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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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wissens, und anderer ehrlichen Leute, werdet
sicher seyn können. Eure Flucht nach Preus-
sen ist euch geglückt; allein euch selbst, und den
Augen der Rechtschafnen, könnet ihr nicht ent-
fliehen! -- Gehet hin zu eurem gnädigen
Herrn, werfet euch vor ihm auf die Knie.
Ein gutes Wort findet ein gutes Herz! Viel-
leicht, daß er euch seine gnädige alles verzei-
hende Hand zureicht, und eure Strafe nicht
ganz genau mit eurem Frevel abmißt! Gehet
zu eurem leiblichen Vater. Ob verlohrner
Sohn, oder verlohrne Tochter, gleich viel!
Wenn ihr von ganzem Herzen sagt: ich habe
gesündiget, im Himmel und vor dir, und bin
hinfort nicht mehr werth, daß ich dein Kind
und des Herrn v. E. Magd heiße; so wird
er vielleicht so sehr durch Reue, durch eure
ganze Buß- und Beichtandacht, erweicht, als
ihn testantibus actis eure Boßheit und Got-
tesvergessenheit erweicht hat! Sein Fürwort
wird den Herrn v. E., der die Liebe selbst
seyn soll, völlig aussöhnen. Eure Jugend
redet euch das Wort, und wenn euch Gott,
nach ausgestandener Strafe, noch Leben und
Gesundheit fristet, habt ihr noch Zeit und
Raum, Gutes zu thun, die Leute, die ihr
bestohlen habt, zu entschädigen, und da Friede

und

wiſſens, und anderer ehrlichen Leute, werdet
ſicher ſeyn koͤnnen. Eure Flucht nach Preuſ-
ſen iſt euch gegluͤckt; allein euch ſelbſt, und den
Augen der Rechtſchafnen, koͤnnet ihr nicht ent-
fliehen! — Gehet hin zu eurem gnaͤdigen
Herrn, werfet euch vor ihm auf die Knie.
Ein gutes Wort findet ein gutes Herz! Viel-
leicht, daß er euch ſeine gnaͤdige alles verzei-
hende Hand zureicht, und eure Strafe nicht
ganz genau mit eurem Frevel abmißt! Gehet
zu eurem leiblichen Vater. Ob verlohrner
Sohn, oder verlohrne Tochter, gleich viel!
Wenn ihr von ganzem Herzen ſagt: ich habe
geſuͤndiget, im Himmel und vor dir, und bin
hinfort nicht mehr werth, daß ich dein Kind
und des Herrn v. E. Magd heiße; ſo wird
er vielleicht ſo ſehr durch Reue, durch eure
ganze Buß- und Beichtandacht, erweicht, als
ihn teſtantibus actis eure Boßheit und Got-
tesvergeſſenheit erweicht hat! Sein Fuͤrwort
wird den Herrn v. E., der die Liebe ſelbſt
ſeyn ſoll, voͤllig ausſoͤhnen. Eure Jugend
redet euch das Wort, und wenn euch Gott,
nach ausgeſtandener Strafe, noch Leben und
Geſundheit friſtet, habt ihr noch Zeit und
Raum, Gutes zu thun, die Leute, die ihr
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[474/0484] wiſſens, und anderer ehrlichen Leute, werdet ſicher ſeyn koͤnnen. Eure Flucht nach Preuſ- ſen iſt euch gegluͤckt; allein euch ſelbſt, und den Augen der Rechtſchafnen, koͤnnet ihr nicht ent- fliehen! — Gehet hin zu eurem gnaͤdigen Herrn, werfet euch vor ihm auf die Knie. Ein gutes Wort findet ein gutes Herz! Viel- leicht, daß er euch ſeine gnaͤdige alles verzei- hende Hand zureicht, und eure Strafe nicht ganz genau mit eurem Frevel abmißt! Gehet zu eurem leiblichen Vater. Ob verlohrner Sohn, oder verlohrne Tochter, gleich viel! Wenn ihr von ganzem Herzen ſagt: ich habe geſuͤndiget, im Himmel und vor dir, und bin hinfort nicht mehr werth, daß ich dein Kind und des Herrn v. E. Magd heiße; ſo wird er vielleicht ſo ſehr durch Reue, durch eure ganze Buß- und Beichtandacht, erweicht, als ihn teſtantibus actis eure Boßheit und Got- tesvergeſſenheit erweicht hat! Sein Fuͤrwort wird den Herrn v. E., der die Liebe ſelbſt ſeyn ſoll, voͤllig ausſoͤhnen. Eure Jugend redet euch das Wort, und wenn euch Gott, nach ausgeſtandener Strafe, noch Leben und Geſundheit friſtet, habt ihr noch Zeit und Raum, Gutes zu thun, die Leute, die ihr beſtohlen habt, zu entſchaͤdigen, und da Friede und

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/484>, abgerufen am 28.04.2024.