Graben.
Versprechung ihr etwas zu lernen/ daß sie nimmer-
mehr solches verschütten und andern Leuten solche
Ungelegenheit machen dörffte/ sammt angehängter
Vertröstung/ daß meine Kunst/ die ich ihr lernen wol-
te/ also gerecht und gut wäre/ daß sie mir über eine
Zeit/ wann ich dis Orts wieder kommen/ gar gerne ei-
ne Zech bezahlen würde/ da aber die Kunst nicht ge-
recht/ ich ihr dergleichen bezahlen wolte; Sie nahm
die Condition an/ und weisete mir einen alten einge-
mauerten Wasch-Kessel/ in diesen Kessel sagte ich/
schüttet wöchentlich diß übelriechende Wasser/ und
lasset obgesagtes Urin-Wasser/ so wöchentlich möchte
gesammlet werden/ auch darzu schütten/ und wann
der Kessel bald voll ist/ so machet ein Feuer darunter/
lasts sieden/ so lang biß aus 3. Theilen nur ein Theil
wird/ dasselbe schöpffet alsdann heraus in ein ander
groß Geschirr/ und fahrt auf solche Weiß das gantze
Jahr fort/ so dürfft ihr niemahl durch vorige Ver-
schwendung weder euch noch dem Nechsten in der
Nasen solche Ungelegenheit machen/ und habt als-
dann einen stinckenden Schatz/ der euch künfftig den
Beutel mit Geld füllet/ dann ihr bedörfft hinführo
keine Düngung auff den Acker noch Weinberg füh-
ren/ sondern weichet euer Geträyd 4. Tag lang in
solchem gesottenen Wasser und schüttet dasselbe auch
zu den Weinstöcken. Nach 2. Jahren reisete ich
wieder der Orten durch und besuchte die Alte/ wel-
che mir nicht allein/ durch diese Weiß/ ihr vollkom-
menes Geträyd/ welches grösser von Körnern als
ein anderes ware/ zeigte/ und im Wirths-Hauß die
Mahlzeit bezahlete/ sondern auch ein Dutzet Reichs-

Tha-
C 4

Cap. VIII. Vom Miſten und Graben.
Verſprechung ihr etwas zu lernen/ daß ſie nimmer-
mehr ſolches verſchuͤtten und andern Leuten ſolche
Ungelegenheit machen doͤrffte/ ſammt angehaͤngter
Vertroͤſtung/ daß meine Kunſt/ die ich ihr lernen wol-
te/ alſo gerecht und gut waͤre/ daß ſie mir uͤber eine
Zeit/ wann ich dis Orts wieder kommen/ gar gerne ei-
ne Zech bezahlen wuͤrde/ da aber die Kunſt nicht ge-
recht/ ich ihr dergleichen bezahlen wolte; Sie nahm
die Condition an/ und weiſete mir einen alten einge-
mauerten Waſch-Keſſel/ in dieſen Keſſel ſagte ich/
ſchuͤttet woͤchentlich diß uͤbelriechende Waſſer/ und
laſſet obgeſagtes Urin-Waſſer/ ſo woͤchentlich moͤchte
geſammlet werden/ auch darzu ſchuͤtten/ und wann
der Keſſel bald voll iſt/ ſo machet ein Feuer darunter/
laſts ſieden/ ſo lang biß aus 3. Theilen nur ein Theil
wird/ daſſelbe ſchoͤpffet alsdann heraus in ein ander
groß Geſchirr/ und fahrt auf ſolche Weiß das gantze
Jahr fort/ ſo duͤrfft ihr niemahl durch vorige Ver-
ſchwendung weder euch noch dem Nechſten in der
Naſen ſolche Ungelegenheit machen/ und habt als-
dann einen ſtinckenden Schatz/ der euch kuͤnfftig den
Beutel mit Geld fuͤllet/ dann ihr bedoͤrfft hinfuͤhro
keine Duͤngung auff den Acker noch Weinberg fuͤh-
ren/ ſondern weichet euer Getraͤyd 4. Tag lang in
ſolchem geſottenen Waſſer und ſchuͤttet daſſelbe auch
zu den Weinſtoͤcken. Nach 2. Jahren reiſete ich
wieder der Orten durch und beſuchte die Alte/ wel-
che mir nicht allein/ durch dieſe Weiß/ ihr vollkom-
menes Getraͤyd/ welches groͤſſer von Koͤrnern als
ein anderes ware/ zeigte/ und im Wirths-Hauß die
Mahlzeit bezahlete/ ſondern auch ein Dutzet Reichs-

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[39/0055] Cap. VIII. Vom Miſten und Graben. Verſprechung ihr etwas zu lernen/ daß ſie nimmer- mehr ſolches verſchuͤtten und andern Leuten ſolche Ungelegenheit machen doͤrffte/ ſammt angehaͤngter Vertroͤſtung/ daß meine Kunſt/ die ich ihr lernen wol- te/ alſo gerecht und gut waͤre/ daß ſie mir uͤber eine Zeit/ wann ich dis Orts wieder kommen/ gar gerne ei- ne Zech bezahlen wuͤrde/ da aber die Kunſt nicht ge- recht/ ich ihr dergleichen bezahlen wolte; Sie nahm die Condition an/ und weiſete mir einen alten einge- mauerten Waſch-Keſſel/ in dieſen Keſſel ſagte ich/ ſchuͤttet woͤchentlich diß uͤbelriechende Waſſer/ und laſſet obgeſagtes Urin-Waſſer/ ſo woͤchentlich moͤchte geſammlet werden/ auch darzu ſchuͤtten/ und wann der Keſſel bald voll iſt/ ſo machet ein Feuer darunter/ laſts ſieden/ ſo lang biß aus 3. Theilen nur ein Theil wird/ daſſelbe ſchoͤpffet alsdann heraus in ein ander groß Geſchirr/ und fahrt auf ſolche Weiß das gantze Jahr fort/ ſo duͤrfft ihr niemahl durch vorige Ver- ſchwendung weder euch noch dem Nechſten in der Naſen ſolche Ungelegenheit machen/ und habt als- dann einen ſtinckenden Schatz/ der euch kuͤnfftig den Beutel mit Geld fuͤllet/ dann ihr bedoͤrfft hinfuͤhro keine Duͤngung auff den Acker noch Weinberg fuͤh- ren/ ſondern weichet euer Getraͤyd 4. Tag lang in ſolchem geſottenen Waſſer und ſchuͤttet daſſelbe auch zu den Weinſtoͤcken. Nach 2. Jahren reiſete ich wieder der Orten durch und beſuchte die Alte/ wel- che mir nicht allein/ durch dieſe Weiß/ ihr vollkom- menes Getraͤyd/ welches groͤſſer von Koͤrnern als ein anderes ware/ zeigte/ und im Wirths-Hauß die Mahlzeit bezahlete/ ſondern auch ein Dutzet Reichs- Tha- C 4

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Zitationshilfe: Caspar Schröter [i. e. Hellwig, Christoph von]: Allzeitfertiger Hauß-Verwalter. Frankfurt (Main) u. a., 1712, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hellwig_haussverwalter_1712/55>, abgerufen am 03.05.2024.