Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Der Archipelagus. Kehren die Kraniche wieder zu dir? und suchen zu deinen Ufern wieder die Schiffe den Lauf? umathmen er- wünschte Lüfte dir die beruhigte Flut, und sonnet der Delphin, Aus der Tiefe gelockt, am neuen Lichte den Rücken? Blüht Jonien? ist es die Zeit? denn immer im Frühling, Wenn den Lebenden sich das Herz erneut und die erste Liebe den Menschen erwacht, und goldner Zeiten Erinnrung, Komm' ich zu dir, und grüß' in deiner Stille dich, Alter! Immer, Gewaltiger! lebst du noch und ruhest im Schatten Deiner Berge, wie sonst; mit Jünglingsarmen umfängst du Noch dein liebliches Land, und deiner Töchter, o Vater, Der Archipelagus. Kehren die Kraniche wieder zu dir? und ſuchen zu deinen Ufern wieder die Schiffe den Lauf? umathmen er- wuͤnſchte Luͤfte dir die beruhigte Flut, und ſonnet der Delphin, Aus der Tiefe gelockt, am neuen Lichte den Ruͤcken? Bluͤht Jonien? iſt es die Zeit? denn immer im Fruͤhling, Wenn den Lebenden ſich das Herz erneut und die erſte Liebe den Menſchen erwacht, und goldner Zeiten Erinnrung, Komm' ich zu dir, und gruͤß' in deiner Stille dich, Alter! Immer, Gewaltiger! lebſt du noch und ruheſt im Schatten Deiner Berge, wie ſonſt; mit Juͤnglingsarmen umfaͤngſt du Noch dein liebliches Land, und deiner Toͤchter, o Vater, <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0167" n="159"/> <div n="1"> <head><hi rendition="#g">Der Archipelagus</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Kehren die Kraniche wieder zu dir? und ſuchen</l><lb/> <l>zu deinen</l><lb/> <l>Ufern wieder die Schiffe den Lauf? umathmen er-</l><lb/> <l>wuͤnſchte</l><lb/> <l>Luͤfte dir die beruhigte Flut, und ſonnet der Delphin,</l><lb/> <l>Aus der Tiefe gelockt, am neuen Lichte den Ruͤcken?</l><lb/> <l>Bluͤht Jonien? iſt es die Zeit? denn immer im</l><lb/> <l>Fruͤhling,</l><lb/> <l>Wenn den Lebenden ſich das Herz erneut und die</l><lb/> <l>erſte</l><lb/> <l>Liebe den Menſchen erwacht, und goldner Zeiten</l><lb/> <l>Erinnrung,</l><lb/> <l>Komm' ich zu dir, und gruͤß' in deiner Stille dich,</l><lb/> <l>Alter!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Immer, Gewaltiger! lebſt du noch und ruheſt im</l><lb/> <l>Schatten</l><lb/> <l>Deiner Berge, wie ſonſt; mit Juͤnglingsarmen</l><lb/> <l>umfaͤngſt du</l><lb/> <l>Noch dein liebliches Land, und deiner Toͤchter, o</l><lb/> <l>Vater,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [159/0167]
Der Archipelagus.
Kehren die Kraniche wieder zu dir? und ſuchen
zu deinen
Ufern wieder die Schiffe den Lauf? umathmen er-
wuͤnſchte
Luͤfte dir die beruhigte Flut, und ſonnet der Delphin,
Aus der Tiefe gelockt, am neuen Lichte den Ruͤcken?
Bluͤht Jonien? iſt es die Zeit? denn immer im
Fruͤhling,
Wenn den Lebenden ſich das Herz erneut und die
erſte
Liebe den Menſchen erwacht, und goldner Zeiten
Erinnrung,
Komm' ich zu dir, und gruͤß' in deiner Stille dich,
Alter!
Immer, Gewaltiger! lebſt du noch und ruheſt im
Schatten
Deiner Berge, wie ſonſt; mit Juͤnglingsarmen
umfaͤngſt du
Noch dein liebliches Land, und deiner Toͤchter, o
Vater,
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Zitationshilfe: | Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/167>, abgerufen am 05.12.2023. |