Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hoff, Jacobus H. van 't: Die Lagerung der Atome im Raume. Übers. v. F. Herrmann. Braunschweig, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite
Optische Activität von Kohlenstoffverbindungen.

Wenn man andererseits ausgeht von einem inactiven Kör-
per, der asymmetrische Kohlenstoffatome enthält und dessen
Inactivität auf der Symmetrie der Formel beruht, so könnte
man hoffen durch Zerstörung der Symmetrie der Formel zu
einem optisch activen Derivate zu gelangen. Als Beispiel diene
der Erythrit:
CH2 (OH) . CH (OH) . CH (OH) . CH2 (OH).
Derselbe ist inactiv, weil Gleichgewicht zwischen den entgegen-
gesetzten Activitäten besteht, deren Veranlassung die beiden
asymmetrischen Kohlenstoffatome sind. Durch Behandlung
mit Ameisensäure bei höherer Temperatur hat Henninger 1)
aus dem Erythrit ein Glycol der Formel C4 H6 (OH)2 erhalten.
Die Constitution des letzteren wird wohl am einfachsten durch
die folgende Gleichung erklärt:
CH2 (OH) . CH (OH) . CH (OH) . CH2 (OH) + HCO2 H
= CO2 + 2 H2 O + CH2 (OH) . CH (OH) . CH = CH2.

Hierbei verliert die vorher symmetrische Formel ihre Sym-
metrie ohne dass die Asymmetrie des einen Kohlenstoffatomes
verschwindet und man könnte optische Activität des Derivates
erwarten. Allein bei ihrer Oxydation greift die Ameisensäure
den Erythrit gemäss der Symmetrie seiner Formel von beiden
Seiten an und zwei Molecüle desselben werden in verschiedener
Weise verändert.
[Formel 1] giebt
[Formel 2] und
[Formel 3] .
Das heisst man erhält gleiche Mengen von Isomeren mit ent-
gegengesetzter optischer Activität, welche abermals eine inactive
Mischung geben.

1) Berl. Ber. 5, 1059.
Optische Activität von Kohlenstoffverbindungen.

Wenn man andererseits ausgeht von einem inactiven Kör-
per, der asymmetrische Kohlenstoffatome enthält und dessen
Inactivität auf der Symmetrie der Formel beruht, so könnte
man hoffen durch Zerstörung der Symmetrie der Formel zu
einem optisch activen Derivate zu gelangen. Als Beispiel diene
der Erythrit:
CH2 (OH) . CH (OH) . CH (OH) . CH2 (OH).
Derselbe ist inactiv, weil Gleichgewicht zwischen den entgegen-
gesetzten Activitäten besteht, deren Veranlassung die beiden
asymmetrischen Kohlenstoffatome sind. Durch Behandlung
mit Ameisensäure bei höherer Temperatur hat Henninger 1)
aus dem Erythrit ein Glycol der Formel C4 H6 (OH)2 erhalten.
Die Constitution des letzteren wird wohl am einfachsten durch
die folgende Gleichung erklärt:
CH2 (OH) . CH (OH) . CH (OH) . CH2 (OH) + HCO2 H
= CO2 + 2 H2 O + CH2 (OH) . CH (OH) . CH = CH2.

Hierbei verliert die vorher symmetrische Formel ihre Sym-
metrie ohne dass die Asymmetrie des einen Kohlenstoffatomes
verschwindet und man könnte optische Activität des Derivates
erwarten. Allein bei ihrer Oxydation greift die Ameisensäure
den Erythrit gemäss der Symmetrie seiner Formel von beiden
Seiten an und zwei Molecüle desselben werden in verschiedener
Weise verändert.
[Formel 1] giebt
[Formel 2] und
[Formel 3] .
Das heisst man erhält gleiche Mengen von Isomeren mit ent-
gegengesetzter optischer Activität, welche abermals eine inactive
Mischung geben.

