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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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bleibe mein. Herrsche mit mir über die läp¬
pische Puppenwelt, wie sie sich um uns
dreht. Das Leben muß uns seine herrlich¬
sten Genüsse spenden, ohne uns in seine Be¬
engtheit einzuzwängen." -- Wir sahen den
Baron in der Entfernung, und gingen ihm,
wie im frommen Gespräch begriffen, entge¬
gen. --

Es bedurfte vielleicht nur Euphemiens
Erklärung über die Tendenz ihres Lebens,
um mich selbst die überwiegende Macht füh¬
len zu lassen, die wie der Ausfluß höherer
Prinzipe mein Inneres beseelte. Es war et¬
was übermenschliches in mein Wesen getre¬
ten, das mich plötzlich auf einen Standpunkt
erhob, von dem mir alles in anderm Ver¬
hältniß, in anderer Farbe als sonst erschien.
Die Geistesstärke, die Macht über das Leben
womit Euphemie prahlte, war mir des bit¬
tersten Hohns würdig. In dem Augenblick,
daß die Elende ihr loses unbedachtes Spiel,
mit den gefährlichsten Verknüpfungen des

bleibe mein. Herrſche mit mir uͤber die laͤp¬
piſche Puppenwelt, wie ſie ſich um uns
dreht. Das Leben muß uns ſeine herrlich¬
ſten Genuͤſſe ſpenden, ohne uns in ſeine Be¬
engtheit einzuzwaͤngen.“ — Wir ſahen den
Baron in der Entfernung, und gingen ihm,
wie im frommen Geſpraͤch begriffen, entge¬
gen. —

Es bedurfte vielleicht nur Euphemiens
Erklaͤrung uͤber die Tendenz ihres Lebens,
um mich ſelbſt die uͤberwiegende Macht fuͤh¬
len zu laſſen, die wie der Ausfluß hoͤherer
Prinzipe mein Inneres beſeelte. Es war et¬
was uͤbermenſchliches in mein Weſen getre¬
ten, das mich ploͤtzlich auf einen Standpunkt
erhob, von dem mir alles in anderm Ver¬
haͤltniß, in anderer Farbe als ſonſt erſchien.
Die Geiſtesſtaͤrke, die Macht uͤber das Leben
womit Euphemie prahlte, war mir des bit¬
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daß die Elende ihr loſes unbedachtes Spiel,
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[159/0175] bleibe mein. Herrſche mit mir uͤber die laͤp¬ piſche Puppenwelt, wie ſie ſich um uns dreht. Das Leben muß uns ſeine herrlich¬ ſten Genuͤſſe ſpenden, ohne uns in ſeine Be¬ engtheit einzuzwaͤngen.“ — Wir ſahen den Baron in der Entfernung, und gingen ihm, wie im frommen Geſpraͤch begriffen, entge¬ gen. — Es bedurfte vielleicht nur Euphemiens Erklaͤrung uͤber die Tendenz ihres Lebens, um mich ſelbſt die uͤberwiegende Macht fuͤh¬ len zu laſſen, die wie der Ausfluß hoͤherer Prinzipe mein Inneres beſeelte. Es war et¬ was uͤbermenſchliches in mein Weſen getre¬ ten, das mich ploͤtzlich auf einen Standpunkt erhob, von dem mir alles in anderm Ver¬ haͤltniß, in anderer Farbe als ſonſt erſchien. Die Geiſtesſtaͤrke, die Macht uͤber das Leben womit Euphemie prahlte, war mir des bit¬ terſten Hohns wuͤrdig. In dem Augenblick, daß die Elende ihr loſes unbedachtes Spiel, mit den gefaͤhrlichſten Verknuͤpfungen des

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/175>, abgerufen am 02.05.2024.