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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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war. Ich habe nichts dagegen, wenn Na-
thanael sich in den Pandekten den Titel de
verborum significationibus
bekannt macht;
was ist aber Bild und Ueberschrift, wenn
Barren da sind?

Mein Name? Was thut denn der zur
Sache? Muß man durchaus in Kupfer ge-
stochen seyn, wenn man ein Autor ist? und
muß der Herr Kunstrichter, um sein Müth-
chen zu kühlen, noch den von Angesicht zu
Angesicht kennen, den er mit Lob oder Tadel
mishandeln will? Du sollst keine Person an-
sehen, noch Geschenke nehmen! Geschenke
machen selbst die Weisen blind und verkeh-
ren die Sachen der Gerechten. Was recht
ist, dem solst du nachjagen. Kannst du denn
nicht loben, Elender! als ins Gesicht? Der
Name?
bin ich denn anders, seit dem ich
Alexander war und rußischer Major ward?
seit dem mir mein Vater mit dem einen Buch-
stab ein Geschenk machte? und da ich dies
Geschenk noch nicht hatte? Alles auf Worte,
auf Buchstaben! Kommts denn in dieser
Welt auf etwas mehr, als Grundsätze an?
Giebts nicht eine unsichtbare Kirche, für
welche ich allemal viel Achtung gehabt?
Freunde? -- Auch euch nenn ich so, die

ihr

war. Ich habe nichts dagegen, wenn Na-
thanael ſich in den Pandekten den Titel de
verborum ſignificationibus
bekannt macht;
was iſt aber Bild und Ueberſchrift, wenn
Barren da ſind?

Mein Name? Was thut denn der zur
Sache? Muß man durchaus in Kupfer ge-
ſtochen ſeyn, wenn man ein Autor iſt? und
muß der Herr Kunſtrichter, um ſein Muͤth-
chen zu kuͤhlen, noch den von Angeſicht zu
Angeſicht kennen, den er mit Lob oder Tadel
mishandeln will? Du ſollſt keine Perſon an-
ſehen, noch Geſchenke nehmen! Geſchenke
machen ſelbſt die Weiſen blind und verkeh-
ren die Sachen der Gerechten. Was recht
iſt, dem ſolſt du nachjagen. Kannſt du denn
nicht loben, Elender! als ins Geſicht? Der
Name?
bin ich denn anders, ſeit dem ich
Alexander war und rußiſcher Major ward?
ſeit dem mir mein Vater mit dem einen Buch-
ſtab ein Geſchenk machte? und da ich dies
Geſchenk noch nicht hatte? Alles auf Worte,
auf Buchſtaben! Kommts denn in dieſer
Welt auf etwas mehr, als Grundſaͤtze an?
Giebts nicht eine unſichtbare Kirche, fuͤr
welche ich allemal viel Achtung gehabt?
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[590/0600] war. Ich habe nichts dagegen, wenn Na- thanael ſich in den Pandekten den Titel de verborum ſignificationibus bekannt macht; was iſt aber Bild und Ueberſchrift, wenn Barren da ſind? Mein Name? Was thut denn der zur Sache? Muß man durchaus in Kupfer ge- ſtochen ſeyn, wenn man ein Autor iſt? und muß der Herr Kunſtrichter, um ſein Muͤth- chen zu kuͤhlen, noch den von Angeſicht zu Angeſicht kennen, den er mit Lob oder Tadel mishandeln will? Du ſollſt keine Perſon an- ſehen, noch Geſchenke nehmen! Geſchenke machen ſelbſt die Weiſen blind und verkeh- ren die Sachen der Gerechten. Was recht iſt, dem ſolſt du nachjagen. Kannſt du denn nicht loben, Elender! als ins Geſicht? Der Name? bin ich denn anders, ſeit dem ich Alexander war und rußiſcher Major ward? ſeit dem mir mein Vater mit dem einen Buch- ſtab ein Geſchenk machte? und da ich dies Geſchenk noch nicht hatte? Alles auf Worte, auf Buchſtaben! Kommts denn in dieſer Welt auf etwas mehr, als Grundſaͤtze an? Giebts nicht eine unſichtbare Kirche, fuͤr welche ich allemal viel Achtung gehabt? Freunde? — Auch euch nenn ich ſo, die ihr

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 590. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/600>, abgerufen am 20.05.2024.