Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 7. Riga, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

ganze Hariri geschrieben, der für den
Cicero der Araber gehalten wird; im-
gleichen des Tamerlans Arabische Lebens-
beschreibung."

"In der Poesie sind ihre ältesten Stücke
gereimt. Die alten Araber übten sich auch
sogar ihre häuslichen und vertraulichen Ge-
spräche in Reimen vorzutragen. So hat
man ein noch vor dem Muhamed ver-
fertigtes, etliche achtzig bis neunzig Verse
langes Gedicht, das ein gewisser Haretsch
Ben Helza
ohn' einiges vorhergegangnes
Bedenken, sich auf seinen Bogen lehnend,
hergesagt hat. Die Uebung hierinn muß
bei ihnen sehr groß gewesen seyn."

"Wie die erste Hälfte des Verses sich
schließt, schließt sich auch die andre Hälfte
eben desselbigen Verses; und wie sich der
erste Vers in der Mitte und am Ende en-
digt, so endigen sich auch alle andre fol-

ganze Hariri geſchrieben, der fuͤr den
Cicero der Araber gehalten wird; im-
gleichen des Tamerlans Arabiſche Lebens-
beſchreibung.“

„In der Poeſie ſind ihre aͤlteſten Stuͤcke
gereimt. Die alten Araber uͤbten ſich auch
ſogar ihre haͤuslichen und vertraulichen Ge-
ſpraͤche in Reimen vorzutragen. So hat
man ein noch vor dem Muhamed ver-
fertigtes, etliche achtzig bis neunzig Verſe
langes Gedicht, das ein gewiſſer Haretſch
Ben Helza
ohn' einiges vorhergegangnes
Bedenken, ſich auf ſeinen Bogen lehnend,
hergeſagt hat. Die Uebung hierinn muß
bei ihnen ſehr groß geweſen ſeyn.“

„Wie die erſte Haͤlfte des Verſes ſich
ſchließt, ſchließt ſich auch die andre Haͤlfte
eben deſſelbigen Verſes; und wie ſich der
erſte Vers in der Mitte und am Ende en-
digt, ſo endigen ſich auch alle andre fol-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0108" n="91"/>
ganze <hi rendition="#g">Hariri</hi> ge&#x017F;chrieben, der fu&#x0364;r den<lb/><hi rendition="#g">Cicero</hi> der Araber gehalten wird; im-<lb/>
gleichen des Tamerlans Arabi&#x017F;che Lebens-<lb/>
be&#x017F;chreibung.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;In der Poe&#x017F;ie &#x017F;ind ihre a&#x0364;lte&#x017F;ten Stu&#x0364;cke<lb/>
gereimt. Die alten Araber u&#x0364;bten &#x017F;ich auch<lb/>
&#x017F;ogar ihre ha&#x0364;uslichen und vertraulichen Ge-<lb/>
&#x017F;pra&#x0364;che in Reimen vorzutragen. So hat<lb/>
man ein noch vor dem Muhamed ver-<lb/>
fertigtes, etliche achtzig bis neunzig Ver&#x017F;e<lb/>
langes Gedicht, das ein gewi&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#g">Haret&#x017F;ch<lb/>
Ben Helza</hi> ohn' einiges vorhergegangnes<lb/>
Bedenken, &#x017F;ich auf &#x017F;einen Bogen lehnend,<lb/>
herge&#x017F;agt hat. Die Uebung hierinn muß<lb/>
bei ihnen &#x017F;ehr groß gewe&#x017F;en &#x017F;eyn.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Wie die er&#x017F;te Ha&#x0364;lfte des Ver&#x017F;es &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;chließt, &#x017F;chließt &#x017F;ich auch die andre Ha&#x0364;lfte<lb/>
eben de&#x017F;&#x017F;elbigen Ver&#x017F;es; und wie &#x017F;ich der<lb/>
er&#x017F;te Vers in der Mitte und am Ende en-<lb/>
digt, &#x017F;o endigen &#x017F;ich auch alle andre fol-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[91/0108] ganze Hariri geſchrieben, der fuͤr den Cicero der Araber gehalten wird; im- gleichen des Tamerlans Arabiſche Lebens- beſchreibung.“ „In der Poeſie ſind ihre aͤlteſten Stuͤcke gereimt. Die alten Araber uͤbten ſich auch ſogar ihre haͤuslichen und vertraulichen Ge- ſpraͤche in Reimen vorzutragen. So hat man ein noch vor dem Muhamed ver- fertigtes, etliche achtzig bis neunzig Verſe langes Gedicht, das ein gewiſſer Haretſch Ben Helza ohn' einiges vorhergegangnes Bedenken, ſich auf ſeinen Bogen lehnend, hergeſagt hat. Die Uebung hierinn muß bei ihnen ſehr groß geweſen ſeyn.“ „Wie die erſte Haͤlfte des Verſes ſich ſchließt, ſchließt ſich auch die andre Haͤlfte eben deſſelbigen Verſes; und wie ſich der erſte Vers in der Mitte und am Ende en- digt, ſo endigen ſich auch alle andre fol-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet07_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet07_1796/108
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 7. Riga, 1796, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet07_1796/108>, abgerufen am 06.05.2024.