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[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841.

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Weh Dir, Europa's Canaan,
Das einen Brutus einst gezeugt,
Und jetzt sich vor dem Vatikan
Mit feigem Sklavengruße beugt;
Im Fleisch der Menschheit ward zum Pfahl
Die Wiege des Rienzi Cola,
Seit Luthern traf des Bannes Strahl
Und seit loyal dort nur Loyola.
Der Boden, der von Honig trof,
Nur Thränen bringt er noch hervor,
Seit Heinrich in des Pfaffen Hof,
Ein Knecht im Büßerhemde, fror;
Sein Weihrauch ist ein Grabgeruch,
Das Eden wurde zur Sahara,
Und zu Italiens Leichentuch
Die farbenglühende Tiara.
Weh Dir, Europa's Canaan,
Das einen Brutus einſt gezeugt,
Und jetzt ſich vor dem Vatikan
Mit feigem Sklavengruße beugt;
Im Fleiſch der Menſchheit ward zum Pfahl
Die Wiege des Rienzi Cola,
Seit Luthern traf des Bannes Strahl
Und ſeit loyal dort nur Loyola.
Der Boden, der von Honig trof,
Nur Thränen bringt er noch hervor,
Seit Heinrich in des Pfaffen Hof,
Ein Knecht im Büßerhemde, fror;
Sein Weihrauch iſt ein Grabgeruch,
Das Eden wurde zur Sahara,
Und zu Italiens Leichentuch
Die farbenglühende Tiara.
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[117/0123] Weh Dir, Europa's Canaan, Das einen Brutus einſt gezeugt, Und jetzt ſich vor dem Vatikan Mit feigem Sklavengruße beugt; Im Fleiſch der Menſchheit ward zum Pfahl Die Wiege des Rienzi Cola, Seit Luthern traf des Bannes Strahl Und ſeit loyal dort nur Loyola. Der Boden, der von Honig trof, Nur Thränen bringt er noch hervor, Seit Heinrich in des Pfaffen Hof, Ein Knecht im Büßerhemde, fror; Sein Weihrauch iſt ein Grabgeruch, Das Eden wurde zur Sahara, Und zu Italiens Leichentuch Die farbenglühende Tiara.

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Zitationshilfe: [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/123>, abgerufen am 02.05.2024.