Sätzen scientifischer Ordnung, und läßt sich an- genehm und nüzlich unterhalten. Aber wie viele solcher Bücher, die in unsern Lesegesellschaf- ten zirkuliren, mögen dies Verdienst haben? -- Die schaalsten Romane, das albernste Zeug, wo wol gar noch am Rande einige Stellen als vorzüglich schön angestrichen sind, wo die Stri- che aber weiter nichts als eine Note auf den Verstand des Anstreichers sind, fiehet man so be- schmutzt, daß man sie aus Ekel nicht in die Hand nehmen mag. Gute, nützliche Bücher, sind nicht einmal aufgeschnitten!
Jch muß mich jezt noch über die Gleichgül- tigkeit bei der Lektüre erklären. Man hört nicht selten selbst von Modelesern die Worte "dies Buch ist mir gleichgültig, es interessirt mich nicht, ich will es aber doch lesen. Das hiesse also besser so: "ich lese ohne Zweck, ich erwarte weder Ver- gnügen noch Mißvergnügen von diesem Buche, ich begehre nichts und verabscheue nichts daraus." Wenn dies ist: so möchte ich wissen warum man liest, und nicht lieber eine andere Beschäftigung wählt. Eine völlig gleichgültige Lektüre ist ein Unding, und eine solche Beschäftigung würde einen wirklich elenden Zustand verrathen. -- Man war in irgend einer Lage die mißbehagte, man wollte sich daraus versetzen und nahm ein
Saͤtzen ſcientifiſcher Ordnung, und laͤßt ſich an- genehm und nuͤzlich unterhalten. Aber wie viele ſolcher Buͤcher, die in unſern Leſegeſellſchaf- ten zirkuliren, moͤgen dies Verdienſt haben? — Die ſchaalſten Romane, das albernſte Zeug, wo wol gar noch am Rande einige Stellen als vorzuͤglich ſchoͤn angeſtrichen ſind, wo die Stri- che aber weiter nichts als eine Note auf den Verſtand des Anſtreichers ſind, fiehet man ſo be- ſchmutzt, daß man ſie aus Ekel nicht in die Hand nehmen mag. Gute, nuͤtzliche Buͤcher, ſind nicht einmal aufgeſchnitten!
Jch muß mich jezt noch uͤber die Gleichguͤl- tigkeit bei der Lektuͤre erklaͤren. Man hoͤrt nicht ſelten ſelbſt von Modeleſern die Worte ”dies Buch iſt mir gleichguͤltig, es intereſſirt mich nicht, ich will es aber doch leſen. Das hieſſe alſo beſſer ſo: “ich leſe ohne Zweck, ich erwarte weder Ver- gnuͤgen noch Mißvergnuͤgen von dieſem Buche, ich begehre nichts und verabſcheue nichts daraus.” Wenn dies iſt: ſo moͤchte ich wiſſen warum man lieſt, und nicht lieber eine andere Beſchaͤftigung waͤhlt. Eine voͤllig gleichguͤltige Lektuͤre iſt ein Unding, und eine ſolche Beſchaͤftigung wuͤrde einen wirklich elenden Zuſtand verrathen. — Man war in irgend einer Lage die mißbehagte, man wollte ſich daraus verſetzen und nahm ein
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Saͤtzen ſcientifiſcher Ordnung, und laͤßt ſich an-
genehm und nuͤzlich unterhalten. Aber wie
viele ſolcher Buͤcher, die in unſern Leſegeſellſchaf-
ten zirkuliren, moͤgen dies Verdienſt haben? —
Die ſchaalſten Romane, das albernſte Zeug, wo
wol gar noch am Rande einige Stellen als
vorzuͤglich ſchoͤn angeſtrichen ſind, wo die Stri-
che aber weiter nichts als eine Note auf den
Verſtand des Anſtreichers ſind, fiehet man ſo be-
ſchmutzt, daß man ſie aus Ekel nicht in die Hand
nehmen mag. Gute, nuͤtzliche Buͤcher, ſind nicht
einmal aufgeſchnitten!
Jch muß mich jezt noch uͤber die Gleichguͤl-
tigkeit bei der Lektuͤre erklaͤren. Man hoͤrt nicht
ſelten ſelbſt von Modeleſern die Worte ”dies
Buch iſt mir gleichguͤltig, es intereſſirt mich nicht,
ich will es aber doch leſen. Das hieſſe alſo beſſer
ſo: “ich leſe ohne Zweck, ich erwarte weder Ver-
gnuͤgen noch Mißvergnuͤgen von dieſem Buche,
ich begehre nichts und verabſcheue nichts daraus.”
Wenn dies iſt: ſo moͤchte ich wiſſen warum man
lieſt, und nicht lieber eine andere Beſchaͤftigung
waͤhlt. Eine voͤllig gleichguͤltige Lektuͤre iſt ein
Unding, und eine ſolche Beſchaͤftigung wuͤrde
einen wirklich elenden Zuſtand verrathen. —
Man war in irgend einer Lage die mißbehagte,
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Johann Gottfried, Hoche: Vertraute Briefe über die jetzige abentheuerliche Lesesucht. Hannover, 1794, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoche_lesesucht_1794/95>, abgerufen am 14.06.2024.
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