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Hering, Ewald: Zur Lehre vom Lichtsinne. Zweiter, unveränderter Abdruck. Wien, 1878.

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auf sehr verschiedene Weise möglich. Erstens nämlich durch
Steigerung der Dissimilirung (D), während A unverändert bleibt,
zweitens durch Minderung von A bei unverändertem D, drittens
dadurch, daß D steigt, während zugleich A abnimmt oder eben-
falls, aber weniger als D zunimmt, viertens endlich durch Ab-
nahme von A bei gleichzeitiger aber minder großer Abnahme von D.
In allen diesen Fällen nämlich würde das Verhältniß [Formel 1] oder [Formel 2]
größer werden, und daher die Helligkeit der Empfindung zu-
nehmen.

In dem besonderen Falle, wo die Änderung der Empfin-
dung durch äußeres Licht, also durch einen D-Reiz herbeigeführt
wird, fallen schon einige dieser Möglichkeiten weg, weil hiebei
immer eine Steigerung der Dissimilirung eintritt, und es sich
daher nur noch fragt, ob dabei die Assimilirung gleich bleibt oder
abnimmt, oder ebenfalls, aber schwächer als D, zunimmt, Je
nachdem das eine oder das andere der Fall ist, wird trotz
gleicher D-Erregbarkeit ein größerer oder kleinerer
Lichtreiz nöthig sein, um einen und denselben Hel-
ligkeitszuwachs der Empfindung herbeizuführen
.

Aber selbst wenn die Assimilirung während der Zunahme
der Dissimilirung ganz unverändert bliebe, würde doch ein und
derselbe Zuwachs zur letzteren das eine Mal eine eben merkliche
Veränderung der erwähnten mittelgrauen Empfindung bewirken
können, das andere Mal nicht, und das dritte Mal eine viel stärkere
Veränderung. Es wird dies nämlich mit abhängen von der abso-
luten Größe der schon bestehenden Assimilirung und Dissimili-
rung, d. h. von dem Gewichte der anfänglichen Empfindung.

Gesetzten Falls, die der gegebenen Empfindung des neutralen
Grau entsprechende D und A sei je 100, so ist das Geammt-
gewicht der Empfindung gleich 200, die Helligkeit gleich 0 · 5.
Stiege jetzt die Dissimilirung auf 101, so würde das Gesammt-
gewicht der Empfindung auf 201 und die Helligkeit auf
[Formel 3] ... steigen.

Wäre dagegen die anfängliche Größe von A und D je gleich
200, und wüchse D ebenfalls um 1, so daß sie gleich 201 würde,

auf sehr verschiedene Weise möglich. Erstens nämlich durch
Steigerung der Dissimilirung (D), während A unverändert bleibt,
zweitens durch Minderung von A bei unverändertem D, drittens
dadurch, daß D steigt, während zugleich A abnimmt oder eben-
falls, aber weniger als D zunimmt, viertens endlich durch Ab-
nahme von A bei gleichzeitiger aber minder großer Abnahme von D.
In allen diesen Fällen nämlich würde das Verhältniß [Formel 1] oder [Formel 2]
größer werden, und daher die Helligkeit der Empfindung zu-
nehmen.

In dem besonderen Falle, wo die Änderung der Empfin-
dung durch äußeres Licht, also durch einen D-Reiz herbeigeführt
wird, fallen schon einige dieser Möglichkeiten weg, weil hiebei
immer eine Steigerung der Dissimilirung eintritt, und es sich
daher nur noch fragt, ob dabei die Assimilirung gleich bleibt oder
abnimmt, oder ebenfalls, aber schwächer als D, zunimmt, Je
nachdem das eine oder das andere der Fall ist, wird trotz
gleicher D-Erregbarkeit ein größerer oder kleinerer
Lichtreiz nöthig sein, um einen und denselben Hel-
ligkeitszuwachs der Empfindung herbeizuführen
.

Aber selbst wenn die Assimilirung während der Zunahme
der Dissimilirung ganz unverändert bliebe, würde doch ein und
derselbe Zuwachs zur letzteren das eine Mal eine eben merkliche
Veränderung der erwähnten mittelgrauen Empfindung bewirken
können, das andere Mal nicht, und das dritte Mal eine viel stärkere
Veränderung. Es wird dies nämlich mit abhängen von der abso-
luten Größe der schon bestehenden Assimilirung und Dissimili-
rung, d. h. von dem Gewichte der anfänglichen Empfindung.

Gesetzten Falls, die der gegebenen Empfindung des neutralen
Grau entsprechende D und A sei je 100, so ist das Geammt-
gewicht der Empfindung gleich 200, die Helligkeit gleich 0 · 5.
Stiege jetzt die Dissimilirung auf 101, so würde das Gesammt-
gewicht der Empfindung auf 201 und die Helligkeit auf
[Formel 3] … steigen.

Wäre dagegen die anfängliche Größe von A und D je gleich
200, und wüchse D ebenfalls um 1, so daß sie gleich 201 würde,

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[86/0094] auf sehr verschiedene Weise möglich. Erstens nämlich durch Steigerung der Dissimilirung (D), während A unverändert bleibt, zweitens durch Minderung von A bei unverändertem D, drittens dadurch, daß D steigt, während zugleich A abnimmt oder eben- falls, aber weniger als D zunimmt, viertens endlich durch Ab- nahme von A bei gleichzeitiger aber minder großer Abnahme von D. In allen diesen Fällen nämlich würde das Verhältniß [FORMEL] oder [FORMEL] größer werden, und daher die Helligkeit der Empfindung zu- nehmen. In dem besonderen Falle, wo die Änderung der Empfin- dung durch äußeres Licht, also durch einen D-Reiz herbeigeführt wird, fallen schon einige dieser Möglichkeiten weg, weil hiebei immer eine Steigerung der Dissimilirung eintritt, und es sich daher nur noch fragt, ob dabei die Assimilirung gleich bleibt oder abnimmt, oder ebenfalls, aber schwächer als D, zunimmt, Je nachdem das eine oder das andere der Fall ist, wird trotz gleicher D-Erregbarkeit ein größerer oder kleinerer Lichtreiz nöthig sein, um einen und denselben Hel- ligkeitszuwachs der Empfindung herbeizuführen. Aber selbst wenn die Assimilirung während der Zunahme der Dissimilirung ganz unverändert bliebe, würde doch ein und derselbe Zuwachs zur letzteren das eine Mal eine eben merkliche Veränderung der erwähnten mittelgrauen Empfindung bewirken können, das andere Mal nicht, und das dritte Mal eine viel stärkere Veränderung. Es wird dies nämlich mit abhängen von der abso- luten Größe der schon bestehenden Assimilirung und Dissimili- rung, d. h. von dem Gewichte der anfänglichen Empfindung. Gesetzten Falls, die der gegebenen Empfindung des neutralen Grau entsprechende D und A sei je 100, so ist das Geammt- gewicht der Empfindung gleich 200, die Helligkeit gleich 0 · 5. Stiege jetzt die Dissimilirung auf 101, so würde das Gesammt- gewicht der Empfindung auf 201 und die Helligkeit auf [FORMEL] … steigen. Wäre dagegen die anfängliche Größe von A und D je gleich 200, und wüchse D ebenfalls um 1, so daß sie gleich 201 würde,

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Zitationshilfe: Hering, Ewald: Zur Lehre vom Lichtsinne. Zweiter, unveränderter Abdruck. Wien, 1878, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hering_lichtsinn_1878/94>, abgerufen am 29.04.2024.