und den Renlisten den Krieg anzukündigen. Er würde aber bald die Wassen niederlegen müssen. -- Man sucht durch die Lektüre irgend etwas zu erlangen, und wären es auch blos angeneh- me Empfindungen, Phantasien und Träume, die für den auch einen Werth haben können, der sie sucht. Kurz, unabhängig von dem oben- genannten vier Stücken gibt es kein Vergnü- gen in der Lektüre, sie erzeugen das Jnteresse und erhalten es.
Versteht man isolirtes Vergnügen der Lek- türe so, daß man es andern Vergnügen z. E. der Musik, der Mahlerei entgegen setzt so ha- be ich weiter nichts dagegen, als daß man rich- tiger sagte, das Lesen gibt ein eigenthümliches Vergnügen, daß von dem eigenthümlichen Vergnügen der Musik u. s. w. verschieden ist, nicht dem Ursprunge nach, denn dieser bleibt immer eine Vollkommenheit, sondern der Wir- kung nach. Also dagegen habe ich nichts einzu- wenden, wenn Sie isolirt für subjektivisch neh- men, denn Vergnügen gehört zu den subjektivischen oder relativen Begriffen. Jeder Mensch hat seine eigene Vorstellung davon. Man kann dem Aus- drucke nach unter isolirtem Vergnügen auch ein Vergnügen verstehen das immer bei uns bleibt, wenn es nicht, wie der Funken der Elektrizität herausgelockt wird, aber dann muß doch
und den Renliſten den Krieg anzukuͤndigen. Er wuͤrde aber bald die Waſſen niederlegen muͤſſen. — Man ſucht durch die Lektuͤre irgend etwas zu erlangen, und waͤren es auch blos angeneh- me Empfindungen, Phantaſien und Traͤume, die fuͤr den auch einen Werth haben koͤnnen, der ſie ſucht. Kurz, unabhaͤngig von dem oben- genannten vier Stuͤcken gibt es kein Vergnuͤ- gen in der Lektuͤre, ſie erzeugen das Jntereſſe und erhalten es.
Verſteht man iſolirtes Vergnuͤgen der Lek- tuͤre ſo, daß man es andern Vergnuͤgen z. E. der Muſik, der Mahlerei entgegen ſetzt ſo ha- be ich weiter nichts dagegen, als daß man rich- tiger ſagte, das Leſen gibt ein eigenthuͤmliches Vergnuͤgen, daß von dem eigenthuͤmlichen Vergnuͤgen der Muſik u. ſ. w. verſchieden iſt, nicht dem Urſprunge nach, denn dieſer bleibt immer eine Vollkommenheit, ſondern der Wir- kung nach. Alſo dagegen habe ich nichts einzu- wenden, wenn Sie iſolirt fuͤr ſubjektiviſch neh- men, denn Vergnuͤgen gehoͤrt zu den ſubjektiviſchen oder relativen Begriffen. Jeder Menſch hat ſeine eigene Vorſtellung davon. Man kann dem Aus- drucke nach unter iſolirtem Vergnuͤgen auch ein Vergnuͤgen verſtehen das immer bei uns bleibt, wenn es nicht, wie der Funken der Elektrizitaͤt herausgelockt wird, aber dann muß doch
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und den Renliſten den Krieg anzukuͤndigen. Er
wuͤrde aber bald die Waſſen niederlegen muͤſſen.
— Man ſucht durch die Lektuͤre irgend etwas
zu erlangen, und waͤren es auch blos angeneh-
me Empfindungen, Phantaſien und Traͤume,
die fuͤr den auch einen Werth haben koͤnnen,
der ſie ſucht. Kurz, unabhaͤngig von dem oben-
genannten vier Stuͤcken gibt es kein Vergnuͤ-
gen in der Lektuͤre, ſie erzeugen das Jntereſſe
und erhalten es.
Verſteht man iſolirtes Vergnuͤgen der Lek-
tuͤre ſo, daß man es andern Vergnuͤgen z. E.
der Muſik, der Mahlerei entgegen ſetzt ſo ha-
be ich weiter nichts dagegen, als daß man rich-
tiger ſagte, das Leſen gibt ein eigenthuͤmliches
Vergnuͤgen, daß von dem eigenthuͤmlichen
Vergnuͤgen der Muſik u. ſ. w. verſchieden iſt,
nicht dem Urſprunge nach, denn dieſer bleibt
immer eine Vollkommenheit, ſondern der Wir-
kung nach. Alſo dagegen habe ich nichts einzu-
wenden, wenn Sie iſolirt fuͤr ſubjektiviſch neh-
men, denn Vergnuͤgen gehoͤrt zu den ſubjektiviſchen
oder relativen Begriffen. Jeder Menſch hat ſeine
eigene Vorſtellung davon. Man kann dem Aus-
drucke nach unter iſolirtem Vergnuͤgen auch ein
Vergnuͤgen verſtehen das immer bei uns bleibt,
wenn es nicht, wie der Funken der Elektrizitaͤt
herausgelockt wird, aber dann muß doch
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Johann Gottfried, Hoche: Vertraute Briefe über die jetzige abentheuerliche Lesesucht. Hannover, 1794, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoche_lesesucht_1794/89>, abgerufen am 17.06.2024.
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