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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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sich so heraus, daß jedes aufmerkte. Als
er aber nah' an das Stadtthor kam,
Luc.
im siebenten Capitel im eilften Vers: als er
aber nah' an das Stadtthor kam, siehe da
trug man einen Todten heraus, der ein
einziger Sohn war seiner Mutter.
--

So wenig diese Wort' eine Deutung auf
mich zu haben schienen; so fielen doch auch
diese Worte schwer auf mich, und es war
mir, als sagte wer "das bist du -- du bist
die Person des Todes! --"

Wie kommt das, mein Lieber, wenn es
einem so ist, als hörte man eine Stimme:
das bist du!

Nach der Predigt ward gesungen aus
Befiel du deine Wege die letzten Verse:

Der Anfang war:

Auf, auf, gib deinen Schmerzen
und Sorgen gute Nacht!
Laß fahren, was im Herzen
dir bangen Kummer macht!
Der lezte Vers ist schon längst mein Lieb-
ling gewesen, und, nach dieser Leichenpre-
digt auf mich, war ers noch weit mehr.

Mach' End, o Herr! mach Ende
mit aller meiner Noth --
stärk meine Füß' und Hände,
und

ſich ſo heraus, daß jedes aufmerkte. Als
er aber nah’ an das Stadtthor kam,
Luc.
im ſiebenten Capitel im eilften Vers: als er
aber nah’ an das Stadtthor kam, ſiehe da
trug man einen Todten heraus, der ein
einziger Sohn war ſeiner Mutter.

So wenig dieſe Wort’ eine Deutung auf
mich zu haben ſchienen; ſo fielen doch auch
dieſe Worte ſchwer auf mich, und es war
mir, als ſagte wer „das biſt du — du biſt
die Perſon des Todes! —„

Wie kommt das, mein Lieber, wenn es
einem ſo iſt, als hoͤrte man eine Stimme:
das biſt du!

Nach der Predigt ward geſungen aus
Befiel du deine Wege die letzten Verſe:

Der Anfang war:

Auf, auf, gib deinen Schmerzen
und Sorgen gute Nacht!
Laß fahren, was im Herzen
dir bangen Kummer macht!
Der lezte Vers iſt ſchon laͤngſt mein Lieb-
ling geweſen, und, nach dieſer Leichenpre-
digt auf mich, war ers noch weit mehr.

Mach’ End, o Herr! mach Ende
mit aller meiner Noth —
ſtaͤrk meine Fuͤß’ und Haͤnde,
und
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[368/0376] ſich ſo heraus, daß jedes aufmerkte. Als er aber nah’ an das Stadtthor kam, Luc. im ſiebenten Capitel im eilften Vers: als er aber nah’ an das Stadtthor kam, ſiehe da trug man einen Todten heraus, der ein einziger Sohn war ſeiner Mutter. — So wenig dieſe Wort’ eine Deutung auf mich zu haben ſchienen; ſo fielen doch auch dieſe Worte ſchwer auf mich, und es war mir, als ſagte wer „das biſt du — du biſt die Perſon des Todes! —„ Wie kommt das, mein Lieber, wenn es einem ſo iſt, als hoͤrte man eine Stimme: das biſt du! Nach der Predigt ward geſungen aus Befiel du deine Wege die letzten Verſe: Der Anfang war: Auf, auf, gib deinen Schmerzen und Sorgen gute Nacht! Laß fahren, was im Herzen dir bangen Kummer macht! Der lezte Vers iſt ſchon laͤngſt mein Lieb- ling geweſen, und, nach dieſer Leichenpre- digt auf mich, war ers noch weit mehr. Mach’ End, o Herr! mach Ende mit aller meiner Noth — ſtaͤrk meine Fuͤß’ und Haͤnde, und

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/376>, abgerufen am 28.04.2024.