Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

kataggeleus) Der Recens. will Cramern
seinen Stab aus der Hand winden; darinn
hat er recht; er will ihn aber mit diesem sei-
nen eignen Stabe auch züchtigen: das ist zu
viel.

Jch habe es schon gesagt: ich bin ein Laye;
ich weiß also nicht, ob Heumanns exegeti-
sche Erklärungen * so ganz außer Zweifel ge-
setzt seyn möchten; ich habe weder Seb.
Schmidt,
noch Fabricius, noch Heumann
gelesen, aber, wie sie der Ret. anführt **, so
kann Schmidt und Fabricius Recht haben,
daß P. sich den Begriffen und der Sprache
seiner Zuhörer bequemt, und sich vor den blos
jüdischen Ausdrücken und Vorstellungsarten
jetzt in Acht nimmt: und Heumann kann
Recht haben, daß er deswegen keine Jesuiti-
sche Bekehrungsklugheit bewiesen habe; und
doch folgt nichts für und wider Cramer.

Dies gilt auch von der Rede vor Felix:
nichts für Cramer: es ist eine Schutzrede
des Paulus! Nichts wider Cramer, denn
die Worte: er hörte ihn vom Glauben an

Chri-
* Litt. Br. Th. 6. p. 361.
** p. 362-364.

καταγγελευς) Der Recenſ. will Cramern
ſeinen Stab aus der Hand winden; darinn
hat er recht; er will ihn aber mit dieſem ſei-
nen eignen Stabe auch zuͤchtigen: das iſt zu
viel.

Jch habe es ſchon geſagt: ich bin ein Laye;
ich weiß alſo nicht, ob Heumanns exegeti-
ſche Erklaͤrungen * ſo ganz außer Zweifel ge-
ſetzt ſeyn moͤchten; ich habe weder Seb.
Schmidt,
noch Fabricius, noch Heumann
geleſen, aber, wie ſie der Ret. anfuͤhrt **, ſo
kann Schmidt und Fabricius Recht haben,
daß P. ſich den Begriffen und der Sprache
ſeiner Zuhoͤrer bequemt, und ſich vor den blos
juͤdiſchen Ausdruͤcken und Vorſtellungsarten
jetzt in Acht nimmt: und Heumann kann
Recht haben, daß er deswegen keine Jeſuiti-
ſche Bekehrungsklugheit bewieſen habe; und
doch folgt nichts fuͤr und wider Cramer.

Dies gilt auch von der Rede vor Felix:
nichts fuͤr Cramer: es iſt eine Schutzrede
des Paulus! Nichts wider Cramer, denn
die Worte: er hoͤrte ihn vom Glauben an

Chri-
* Litt. Br. Th. 6. p. 361.
** p. 362-364.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0311" n="303"/>
&#x03BA;&#x03B1;&#x03C4;&#x03B1;&#x03B3;&#x03B3;&#x03B5;&#x03BB;&#x03B5;&#x03C5;&#x03C2;) Der Recen&#x017F;. will <hi rendition="#fr">Cramern</hi><lb/>
&#x017F;einen Stab aus der Hand winden; darinn<lb/>
hat er recht; er will ihn aber mit die&#x017F;em &#x017F;ei-<lb/>
nen eignen Stabe auch zu&#x0364;chtigen: das i&#x017F;t zu<lb/>
viel.</p><lb/>
                <p>Jch habe es &#x017F;chon ge&#x017F;agt: ich bin ein <hi rendition="#fr">Laye;</hi><lb/>
ich weiß al&#x017F;o nicht, ob <hi rendition="#fr">Heumanns</hi> exegeti-<lb/>
&#x017F;che Erkla&#x0364;rungen <note place="foot" n="*">Litt. Br. Th. 6. p. 361.</note> &#x017F;o ganz außer Zweifel ge-<lb/>
&#x017F;etzt &#x017F;eyn mo&#x0364;chten; ich habe weder <hi rendition="#fr">Seb.<lb/>
Schmidt,</hi> noch <hi rendition="#fr">Fabricius,</hi> noch <hi rendition="#fr">Heumann</hi><lb/>
gele&#x017F;en, aber, wie &#x017F;ie der Ret. anfu&#x0364;hrt <note place="foot" n="**">p. 362-364.</note>, &#x017F;o<lb/>
kann <hi rendition="#fr">Schmidt</hi> und <hi rendition="#fr">Fabricius</hi> Recht haben,<lb/>
daß P. &#x017F;ich den Begriffen und der Sprache<lb/>
&#x017F;einer Zuho&#x0364;rer bequemt, und &#x017F;ich vor den blos<lb/>
ju&#x0364;di&#x017F;chen Ausdru&#x0364;cken und Vor&#x017F;tellungsarten<lb/>
jetzt in Acht nimmt: und <hi rendition="#fr">Heumann</hi> kann<lb/>
Recht haben, daß er deswegen keine Je&#x017F;uiti-<lb/>
&#x017F;che Bekehrungsklugheit bewie&#x017F;en habe; und<lb/>
doch folgt nichts fu&#x0364;r und wider <hi rendition="#fr">Cramer.</hi></p><lb/>
                <p>Dies gilt auch von der Rede vor Felix:<lb/>
nichts fu&#x0364;r <hi rendition="#fr">Cramer:</hi> es i&#x017F;t eine Schutzrede<lb/>
des Paulus! Nichts wider <hi rendition="#fr">Cramer,</hi> denn<lb/>
die Worte: er ho&#x0364;rte ihn <hi rendition="#fr">vom Glauben an</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Chri-</hi></fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[303/0311] καταγγελευς) Der Recenſ. will Cramern ſeinen Stab aus der Hand winden; darinn hat er recht; er will ihn aber mit dieſem ſei- nen eignen Stabe auch zuͤchtigen: das iſt zu viel. Jch habe es ſchon geſagt: ich bin ein Laye; ich weiß alſo nicht, ob Heumanns exegeti- ſche Erklaͤrungen * ſo ganz außer Zweifel ge- ſetzt ſeyn moͤchten; ich habe weder Seb. Schmidt, noch Fabricius, noch Heumann geleſen, aber, wie ſie der Ret. anfuͤhrt **, ſo kann Schmidt und Fabricius Recht haben, daß P. ſich den Begriffen und der Sprache ſeiner Zuhoͤrer bequemt, und ſich vor den blos juͤdiſchen Ausdruͤcken und Vorſtellungsarten jetzt in Acht nimmt: und Heumann kann Recht haben, daß er deswegen keine Jeſuiti- ſche Bekehrungsklugheit bewieſen habe; und doch folgt nichts fuͤr und wider Cramer. Dies gilt auch von der Rede vor Felix: nichts fuͤr Cramer: es iſt eine Schutzrede des Paulus! Nichts wider Cramer, denn die Worte: er hoͤrte ihn vom Glauben an Chri- * Litt. Br. Th. 6. p. 361. ** p. 362-364.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/311
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/311>, abgerufen am 16.05.2024.