1) Berl. Ber. 5, 1059.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0063" n="43"/>
        <fw place="top" type="header">Optische Activität von Kohlenstoffverbindungen.</fw><lb/>
        <p>Wenn man andererseits ausgeht von einem inactiven Kör-<lb/>
per, der asymmetrische Kohlenstoffatome enthält und dessen<lb/>
Inactivität auf der Symmetrie der Formel beruht, so könnte<lb/>
man hoffen durch Zerstörung der Symmetrie der Formel zu<lb/>
einem optisch activen Derivate zu gelangen. Als Beispiel diene<lb/>
der Erythrit:<lb/><hi rendition="#c">CH<hi rendition="#sub">2</hi> (OH) . <hi rendition="#i">C</hi>H (OH) . <hi rendition="#i">C</hi>H (OH) . CH<hi rendition="#sub">2</hi> (OH).</hi><lb/>
Derselbe ist inactiv, weil Gleichgewicht zwischen den entgegen-<lb/>
gesetzten Activitäten besteht, deren Veranlassung die beiden<lb/>
asymmetrischen Kohlenstoffatome sind. Durch Behandlung<lb/>
mit Ameisensäure bei höherer Temperatur hat <hi rendition="#g">Henninger</hi> <note place="foot" n="1)">Berl. Ber. <hi rendition="#b">5,</hi> 1059.</note><lb/>
aus dem Erythrit ein Glycol der Formel C<hi rendition="#sub">4</hi> H<hi rendition="#sub">6</hi> (OH)<hi rendition="#sub">2</hi> erhalten.<lb/>
Die Constitution des letzteren wird wohl am einfachsten durch<lb/>
die folgende Gleichung erklärt:<lb/><hi rendition="#c">CH<hi rendition="#sub">2</hi> (OH) . <hi rendition="#i">C</hi>H (OH) . <hi rendition="#i">C</hi>H (OH) . CH<hi rendition="#sub">2</hi> (OH) + HCO<hi rendition="#sub">2</hi> H<lb/>
= CO<hi rendition="#sub">2</hi> + 2 H<hi rendition="#sub">2</hi> O + CH<hi rendition="#sub">2</hi> (OH) . <hi rendition="#i">C</hi>H (OH) . CH = CH<hi rendition="#sub">2</hi>.</hi></p><lb/>
        <p>Hierbei verliert die vorher symmetrische Formel ihre Sym-<lb/>
metrie ohne dass die Asymmetrie des einen Kohlenstoffatomes<lb/>
verschwindet und man könnte optische Activität des Derivates<lb/>
erwarten. Allein bei ihrer Oxydation greift die Ameisensäure<lb/>
den Erythrit gemäss der Symmetrie seiner Formel von beiden<lb/>
Seiten an und zwei Molecüle desselben werden in verschiedener<lb/>
Weise verändert.<lb/><hi rendition="#c"><formula/></hi> giebt<lb/><hi rendition="#c"><formula/></hi> und<lb/><hi rendition="#c"><formula/>.</hi><lb/>
Das heisst man erhält gleiche Mengen von Isomeren mit ent-<lb/>
gegengesetzter optischer Activität, welche abermals eine inactive<lb/>
Mischung geben.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0063] Optische Activität von Kohlenstoffverbindungen. Wenn man andererseits ausgeht von einem inactiven Kör- per, der asymmetrische Kohlenstoffatome enthält und dessen Inactivität auf der Symmetrie der Formel beruht, so könnte man hoffen durch Zerstörung der Symmetrie der Formel zu einem optisch activen Derivate zu gelangen. Als Beispiel diene der Erythrit: CH2 (OH) . CH (OH) . CH (OH) . CH2 (OH). Derselbe ist inactiv, weil Gleichgewicht zwischen den entgegen- gesetzten Activitäten besteht, deren Veranlassung die beiden asymmetrischen Kohlenstoffatome sind. Durch Behandlung mit Ameisensäure bei höherer Temperatur hat Henninger 1) aus dem Erythrit ein Glycol der Formel C4 H6 (OH)2 erhalten. Die Constitution des letzteren wird wohl am einfachsten durch die folgende Gleichung erklärt: CH2 (OH) . CH (OH) . CH (OH) . CH2 (OH) + HCO2 H = CO2 + 2 H2 O + CH2 (OH) . CH (OH) . CH = CH2. Hierbei verliert die vorher symmetrische Formel ihre Sym- metrie ohne dass die Asymmetrie des einen Kohlenstoffatomes verschwindet und man könnte optische Activität des Derivates erwarten. Allein bei ihrer Oxydation greift die Ameisensäure den Erythrit gemäss der Symmetrie seiner Formel von beiden Seiten an und zwei Molecüle desselben werden in verschiedener Weise verändert. [FORMEL] giebt [FORMEL] und [FORMEL]. Das heisst man erhält gleiche Mengen von Isomeren mit ent- gegengesetzter optischer Activität, welche abermals eine inactive Mischung geben. 1) Berl. Ber. 5, 1059.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoff_atome_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoff_atome_1877/63
Zitationshilfe: Hoff, Jacobus H. van 't: Die Lagerung der Atome im Raume. Übers. v. F. Herrmann. Braunschweig, 1877, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoff_atome_1877/63>, abgerufen am 05.05.2024.