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[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841.

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O glaubet nicht, daß ihr ihn fändet
Auf jenem Fels im fernen Meere;
Hier ist ein Grab, noch ungeschändet,
Hier ist der Stein der deutschen Ehre!
Wie zitterte manch stolzer Gibel,
Als donnernd einst in böser Stunde,
Gleich Schwerterklang zu Luthers Bibel,
Das Wort erscholl aus Huttens Munde!
Das Wort, das, als die Welt geknechtet,
Als finstrer Wahn sie unterjochte,
So kühn für alle Welt gerechtet,
So einsam an den Himmel pochte.
Ließ er sich von den Kutten meucheln,
Und hat er darum sterben müssen,
Daß nun die Enkel sonder Heucheln
Den Mantel von Marengo küssen?
O glaubet nicht, daß ihr ihn fändet
Auf jenem Fels im fernen Meere;
Hier iſt ein Grab, noch ungeſchändet,
Hier iſt der Stein der deutſchen Ehre!
Wie zitterte manch ſtolzer Gibel,
Als donnernd einſt in böſer Stunde,
Gleich Schwerterklang zu Luthers Bibel,
Das Wort erſcholl aus Huttens Munde!
Das Wort, das, als die Welt geknechtet,
Als finſtrer Wahn ſie unterjochte,
So kühn für alle Welt gerechtet,
So einſam an den Himmel pochte.
Ließ er ſich von den Kutten meucheln,
Und hat er darum ſterben müſſen,
Daß nun die Enkel ſonder Heucheln
Den Mantel von Marengo küſſen?
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[107/0113] O glaubet nicht, daß ihr ihn fändet Auf jenem Fels im fernen Meere; Hier iſt ein Grab, noch ungeſchändet, Hier iſt der Stein der deutſchen Ehre! Wie zitterte manch ſtolzer Gibel, Als donnernd einſt in böſer Stunde, Gleich Schwerterklang zu Luthers Bibel, Das Wort erſcholl aus Huttens Munde! Das Wort, das, als die Welt geknechtet, Als finſtrer Wahn ſie unterjochte, So kühn für alle Welt gerechtet, So einſam an den Himmel pochte. Ließ er ſich von den Kutten meucheln, Und hat er darum ſterben müſſen, Daß nun die Enkel ſonder Heucheln Den Mantel von Marengo küſſen?

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Zitationshilfe: [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/113>, abgerufen am 13.05.2024.