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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780.

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Dritter Abschnitt. Von Tempeln, Grotten,
selbst die besondern Lagen der Tempel nach der Verschiedenheit des Charakters der
Gottheiten bestimmen: Jupiter, Juno und Minerva sollten, als die vornehmsten
Schutzgötter, die ihnen geweiheten Gebäude an dem erhabensten Orte; Merkur am
Markte; Apoll und Bacchus beym Theater; Ceres außerhalb der Stadt; und
Neptun am Ufer des Meeres haben.

Alle Verzierungen der Tempel, äußere und innere, sie mochten halb erhobene
Bildwerke, Statüen, Gemälde seyn, sie mochten aus Geschichte oder Allegorie be-
stehen, hatten doch immer eine harmonische Beziehung auf die Natur, die Eigen-
schaften oder Thaten der Gottheiten. In diesem Geschmack war z. B. zu Rom auf
dem palatinischen Berge der berühmte Tempel des Apoll verziert, den August er-
richten ließ. In der Halle umher glänzten Statüen, die auf die wohlthätigen Wir-
kungen des Gottes winkten; an der Vorderspitze des Gebäudes zeigte sich der goldene
Wagen der Sonne; die elfenbeinernen Thüren und die marmornen Wände enthielten
Gemälde, die den Apoll angiengen; er selbst erschien im Innern, eine herrliche Sta-
tüe, und rührte voll Entzücken die Leyer; zwo Bibliotheken, eine mit griechischen,
die andere mit römischen Werken, verkündigten seine göttliche Macht. -- Selbst
die Verzierung sowohl, als die Höhe der Altäre, war bestimmt und andeutend. Die
Zweige oder das Laubwerk des Lorbeers, des Epheu, der Fichte, der Cypresse, des
Oelbaums, der Myrte kündigten das Heiligthum des Apoll, des Bacchus, des
Pan, des Pluto, der Minerva, der Venus an; und höher erschien der Altar des
Jupiter, da hingegen der Vesta und dem Neptun ein niedriger zugetheilt ward.

[Abbildung]

2. Schon

Dritter Abſchnitt. Von Tempeln, Grotten,
ſelbſt die beſondern Lagen der Tempel nach der Verſchiedenheit des Charakters der
Gottheiten beſtimmen: Jupiter, Juno und Minerva ſollten, als die vornehmſten
Schutzgoͤtter, die ihnen geweiheten Gebaͤude an dem erhabenſten Orte; Merkur am
Markte; Apoll und Bacchus beym Theater; Ceres außerhalb der Stadt; und
Neptun am Ufer des Meeres haben.

Alle Verzierungen der Tempel, aͤußere und innere, ſie mochten halb erhobene
Bildwerke, Statuͤen, Gemaͤlde ſeyn, ſie mochten aus Geſchichte oder Allegorie be-
ſtehen, hatten doch immer eine harmoniſche Beziehung auf die Natur, die Eigen-
ſchaften oder Thaten der Gottheiten. In dieſem Geſchmack war z. B. zu Rom auf
dem palatiniſchen Berge der beruͤhmte Tempel des Apoll verziert, den Auguſt er-
richten ließ. In der Halle umher glaͤnzten Statuͤen, die auf die wohlthaͤtigen Wir-
kungen des Gottes winkten; an der Vorderſpitze des Gebaͤudes zeigte ſich der goldene
Wagen der Sonne; die elfenbeinernen Thuͤren und die marmornen Waͤnde enthielten
Gemaͤlde, die den Apoll angiengen; er ſelbſt erſchien im Innern, eine herrliche Sta-
tuͤe, und ruͤhrte voll Entzuͤcken die Leyer; zwo Bibliotheken, eine mit griechiſchen,
die andere mit roͤmiſchen Werken, verkuͤndigten ſeine goͤttliche Macht. — Selbſt
die Verzierung ſowohl, als die Hoͤhe der Altaͤre, war beſtimmt und andeutend. Die
Zweige oder das Laubwerk des Lorbeers, des Epheu, der Fichte, der Cypreſſe, des
Oelbaums, der Myrte kuͤndigten das Heiligthum des Apoll, des Bacchus, des
Pan, des Pluto, der Minerva, der Venus an; und hoͤher erſchien der Altar des
Jupiter, da hingegen der Veſta und dem Neptun ein niedriger zugetheilt ward.

[Abbildung]

2. Schon
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[60/0064] Dritter Abſchnitt. Von Tempeln, Grotten, ſelbſt die beſondern Lagen der Tempel nach der Verſchiedenheit des Charakters der Gottheiten beſtimmen: Jupiter, Juno und Minerva ſollten, als die vornehmſten Schutzgoͤtter, die ihnen geweiheten Gebaͤude an dem erhabenſten Orte; Merkur am Markte; Apoll und Bacchus beym Theater; Ceres außerhalb der Stadt; und Neptun am Ufer des Meeres haben. Alle Verzierungen der Tempel, aͤußere und innere, ſie mochten halb erhobene Bildwerke, Statuͤen, Gemaͤlde ſeyn, ſie mochten aus Geſchichte oder Allegorie be- ſtehen, hatten doch immer eine harmoniſche Beziehung auf die Natur, die Eigen- ſchaften oder Thaten der Gottheiten. In dieſem Geſchmack war z. B. zu Rom auf dem palatiniſchen Berge der beruͤhmte Tempel des Apoll verziert, den Auguſt er- richten ließ. In der Halle umher glaͤnzten Statuͤen, die auf die wohlthaͤtigen Wir- kungen des Gottes winkten; an der Vorderſpitze des Gebaͤudes zeigte ſich der goldene Wagen der Sonne; die elfenbeinernen Thuͤren und die marmornen Waͤnde enthielten Gemaͤlde, die den Apoll angiengen; er ſelbſt erſchien im Innern, eine herrliche Sta- tuͤe, und ruͤhrte voll Entzuͤcken die Leyer; zwo Bibliotheken, eine mit griechiſchen, die andere mit roͤmiſchen Werken, verkuͤndigten ſeine goͤttliche Macht. — Selbſt die Verzierung ſowohl, als die Hoͤhe der Altaͤre, war beſtimmt und andeutend. Die Zweige oder das Laubwerk des Lorbeers, des Epheu, der Fichte, der Cypreſſe, des Oelbaums, der Myrte kuͤndigten das Heiligthum des Apoll, des Bacchus, des Pan, des Pluto, der Minerva, der Venus an; und hoͤher erſchien der Altar des Jupiter, da hingegen der Veſta und dem Neptun ein niedriger zugetheilt ward. [Abbildung] 2. Schon

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst3_1780/64>, abgerufen am 30.04.2024.