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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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aus "so stammt es von Cur oder Cursemme,
welches so viel, als ein Land, das an der
See lieget, andeutet" allein er gewann
sein Spiel nicht. Nichts sagte mein Va-
ter. Der gute Freund fuhr fort "vom
kleinen Könige Curo? von den Curaten oder
von den Curiaten? oder" -- "Nichts, alles
nichts -- Es würde nicht verlohnen diese
Fibel über den Namen von Curland weitläuf-
tiger zu machen, und sie wegen Lettland und
Semgallen über welche Namen mein Va-
ter eben so wenig nachgebend war mit An-
hang und Zugabe zu verstärken. Mein Va-
ter hatte nach dem Ausdruck eines Weisen
des Alterthums zwey Vaterlande, eines
wo er gebohren war, und eines wo er lebte,
eines der Natur und eines des Schicksals
und man traf bey ihm, was man gewöhn-
lich zu treffen pflegt; daß man das Vater-
land der Geburt dem andern, oder die Mut-
ter dem Vater vorziehet. Wenn der gute
Freund am Ende zum Unwillen übergieng;
wurde mein Vater ein Philosoph. Zum
Curländer konnten ihn weder gute noch böse
Gerüchte bringen.

So wollen Sie denn fieng der Freund
an, nachdem mein Vater mit vieler Gelehr-

samkeit

aus „ſo ſtammt es von Cur oder Curſemme,
welches ſo viel, als ein Land, das an der
See lieget, andeutet„ allein er gewann
ſein Spiel nicht. Nichts ſagte mein Va-
ter. Der gute Freund fuhr fort „vom
kleinen Koͤnige Curo? von den Curaten oder
von den Curiaten? oder„ — „Nichts, alles
nichts — Es wuͤrde nicht verlohnen dieſe
Fibel uͤber den Namen von Curland weitlaͤuf-
tiger zu machen, und ſie wegen Lettland und
Semgallen uͤber welche Namen mein Va-
ter eben ſo wenig nachgebend war mit An-
hang und Zugabe zu verſtaͤrken. Mein Va-
ter hatte nach dem Ausdruck eines Weiſen
des Alterthums zwey Vaterlande, eines
wo er gebohren war, und eines wo er lebte,
eines der Natur und eines des Schickſals
und man traf bey ihm, was man gewoͤhn-
lich zu treffen pflegt; daß man das Vater-
land der Geburt dem andern, oder die Mut-
ter dem Vater vorziehet. Wenn der gute
Freund am Ende zum Unwillen uͤbergieng;
wurde mein Vater ein Philoſoph. Zum
Curlaͤnder konnten ihn weder gute noch boͤſe
Geruͤchte bringen.

So wollen Sie denn fieng der Freund
an, nachdem mein Vater mit vieler Gelehr-

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[13/0021] aus „ſo ſtammt es von Cur oder Curſemme, welches ſo viel, als ein Land, das an der See lieget, andeutet„ allein er gewann ſein Spiel nicht. Nichts ſagte mein Va- ter. Der gute Freund fuhr fort „vom kleinen Koͤnige Curo? von den Curaten oder von den Curiaten? oder„ — „Nichts, alles nichts — Es wuͤrde nicht verlohnen dieſe Fibel uͤber den Namen von Curland weitlaͤuf- tiger zu machen, und ſie wegen Lettland und Semgallen uͤber welche Namen mein Va- ter eben ſo wenig nachgebend war mit An- hang und Zugabe zu verſtaͤrken. Mein Va- ter hatte nach dem Ausdruck eines Weiſen des Alterthums zwey Vaterlande, eines wo er gebohren war, und eines wo er lebte, eines der Natur und eines des Schickſals und man traf bey ihm, was man gewoͤhn- lich zu treffen pflegt; daß man das Vater- land der Geburt dem andern, oder die Mut- ter dem Vater vorziehet. Wenn der gute Freund am Ende zum Unwillen uͤbergieng; wurde mein Vater ein Philoſoph. Zum Curlaͤnder konnten ihn weder gute noch boͤſe Geruͤchte bringen. So wollen Sie denn fieng der Freund an, nachdem mein Vater mit vieler Gelehr- ſamkeit

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/21>, abgerufen am 27.04.2024.