Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

bum Studiosorum einzuführen. Dies fiel
Sr. Magnificenz nicht wenig auf. Da aber
Dieselben die vorige Nacht nicht Grosvater
geworden waren; so gaben Dieselben weiter
nichts darauf, sondern nahmen was ihnen
gebührte, und wünschten wohl zu leben. --

Ich konnte nicht umhin, von diesem Um-
stande gegen meine bürgerliche Landesleute
Gebrauch zu machen; allein diese lachten herz-
lich über meine Einfalt. -- "Den Edelmann
"dir so nah zu legen, und ihn nicht zu neh-
"men" -- und eine Lüge? "Sie wird ja
"bezahlt" und wenn ich heim komme? "Ja
"denn müssen wir freylich Ew. Hochwohl-
"gebohrnen oder mein Gönner
sagen," in-
"dessen sind wir doch Litterati" -- Daß Euch
Gott helfe, dacht' ich, Litterati, ohne von
keinen Tafeln mehr, als von den zween des
Moses, zu wissen!

Der Abend ward mit Eßen und Trinken
und Musik zugebracht. -- Einige gaben dem
Abreisenden das Geleit, und da in der gan-
zen Straße, so weit nur das Gesicht reichte,
die ganze Nacht hindurch Licht brannte; so
brachte mich dieses auf die Frage, was diese
Erleuchtung und nachbarliche Aufmerksamkeit
zu bedeuten hätte? Die Antwort unsers Vor-

fahrs

bum Studioſorum einzufuͤhren. Dies fiel
Sr. Magnificenz nicht wenig auf. Da aber
Dieſelben die vorige Nacht nicht Grosvater
geworden waren; ſo gaben Dieſelben weiter
nichts darauf, ſondern nahmen was ihnen
gebuͤhrte, und wuͤnſchten wohl zu leben. —

Ich konnte nicht umhin, von dieſem Um-
ſtande gegen meine buͤrgerliche Landesleute
Gebrauch zu machen; allein dieſe lachten herz-
lich uͤber meine Einfalt. — „Den Edelmann
„dir ſo nah zu legen, und ihn nicht zu neh-
„men„ — und eine Luͤge? „Sie wird ja
„bezahlt„ und wenn ich heim komme? „Ja
„denn muͤſſen wir freylich Ew. Hochwohl-
„gebohrnen oder mein Goͤnner
ſagen,„ in-
„deſſen ſind wir doch Litterati„ — Daß Euch
Gott helfe, dacht’ ich, Litterati, ohne von
keinen Tafeln mehr, als von den zween des
Moſes, zu wiſſen!

Der Abend ward mit Eßen und Trinken
und Muſik zugebracht. — Einige gaben dem
Abreiſenden das Geleit, und da in der gan-
zen Straße, ſo weit nur das Geſicht reichte,
die ganze Nacht hindurch Licht brannte; ſo
brachte mich dieſes auf die Frage, was dieſe
Erleuchtung und nachbarliche Aufmerkſamkeit
zu bedeuten haͤtte? Die Antwort unſers Vor-

fahrs
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0264" n="256"/><hi rendition="#aq">bum Studio&#x017F;orum</hi> einzufu&#x0364;hren. Dies fiel<lb/>
Sr. Magnificenz nicht wenig auf. Da aber<lb/>
Die&#x017F;elben die vorige Nacht nicht Grosvater<lb/>
geworden waren; &#x017F;o gaben Die&#x017F;elben weiter<lb/>
nichts darauf, &#x017F;ondern nahmen was ihnen<lb/>
gebu&#x0364;hrte, und wu&#x0364;n&#x017F;chten wohl zu leben. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Ich konnte nicht umhin, von die&#x017F;em Um-<lb/>
&#x017F;tande gegen meine bu&#x0364;rgerliche Landesleute<lb/>
Gebrauch zu machen; allein die&#x017F;e lachten herz-<lb/>
lich u&#x0364;ber meine Einfalt. &#x2014; &#x201E;Den Edelmann<lb/>
&#x201E;dir &#x017F;o nah zu legen, und ihn nicht zu neh-<lb/>
&#x201E;men&#x201E; &#x2014; und eine Lu&#x0364;ge? &#x201E;Sie wird ja<lb/>
&#x201E;bezahlt&#x201E; und wenn ich heim komme? &#x201E;Ja<lb/>
&#x201E;denn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir freylich <hi rendition="#fr">Ew. Hochwohl-<lb/>
&#x201E;gebohrnen oder mein Go&#x0364;nner</hi> &#x017F;agen,&#x201E; in-<lb/>
&#x201E;de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind wir doch Litterati&#x201E; &#x2014; Daß Euch<lb/>
Gott helfe, dacht&#x2019; ich, Litterati, ohne von<lb/>
keinen Tafeln mehr, als von den zween des<lb/>
Mo&#x017F;es, zu wi&#x017F;&#x017F;en!</p><lb/>
          <p>Der Abend ward mit Eßen und Trinken<lb/>
und Mu&#x017F;ik zugebracht. &#x2014; Einige gaben dem<lb/>
Abrei&#x017F;enden das Geleit, und da in der gan-<lb/>
zen Straße, &#x017F;o weit nur das Ge&#x017F;icht reichte,<lb/>
die ganze Nacht hindurch Licht brannte; &#x017F;o<lb/>
brachte mich die&#x017F;es auf die Frage, was die&#x017F;e<lb/>
Erleuchtung und nachbarliche Aufmerk&#x017F;amkeit<lb/>
zu bedeuten ha&#x0364;tte? Die Antwort un&#x017F;ers Vor-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fahrs</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[256/0264] bum Studioſorum einzufuͤhren. Dies fiel Sr. Magnificenz nicht wenig auf. Da aber Dieſelben die vorige Nacht nicht Grosvater geworden waren; ſo gaben Dieſelben weiter nichts darauf, ſondern nahmen was ihnen gebuͤhrte, und wuͤnſchten wohl zu leben. — Ich konnte nicht umhin, von dieſem Um- ſtande gegen meine buͤrgerliche Landesleute Gebrauch zu machen; allein dieſe lachten herz- lich uͤber meine Einfalt. — „Den Edelmann „dir ſo nah zu legen, und ihn nicht zu neh- „men„ — und eine Luͤge? „Sie wird ja „bezahlt„ und wenn ich heim komme? „Ja „denn muͤſſen wir freylich Ew. Hochwohl- „gebohrnen oder mein Goͤnner ſagen,„ in- „deſſen ſind wir doch Litterati„ — Daß Euch Gott helfe, dacht’ ich, Litterati, ohne von keinen Tafeln mehr, als von den zween des Moſes, zu wiſſen! Der Abend ward mit Eßen und Trinken und Muſik zugebracht. — Einige gaben dem Abreiſenden das Geleit, und da in der gan- zen Straße, ſo weit nur das Geſicht reichte, die ganze Nacht hindurch Licht brannte; ſo brachte mich dieſes auf die Frage, was dieſe Erleuchtung und nachbarliche Aufmerkſamkeit zu bedeuten haͤtte? Die Antwort unſers Vor- fahrs

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/264
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/264>, abgerufen am 07.05.2024.