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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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mir ganz fremde Reiten zu gewöhnen. --
Die Kutte hatte ich in einen hohlen Baum
verborgen, und mit ihr all' die feindseeligen
Erscheinungen auf dem Schlosse in dem fin¬
stern Wald gebannt; denn ich fühlte mich
froh und muthig, und es war mir, als habe
nur meine überreizte Fantasie mir Viktorins
blutige gräßliche Gestalt gezeigt, und als
wären die letzten Worte, die ich den mich
verfolgenden entgegen rief, wie in hoher Be¬
geisterung, unbewußt, aus meinem Innern
hervorgegangen, und hätten die wahre ge¬
heime Beziehung des Zufalls, der mich auf
das Schloß brachte, und das was ich dort
begann, herbeiführte, deutlich ausgesprochen.
-- Wie das waltende Verhängniß selbst trat
ich ein, den boshaften Frevel strafend, und
den Sünder in dem ihm bereiteten Unter¬
gange entsündigend. Nur Aureliens holdes
Bild lebte noch wie sonst in mir, und ich
konnte nicht an sie denken, ohne meine Brust
beengt, ja physisch einen nagenden Schmerz

mir ganz fremde Reiten zu gewoͤhnen. —
Die Kutte hatte ich in einen hohlen Baum
verborgen, und mit ihr all' die feindſeeligen
Erſcheinungen auf dem Schloſſe in dem fin¬
ſtern Wald gebannt; denn ich fuͤhlte mich
froh und muthig, und es war mir, als habe
nur meine uͤberreizte Fantaſie mir Viktorins
blutige graͤßliche Geſtalt gezeigt, und als
waͤren die letzten Worte, die ich den mich
verfolgenden entgegen rief, wie in hoher Be¬
geiſterung, unbewußt, aus meinem Innern
hervorgegangen, und haͤtten die wahre ge¬
heime Beziehung des Zufalls, der mich auf
das Schloß brachte, und das was ich dort
begann, herbeifuͤhrte, deutlich ausgeſprochen.
— Wie das waltende Verhaͤngniß ſelbſt trat
ich ein, den boshaften Frevel ſtrafend, und
den Suͤnder in dem ihm bereiteten Unter¬
gange entſuͤndigend. Nur Aureliens holdes
Bild lebte noch wie ſonſt in mir, und ich
konnte nicht an ſie denken, ohne meine Bruſt
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[188/0204] mir ganz fremde Reiten zu gewoͤhnen. — Die Kutte hatte ich in einen hohlen Baum verborgen, und mit ihr all' die feindſeeligen Erſcheinungen auf dem Schloſſe in dem fin¬ ſtern Wald gebannt; denn ich fuͤhlte mich froh und muthig, und es war mir, als habe nur meine uͤberreizte Fantaſie mir Viktorins blutige graͤßliche Geſtalt gezeigt, und als waͤren die letzten Worte, die ich den mich verfolgenden entgegen rief, wie in hoher Be¬ geiſterung, unbewußt, aus meinem Innern hervorgegangen, und haͤtten die wahre ge¬ heime Beziehung des Zufalls, der mich auf das Schloß brachte, und das was ich dort begann, herbeifuͤhrte, deutlich ausgeſprochen. — Wie das waltende Verhaͤngniß ſelbſt trat ich ein, den boshaften Frevel ſtrafend, und den Suͤnder in dem ihm bereiteten Unter¬ gange entſuͤndigend. Nur Aureliens holdes Bild lebte noch wie ſonſt in mir, und ich konnte nicht an ſie denken, ohne meine Bruſt beengt, ja phyſiſch einen nagenden Schmerz

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/204>, abgerufen am 30.04.2024.