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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 2. Riga, 1793.

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Ueber den Charakter der Menschheit.



1.

Vollkommenheit einer Sache kann
nichts seyn, als daß das Ding sei, was es
seyn soll und kann.

2.

Vollkommenheit eines einzelnen Men-
schen ist also, daß er im Continuum seiner
Exsistenz Er selbst sei und werde. Daß er
die Kräfte brauche, die die Natur ihm als
Stammgut gegeben hat; daß er damit für
sich und andre wuchere.

3.

Erhaltung, Leben und Gesund-
heit ist der Grund dieser Kräfte; was die-
sen Grund schwächet, oder wegnimmt, was
Menschen hinopfert, oder verstümmelt; es

Ueber den Charakter der Menſchheit.



1.

Vollkommenheit einer Sache kann
nichts ſeyn, als daß das Ding ſei, was es
ſeyn ſoll und kann.

2.

Vollkommenheit eines einzelnen Men-
ſchen iſt alſo, daß er im Continuum ſeiner
Exſiſtenz Er ſelbſt ſei und werde. Daß er
die Kraͤfte brauche, die die Natur ihm als
Stammgut gegeben hat; daß er damit fuͤr
ſich und andre wuchere.

3.

Erhaltung, Leben und Geſund-
heit iſt der Grund dieſer Kraͤfte; was die-
ſen Grund ſchwaͤchet, oder wegnimmt, was
Menſchen hinopfert, oder verſtuͤmmelt; es

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[107/0112] Ueber den Charakter der Menſchheit. 1. Vollkommenheit einer Sache kann nichts ſeyn, als daß das Ding ſei, was es ſeyn ſoll und kann. 2. Vollkommenheit eines einzelnen Men- ſchen iſt alſo, daß er im Continuum ſeiner Exſiſtenz Er ſelbſt ſei und werde. Daß er die Kraͤfte brauche, die die Natur ihm als Stammgut gegeben hat; daß er damit fuͤr ſich und andre wuchere. 3. Erhaltung, Leben und Geſund- heit iſt der Grund dieſer Kraͤfte; was die- ſen Grund ſchwaͤchet, oder wegnimmt, was Menſchen hinopfert, oder verſtuͤmmelt; es

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 2. Riga, 1793, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet02_1793/112>, abgerufen am 27.04.2024.