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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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erhalte dich durch die rechte Hand meiner
Gerechtigkeit! Amen!

Herrmann war in Gedanken weggegan-
gen, und kam in Gedanken zurück. In
Wahrheit, er hatte Ursach zu denken! --

Mine war nachgebend gegen ihren Vater,
ohn' eine Lüge, auch nur mit dem Auge, zu
begehen; dies bracht' ihn zu Ruhepunkten --
zu Hofnungen, hundert und funfzig Thaler
Alb. in der Lotterie zu gewinnen. --

Benjamin drang auf die Berechnung,
weil er nicht Zeit hätte, sich länger aufzu-
halten. Es war dies Donnerstags Abends.
-- Morgen, sagte Herrmann. -- Sie be-
rechneten sich Freytags, und diese Berech-
nung währete keine Stunde. Sein Erbtheil
war auf den Fingern abzuzählen, es war
nicht viel! Da Benjamin sehr bat, weil
er der Gewerkslade Geld zu zahlen hätt',
ihm den wenigen Muttertheil baar auszu-
zahlen; so zeigt' ihm Herrmann die Unmög-
lichkeit. -- Ich will, wenn du es durchaus
und durchall nöthig hast, an den Herrn v. E.
schreiben, mir dieses Anlehn auf Abschlag De-
nens zu geben. -- Mine stieß ihren Bruder
an, der es sogleich ausschlug. Mit solchem
Gelde, sagten sie, da sie wieder allein waren,

wür-
Zweiter Th. Z

erhalte dich durch die rechte Hand meiner
Gerechtigkeit! Amen!

Herrmann war in Gedanken weggegan-
gen, und kam in Gedanken zuruͤck. In
Wahrheit, er hatte Urſach zu denken! —

Mine war nachgebend gegen ihren Vater,
ohn’ eine Luͤge, auch nur mit dem Auge, zu
begehen; dies bracht’ ihn zu Ruhepunkten —
zu Hofnungen, hundert und funfzig Thaler
Alb. in der Lotterie zu gewinnen. —

Benjamin drang auf die Berechnung,
weil er nicht Zeit haͤtte, ſich laͤnger aufzu-
halten. Es war dies Donnerſtags Abends.
— Morgen, ſagte Herrmann. — Sie be-
rechneten ſich Freytags, und dieſe Berech-
nung waͤhrete keine Stunde. Sein Erbtheil
war auf den Fingern abzuzaͤhlen, es war
nicht viel! Da Benjamin ſehr bat, weil
er der Gewerkslade Geld zu zahlen haͤtt’,
ihm den wenigen Muttertheil baar auszu-
zahlen; ſo zeigt’ ihm Herrmann die Unmoͤg-
lichkeit. — Ich will, wenn du es durchaus
und durchall noͤthig haſt, an den Herrn v. E.
ſchreiben, mir dieſes Anlehn auf Abſchlag De-
nens zu geben. — Mine ſtieß ihren Bruder
an, der es ſogleich ausſchlug. Mit ſolchem
Gelde, ſagten ſie, da ſie wieder allein waren,

wuͤr-
Zweiter Th. Z
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[353/0361] erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit! Amen! Herrmann war in Gedanken weggegan- gen, und kam in Gedanken zuruͤck. In Wahrheit, er hatte Urſach zu denken! — Mine war nachgebend gegen ihren Vater, ohn’ eine Luͤge, auch nur mit dem Auge, zu begehen; dies bracht’ ihn zu Ruhepunkten — zu Hofnungen, hundert und funfzig Thaler Alb. in der Lotterie zu gewinnen. — Benjamin drang auf die Berechnung, weil er nicht Zeit haͤtte, ſich laͤnger aufzu- halten. Es war dies Donnerſtags Abends. — Morgen, ſagte Herrmann. — Sie be- rechneten ſich Freytags, und dieſe Berech- nung waͤhrete keine Stunde. Sein Erbtheil war auf den Fingern abzuzaͤhlen, es war nicht viel! Da Benjamin ſehr bat, weil er der Gewerkslade Geld zu zahlen haͤtt’, ihm den wenigen Muttertheil baar auszu- zahlen; ſo zeigt’ ihm Herrmann die Unmoͤg- lichkeit. — Ich will, wenn du es durchaus und durchall noͤthig haſt, an den Herrn v. E. ſchreiben, mir dieſes Anlehn auf Abſchlag De- nens zu geben. — Mine ſtieß ihren Bruder an, der es ſogleich ausſchlug. Mit ſolchem Gelde, ſagten ſie, da ſie wieder allein waren, wuͤr- Zweiter Th. Z

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/361>, abgerufen am 29.04.2024.