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Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 3. Riga, 1769.

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Drittes Wäldchen.
o so lese man den honigsüßen, bis zum Ekeln sü-
ßen Anfang:

"Wenn die gute Absicht, die ein Schrift-
"steller bei seiner Arbeit gehabt hat, zugleich für
"dieselbe eine Empfehlung seyn kann: so ver-
"spreche ich
diesem Buche einigen Beyfall und ih-
"rem (des Buchs oder der Absicht?) Verfasser von
"den Freunden der Künste und des Geschmacks
"Dank." An guter Absicht hat es bisher, Gott
sei Dank! noch keinem Schriftsteller gefehlt; und
kann schon die gute Absicht nach Hr. Kl. süßer
Manier zu schreiben: Empfehlung seyn: so ver-
spreche ich
allen Betrübten und Blöden Beifall, und
von allen Freunden der Künste und des Geschmacks
den ergebensten Dank.

"Dieses Bekänntniß macht nicht aus der Ur-
"sache
den Anfang meiner Schrift, aus welcher
"es von vielen für ein wesentliches Stück ihrer
"Vorreden angesehen wird. Diese mögen allein
"und aus eigner Erfahrung
die Stärke dieser
"Worte kennen, und man mißgönne ihnen die
"Kunst nicht,
hiedurch entweder gutherzige Rich-
"ter zu ihrem Vortheile einzunehmen, oder wenn
"ihnen diese Hoffnung mißlingt, das Publikum,
"dessen größerer Theil sich aus gewissen eignen
"Empfindungen
auf die Seite des getadelten
"Schriftstellers schlägt, zum Mitleiden zu bewe-
"gen." -- Tand! lauter süßer Tand! Hr. Kl.
will nichts mit dem gemeinen Haufen der Schrift-

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Drittes Waͤldchen.
o ſo leſe man den honigſuͤßen, bis zum Ekeln ſuͤ-
ßen Anfang:

„Wenn die gute Abſicht, die ein Schrift-
„ſteller bei ſeiner Arbeit gehabt hat, zugleich fuͤr
„dieſelbe eine Empfehlung ſeyn kann: ſo ver-
„ſpreche ich
dieſem Buche einigen Beyfall und ih-
„rem (des Buchs oder der Abſicht?) Verfaſſer von
„den Freunden der Kuͤnſte und des Geſchmacks
„Dank.„ An guter Abſicht hat es bisher, Gott
ſei Dank! noch keinem Schriftſteller gefehlt; und
kann ſchon die gute Abſicht nach Hr. Kl. ſuͤßer
Manier zu ſchreiben: Empfehlung ſeyn: ſo ver-
ſpreche ich
allen Betruͤbten und Bloͤden Beifall, und
von allen Freunden der Kuͤnſte und des Geſchmacks
den ergebenſten Dank.

„Dieſes Bekaͤnntniß macht nicht aus der Ur-
„ſache
den Anfang meiner Schrift, aus welcher
„es von vielen fuͤr ein weſentliches Stuͤck ihrer
„Vorreden angeſehen wird. Dieſe moͤgen allein
„und aus eigner Erfahrung
die Staͤrke dieſer
„Worte kennen, und man mißgoͤnne ihnen die
„Kunſt nicht,
hiedurch entweder gutherzige Rich-
„ter zu ihrem Vortheile einzunehmen, oder wenn
„ihnen dieſe Hoffnung mißlingt, das Publikum,
„deſſen groͤßerer Theil ſich aus gewiſſen eignen
„Empfindungen
auf die Seite des getadelten
„Schriftſtellers ſchlaͤgt, zum Mitleiden zu bewe-
„gen.„ — Tand! lauter ſuͤßer Tand! Hr. Kl.
will nichts mit dem gemeinen Haufen der Schrift-

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[179/0185] Drittes Waͤldchen. o ſo leſe man den honigſuͤßen, bis zum Ekeln ſuͤ- ßen Anfang: „Wenn die gute Abſicht, die ein Schrift- „ſteller bei ſeiner Arbeit gehabt hat, zugleich fuͤr „dieſelbe eine Empfehlung ſeyn kann: ſo ver- „ſpreche ich dieſem Buche einigen Beyfall und ih- „rem (des Buchs oder der Abſicht?) Verfaſſer von „den Freunden der Kuͤnſte und des Geſchmacks „Dank.„ An guter Abſicht hat es bisher, Gott ſei Dank! noch keinem Schriftſteller gefehlt; und kann ſchon die gute Abſicht nach Hr. Kl. ſuͤßer Manier zu ſchreiben: Empfehlung ſeyn: ſo ver- ſpreche ich allen Betruͤbten und Bloͤden Beifall, und von allen Freunden der Kuͤnſte und des Geſchmacks den ergebenſten Dank. „Dieſes Bekaͤnntniß macht nicht aus der Ur- „ſache den Anfang meiner Schrift, aus welcher „es von vielen fuͤr ein weſentliches Stuͤck ihrer „Vorreden angeſehen wird. Dieſe moͤgen allein „und aus eigner Erfahrung die Staͤrke dieſer „Worte kennen, und man mißgoͤnne ihnen die „Kunſt nicht, hiedurch entweder gutherzige Rich- „ter zu ihrem Vortheile einzunehmen, oder wenn „ihnen dieſe Hoffnung mißlingt, das Publikum, „deſſen groͤßerer Theil ſich aus gewiſſen eignen „Empfindungen auf die Seite des getadelten „Schriftſtellers ſchlaͤgt, zum Mitleiden zu bewe- „gen.„ — Tand! lauter ſuͤßer Tand! Hr. Kl. will nichts mit dem gemeinen Haufen der Schrift- ſtel- M 2

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 3. Riga, 1769, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_kritische03_1769/185>, abgerufen am 08.05.2024.