Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 9. Riga, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

5. Wir haben Gäste um uns, deren
manche endlich schon sich entschließen, das
barbarische Deutsche zu lernen, die also
(bei Franzosen kann es nicht fehlen) uns
bald in die Schule nehmen werden. Schon
hat Einer den Anfang gemacht *) und
uns verwiesen, daß wir "sogern Origi-
nale und Fürstensklaven" seyn mö-
gen, daß es uns an Wörterbüchern,
an einer richtigen Orthographie und
an lateinischen Lettern mangle; sol-
cher Belehrer werden sich mehrere finden.
Und mit Verehrung werden die Deutschen
Zeitschriften diese Seltenheiten aufnehmen,
nicht gnug zu rühmen wissen, wie sehr
unsre Literatur dadurch in Aufnahme kom-
me, indem sogar Ausländer sich endlich

*) Humaniora St. 2. oder 3. des Jahrs
1796.

5. Wir haben Gaͤſte um uns, deren
manche endlich ſchon ſich entſchließen, das
barbariſche Deutſche zu lernen, die alſo
(bei Franzoſen kann es nicht fehlen) uns
bald in die Schule nehmen werden. Schon
hat Einer den Anfang gemacht *) und
uns verwieſen, daß wir „ſogern Origi-
nale und Fuͤrſtenſklaven“ ſeyn moͤ-
gen, daß es uns an Woͤrterbuͤchern,
an einer richtigen Orthographie und
an lateiniſchen Lettern mangle; ſol-
cher Belehrer werden ſich mehrere finden.
Und mit Verehrung werden die Deutſchen
Zeitſchriften dieſe Seltenheiten aufnehmen,
nicht gnug zu ruͤhmen wiſſen, wie ſehr
unſre Literatur dadurch in Aufnahme kom-
me, indem ſogar Auslaͤnder ſich endlich

*) Humaniora St. 2. oder 3. des Jahrs
1796.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0178" n="171"/>
        <p>5. Wir haben Ga&#x0364;&#x017F;te um uns, deren<lb/>
manche endlich &#x017F;chon &#x017F;ich ent&#x017F;chließen, das<lb/>
barbari&#x017F;che Deut&#x017F;che zu lernen, die al&#x017F;o<lb/>
(bei Franzo&#x017F;en kann es nicht fehlen) uns<lb/>
bald in die Schule nehmen werden. Schon<lb/>
hat Einer den Anfang gemacht <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">Humaniora</hi> St. 2. oder 3. des Jahrs<lb/>
1796.</note> und<lb/>
uns verwie&#x017F;en, daß wir &#x201E;&#x017F;ogern <hi rendition="#g">Origi</hi>-<lb/><hi rendition="#g">nale</hi> und <hi rendition="#g">Fu&#x0364;r&#x017F;ten&#x017F;klaven</hi>&#x201C; &#x017F;eyn mo&#x0364;-<lb/>
gen, daß es uns an <hi rendition="#g">Wo&#x0364;rterbu&#x0364;chern</hi>,<lb/>
an einer richtigen <hi rendition="#g">Orthographie</hi> und<lb/>
an <hi rendition="#g">lateini&#x017F;chen Lettern</hi> mangle; &#x017F;ol-<lb/>
cher Belehrer werden &#x017F;ich mehrere finden.<lb/>
Und mit Verehrung werden die Deut&#x017F;chen<lb/>
Zeit&#x017F;chriften die&#x017F;e Seltenheiten aufnehmen,<lb/>
nicht gnug zu ru&#x0364;hmen wi&#x017F;&#x017F;en, wie &#x017F;ehr<lb/>
un&#x017F;re Literatur dadurch in Aufnahme kom-<lb/>
me, indem &#x017F;ogar Ausla&#x0364;nder &#x017F;ich endlich<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0178] 5. Wir haben Gaͤſte um uns, deren manche endlich ſchon ſich entſchließen, das barbariſche Deutſche zu lernen, die alſo (bei Franzoſen kann es nicht fehlen) uns bald in die Schule nehmen werden. Schon hat Einer den Anfang gemacht *) und uns verwieſen, daß wir „ſogern Origi- nale und Fuͤrſtenſklaven“ ſeyn moͤ- gen, daß es uns an Woͤrterbuͤchern, an einer richtigen Orthographie und an lateiniſchen Lettern mangle; ſol- cher Belehrer werden ſich mehrere finden. Und mit Verehrung werden die Deutſchen Zeitſchriften dieſe Seltenheiten aufnehmen, nicht gnug zu ruͤhmen wiſſen, wie ſehr unſre Literatur dadurch in Aufnahme kom- me, indem ſogar Auslaͤnder ſich endlich *) Humaniora St. 2. oder 3. des Jahrs 1796.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet09_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet09_1797/178
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 9. Riga, 1797, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet09_1797/178>, abgerufen am 05.05.2024.