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Hoefer, Edmund: Rolof, der Rekrut. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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weil der Dienst alle Tage derselbe und einerlei ist, weil es nicht bunt durch ebene See, durch Sturm und Gefahr geht, wie sein Boot. -- Ja, erwiderte er lächelnd, meint Er's so? Das ist entschieden mein Mann! Aber er kann sich trösten, denn so Gott will, werden wir es bald wieder einmal bunt genug haben, bunter als er es vielleicht mag. Ich will ihn sehen, Ralow, schloß er, und ihn selbst sprechen. Nehm' Er die Ordonnanz mit und hol' er ihn von der Wache hieher.

Wir gingen und holten den Burschen, der kalt und gleichgültig gegen die Ehre blieb, die ihm widerfuhr, und meinen Rath in Betreff seines Redens und Benehmens schweigend hinnahm. Als wir eintraten, ließ ihn der Commandeur, der wieder saß, herantreten und betrachtete ihn, wie mir schien, nicht unzufrieden von oben bis unten. Rolof sah ihm auch wieder keck in die Augen und zuckte und zagte nicht. Das ist Sein Neffe, Ralow? fragte endlich der Oberst, und der hat den Corporal beinahe todtgeschlagen? Aber es ist ja ein Kind, ein reines Kind. Tambour, Er kann abtreten, ich will allein mit ihm reden.

So trollte ich mich und saß draußen auf dem Treppengeländer in Herzensangst. Was Die mit einander verhandelten, hab' ich nimmer erfahren, allein es dauerte beinahe zwei Stunden lang. Drauf kam der Junge heraus, zwar noch immer trübselig, aber doch nicht mehr so kalt und hart. Die Ordonnanz

weil der Dienst alle Tage derselbe und einerlei ist, weil es nicht bunt durch ebene See, durch Sturm und Gefahr geht, wie sein Boot. — Ja, erwiderte er lächelnd, meint Er's so? Das ist entschieden mein Mann! Aber er kann sich trösten, denn so Gott will, werden wir es bald wieder einmal bunt genug haben, bunter als er es vielleicht mag. Ich will ihn sehen, Ralow, schloß er, und ihn selbst sprechen. Nehm' Er die Ordonnanz mit und hol' er ihn von der Wache hieher.

Wir gingen und holten den Burschen, der kalt und gleichgültig gegen die Ehre blieb, die ihm widerfuhr, und meinen Rath in Betreff seines Redens und Benehmens schweigend hinnahm. Als wir eintraten, ließ ihn der Commandeur, der wieder saß, herantreten und betrachtete ihn, wie mir schien, nicht unzufrieden von oben bis unten. Rolof sah ihm auch wieder keck in die Augen und zuckte und zagte nicht. Das ist Sein Neffe, Ralow? fragte endlich der Oberst, und der hat den Corporal beinahe todtgeschlagen? Aber es ist ja ein Kind, ein reines Kind. Tambour, Er kann abtreten, ich will allein mit ihm reden.

So trollte ich mich und saß draußen auf dem Treppengeländer in Herzensangst. Was Die mit einander verhandelten, hab' ich nimmer erfahren, allein es dauerte beinahe zwei Stunden lang. Drauf kam der Junge heraus, zwar noch immer trübselig, aber doch nicht mehr so kalt und hart. Die Ordonnanz

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[0041] weil der Dienst alle Tage derselbe und einerlei ist, weil es nicht bunt durch ebene See, durch Sturm und Gefahr geht, wie sein Boot. — Ja, erwiderte er lächelnd, meint Er's so? Das ist entschieden mein Mann! Aber er kann sich trösten, denn so Gott will, werden wir es bald wieder einmal bunt genug haben, bunter als er es vielleicht mag. Ich will ihn sehen, Ralow, schloß er, und ihn selbst sprechen. Nehm' Er die Ordonnanz mit und hol' er ihn von der Wache hieher. Wir gingen und holten den Burschen, der kalt und gleichgültig gegen die Ehre blieb, die ihm widerfuhr, und meinen Rath in Betreff seines Redens und Benehmens schweigend hinnahm. Als wir eintraten, ließ ihn der Commandeur, der wieder saß, herantreten und betrachtete ihn, wie mir schien, nicht unzufrieden von oben bis unten. Rolof sah ihm auch wieder keck in die Augen und zuckte und zagte nicht. Das ist Sein Neffe, Ralow? fragte endlich der Oberst, und der hat den Corporal beinahe todtgeschlagen? Aber es ist ja ein Kind, ein reines Kind. Tambour, Er kann abtreten, ich will allein mit ihm reden. So trollte ich mich und saß draußen auf dem Treppengeländer in Herzensangst. Was Die mit einander verhandelten, hab' ich nimmer erfahren, allein es dauerte beinahe zwei Stunden lang. Drauf kam der Junge heraus, zwar noch immer trübselig, aber doch nicht mehr so kalt und hart. Die Ordonnanz

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Zitationshilfe: Hoefer, Edmund: Rolof, der Rekrut. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoefer_rekrut_1910/41>, abgerufen am 26.04.2024.