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[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 2. Zürich u. a., 1843.

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Sobald den Tag er angesagt,
Da weckt' die Frau die faule Magd,
Was unsre Magd gar schwer verdroß,
Daß sie im Grimme einst beschloß,
Dem Vogel zu stutzen seine Schwingen,
Und, meld' ich's kurz, ihn umzubringen.
Es war gedacht, es war gethan,
Die Götter bekamen einen Hahn.
Was aber hat die Magd gewonnen?
Die sonst geweckt ward mit der Sonnen,
Ward nun geweckt um Mitternacht,
Nachdem den Hahn sie umgebracht.
Ach, sprach die Magd, die schwer Bethörte,
Wenn ich den Hahn doch krähen hörte!
Sein Krähen hat so schön geklungen,
Als hätt' eine Nachtigall gesungen.
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Sobald den Tag er angeſagt,
Da weckt' die Frau die faule Magd,
Was unſre Magd gar ſchwer verdroß,
Daß ſie im Grimme einſt beſchloß,
Dem Vogel zu ſtutzen ſeine Schwingen,
Und, meld' ich's kurz, ihn umzubringen.
Es war gedacht, es war gethan,
Die Götter bekamen einen Hahn.
Was aber hat die Magd gewonnen?
Die ſonſt geweckt ward mit der Sonnen,
Ward nun geweckt um Mitternacht,
Nachdem den Hahn ſie umgebracht.
Ach, ſprach die Magd, die ſchwer Bethörte,
Wenn ich den Hahn doch krähen hörte!
Sein Krähen hat ſo ſchön geklungen,
Als hätt' eine Nachtigall geſungen.
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[81/0091] Sobald den Tag er angeſagt, Da weckt' die Frau die faule Magd, Was unſre Magd gar ſchwer verdroß, Daß ſie im Grimme einſt beſchloß, Dem Vogel zu ſtutzen ſeine Schwingen, Und, meld' ich's kurz, ihn umzubringen. Es war gedacht, es war gethan, Die Götter bekamen einen Hahn. Was aber hat die Magd gewonnen? Die ſonſt geweckt ward mit der Sonnen, Ward nun geweckt um Mitternacht, Nachdem den Hahn ſie umgebracht. Ach, ſprach die Magd, die ſchwer Bethörte, Wenn ich den Hahn doch krähen hörte! Sein Krähen hat ſo ſchön geklungen, Als hätt' eine Nachtigall geſungen. 6

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Zitationshilfe: [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 2. Zürich u. a., 1843, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte02_1843/91>, abgerufen am 29.04.2024.