Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

Eisen und Stahl. Weiß nicht, wie es
kommt! -- Wünschte, daß ich gegen Lies-
chen auch so wäre! bins nicht! Weiß nicht,
wie er auf gelb gefallen, keine sonderliche
Farbe. Hat aber seine Grillen! Hab ihn
zuweilen mit sich selbst reden gefunden! und
recht laut; sagt, daß es alle Leute thäten,
die sich stark was einbilden könnten. Mir
würde grauen, wenn ich allein seyn und re-
den solte. Denk, es könnte sich doch was
melden, und da wär ich übel dran. Ob er
zur Uebung mit Tisch und Stühlen catechi-
sirt, weiß nicht, möchte erfahren, was Ew.
Wohlehrwürden von diesem Gerede denken?
Ob Röschen oder Knöspchen? sagt der Ka-
tolik; allein grosser Unterschied! Ists denn
gleich, fein züchtig sich gehalten, oder Schaam
und Schande verlohren, und sich weit und
breit jedem darstellen, ders begaffen und be-
riechen will? Ew. Wohlehrwürden werden
meiner Schwester Trinchen diese Rosenge-
schichte nicht aufblättern. Sie und Hann-
chen liegen sich immer an den Ohren. Hätte
zwar Hanchen halber die in Gott andächtige
Jungfer je eher je lieber ehelichen können, da
ich kein Buch und Tuch aufs Gewiß gegeben.
Ein Hannchen aber ist mir mehr werth, als

zehn
T 3

Eiſen und Stahl. Weiß nicht, wie es
kommt! — Wuͤnſchte, daß ich gegen Lies-
chen auch ſo waͤre! bins nicht! Weiß nicht,
wie er auf gelb gefallen, keine ſonderliche
Farbe. Hat aber ſeine Grillen! Hab ihn
zuweilen mit ſich ſelbſt reden gefunden! und
recht laut; ſagt, daß es alle Leute thaͤten,
die ſich ſtark was einbilden koͤnnten. Mir
wuͤrde grauen, wenn ich allein ſeyn und re-
den ſolte. Denk, es koͤnnte ſich doch was
melden, und da waͤr ich uͤbel dran. Ob er
zur Uebung mit Tiſch und Stuͤhlen catechi-
ſirt, weiß nicht, moͤchte erfahren, was Ew.
Wohlehrwuͤrden von dieſem Gerede denken?
Ob Roͤschen oder Knoͤſpchen? ſagt der Ka-
tolik; allein groſſer Unterſchied! Iſts denn
gleich, fein zuͤchtig ſich gehalten, oder Schaam
und Schande verlohren, und ſich weit und
breit jedem darſtellen, ders begaffen und be-
riechen will? Ew. Wohlehrwuͤrden werden
meiner Schweſter Trinchen dieſe Roſenge-
ſchichte nicht aufblaͤttern. Sie und Hann-
chen liegen ſich immer an den Ohren. Haͤtte
zwar Hanchen halber die in Gott andaͤchtige
Jungfer je eher je lieber ehelichen koͤnnen, da
ich kein Buch und Tuch aufs Gewiß gegeben.
Ein Hannchen aber iſt mir mehr werth, als

zehn
T 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0299" n="293"/>
Ei&#x017F;en und Stahl. Weiß nicht, wie es<lb/>
kommt! &#x2014; Wu&#x0364;n&#x017F;chte, daß ich gegen Lies-<lb/>
chen auch &#x017F;o wa&#x0364;re! bins nicht! Weiß nicht,<lb/>
wie er auf gelb gefallen, keine &#x017F;onderliche<lb/>
Farbe. Hat aber &#x017F;eine Grillen! Hab ihn<lb/>
zuweilen mit &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t reden gefunden! und<lb/>
recht laut; &#x017F;agt, daß es alle Leute tha&#x0364;ten,<lb/>
die &#x017F;ich &#x017F;tark was einbilden ko&#x0364;nnten. Mir<lb/>
wu&#x0364;rde grauen, wenn ich allein &#x017F;eyn und re-<lb/>
den &#x017F;olte. Denk, es ko&#x0364;nnte &#x017F;ich doch was<lb/>
melden, und da wa&#x0364;r ich u&#x0364;bel dran. Ob er<lb/>
zur Uebung mit Ti&#x017F;ch und Stu&#x0364;hlen catechi-<lb/>
&#x017F;irt, weiß nicht, mo&#x0364;chte erfahren, was Ew.<lb/>
Wohlehrwu&#x0364;rden von die&#x017F;em Gerede denken?<lb/>
Ob Ro&#x0364;schen oder Kno&#x0364;&#x017F;pchen? &#x017F;agt der Ka-<lb/>
tolik; allein gro&#x017F;&#x017F;er Unter&#x017F;chied! I&#x017F;ts denn<lb/>
gleich, fein zu&#x0364;chtig &#x017F;ich gehalten, oder Schaam<lb/>
und Schande verlohren, und &#x017F;ich weit und<lb/>
breit jedem dar&#x017F;tellen, ders begaffen und be-<lb/>
riechen will? Ew. Wohlehrwu&#x0364;rden werden<lb/>
meiner Schwe&#x017F;ter Trinchen die&#x017F;e Ro&#x017F;enge-<lb/>
&#x017F;chichte nicht aufbla&#x0364;ttern. Sie und Hann-<lb/>
chen liegen &#x017F;ich immer an den Ohren. Ha&#x0364;tte<lb/>
zwar Hanchen halber die in Gott anda&#x0364;chtige<lb/>
Jungfer je eher je lieber ehelichen ko&#x0364;nnen, da<lb/>
ich kein Buch und Tuch aufs Gewiß gegeben.<lb/>
Ein Hannchen aber i&#x017F;t mir mehr werth, als<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T 3</fw><fw place="bottom" type="catch">zehn</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[293/0299] Eiſen und Stahl. Weiß nicht, wie es kommt! — Wuͤnſchte, daß ich gegen Lies- chen auch ſo waͤre! bins nicht! Weiß nicht, wie er auf gelb gefallen, keine ſonderliche Farbe. Hat aber ſeine Grillen! Hab ihn zuweilen mit ſich ſelbſt reden gefunden! und recht laut; ſagt, daß es alle Leute thaͤten, die ſich ſtark was einbilden koͤnnten. Mir wuͤrde grauen, wenn ich allein ſeyn und re- den ſolte. Denk, es koͤnnte ſich doch was melden, und da waͤr ich uͤbel dran. Ob er zur Uebung mit Tiſch und Stuͤhlen catechi- ſirt, weiß nicht, moͤchte erfahren, was Ew. Wohlehrwuͤrden von dieſem Gerede denken? Ob Roͤschen oder Knoͤſpchen? ſagt der Ka- tolik; allein groſſer Unterſchied! Iſts denn gleich, fein zuͤchtig ſich gehalten, oder Schaam und Schande verlohren, und ſich weit und breit jedem darſtellen, ders begaffen und be- riechen will? Ew. Wohlehrwuͤrden werden meiner Schweſter Trinchen dieſe Roſenge- ſchichte nicht aufblaͤttern. Sie und Hann- chen liegen ſich immer an den Ohren. Haͤtte zwar Hanchen halber die in Gott andaͤchtige Jungfer je eher je lieber ehelichen koͤnnen, da ich kein Buch und Tuch aufs Gewiß gegeben. Ein Hannchen aber iſt mir mehr werth, als zehn T 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/299
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/299>, abgerufen am 14.05.2024.