Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 2. Zürich u. a., 1843.

Bild:
<< vorherige Seite
Selbst China und die Mongolei,
Auch ein Stück Polen war dabei.
Und als der Herr die Völker zählte --
Ei, sieh! das deutsche Reich noch fehlte.
"Wo bleiben denn meine Deutschen wieder?
Recken sie noch die faulen Glieder?
Sie könnten, seit ich sie begraben,
Doch endlich ausgeschlafen haben!"
Drauf hieß er 'nen Engel zur Erde springen,
Die Siebenschläfer heraufzubringen.
Der Engel lief in Deutschland herum:
War Alles still, war Alles stumm.
"Ihr Deutschen, wollt ihr nicht aufstahn?
Die Ewigkeit geht eben an!"
Der Engel blies in lichtem Zorn,
Wie toll, in sein himmlisch Jägerhorn.
Selbſt China und die Mongolei,
Auch ein Stück Polen war dabei.
Und als der Herr die Völker zählte —
Ei, ſieh! das deutſche Reich noch fehlte.
„Wo bleiben denn meine Deutſchen wieder?
Recken ſie noch die faulen Glieder?
Sie könnten, ſeit ich ſie begraben,
Doch endlich ausgeſchlafen haben!“
Drauf hieß er 'nen Engel zur Erde ſpringen,
Die Siebenſchläfer heraufzubringen.
Der Engel lief in Deutſchland herum:
War Alles ſtill, war Alles ſtumm.
„Ihr Deutſchen, wollt ihr nicht aufſtahn?
Die Ewigkeit geht eben an!“
Der Engel blies in lichtem Zorn,
Wie toll, in ſein himmliſch Jägerhorn.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0101" n="91"/>
          <lg n="3">
            <l>Selb&#x017F;t China und die Mongolei,</l><lb/>
            <l>Auch ein Stück Polen war dabei.</l><lb/>
            <l>Und als der Herr die Völker zählte &#x2014;</l><lb/>
            <l>Ei, &#x017F;ieh! das deut&#x017F;che Reich noch fehlte.</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="4">
            <l>&#x201E;Wo bleiben denn meine Deut&#x017F;chen wieder?</l><lb/>
            <l>Recken &#x017F;ie noch die faulen Glieder?</l><lb/>
            <l>Sie könnten, &#x017F;eit ich &#x017F;ie begraben,</l><lb/>
            <l>Doch endlich ausge&#x017F;chlafen haben!&#x201C;</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="5">
            <l>Drauf hieß er 'nen Engel zur Erde &#x017F;pringen,</l><lb/>
            <l>Die Sieben&#x017F;chläfer heraufzubringen.</l><lb/>
            <l>Der Engel lief in Deut&#x017F;chland herum:</l><lb/>
            <l>War Alles &#x017F;till, war Alles &#x017F;tumm.</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="6">
            <l>&#x201E;Ihr Deut&#x017F;chen, wollt ihr nicht auf&#x017F;tahn?</l><lb/>
            <l>Die Ewigkeit geht eben an!&#x201C;</l><lb/>
            <l>Der Engel blies in lichtem Zorn,</l><lb/>
            <l>Wie toll, in &#x017F;ein himmli&#x017F;ch Jägerhorn.</l><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[91/0101] Selbſt China und die Mongolei, Auch ein Stück Polen war dabei. Und als der Herr die Völker zählte — Ei, ſieh! das deutſche Reich noch fehlte. „Wo bleiben denn meine Deutſchen wieder? Recken ſie noch die faulen Glieder? Sie könnten, ſeit ich ſie begraben, Doch endlich ausgeſchlafen haben!“ Drauf hieß er 'nen Engel zur Erde ſpringen, Die Siebenſchläfer heraufzubringen. Der Engel lief in Deutſchland herum: War Alles ſtill, war Alles ſtumm. „Ihr Deutſchen, wollt ihr nicht aufſtahn? Die Ewigkeit geht eben an!“ Der Engel blies in lichtem Zorn, Wie toll, in ſein himmliſch Jägerhorn.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte02_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte02_1843/101
Zitationshilfe: [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 2. Zürich u. a., 1843, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte02_1843/101>, abgerufen am 05.05.2024.