Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

wohl erfahren, versetzte ich: da ich ein Frem¬
der bin, und noch überdies mit Hand und
Mund versprechen will, gewissenhaft zu schwei¬
gen." -- "Sie müssen wissen, sprach der För¬
ster weiter: daß die Schwester unserer Fürstin
Aebtissin des Cisterzienserklosters in * * * ist.
Diese hatte sich des Sohnes einer armen
Frau, deren Mann mit unserm Hofe in ge¬
wissen geheimnißvollen Beziehungen gestan¬
den haben soll, angenommen, und ihn auf¬
ziehen lassen. Aus Neigung wurde er Ca¬
puziner, und als Kanzelredner weit und breit
bekannt. Die Aebtissin schrieb ihrer Schwe¬
ster sehr oft über den Pflegling, und betrau¬
erte vor einiger Zeit tief seinen Verlust. Er
soll durch den Mißbrauch einer Reliquie
schwer gesündigt haben, und aus dem Klo¬
ster, dessen Zierde er so lange war, verbannt
worden seyn. Alles dieses weiß ich aus ei¬
nem Gespräch des fürstlichen Leibarztes mit
einem andern Herrn vom Hofe, das ich vor
einiger Zeit anhörte. Sie erwähnten einiger

wohl erfahren, verſetzte ich: da ich ein Frem¬
der bin, und noch uͤberdies mit Hand und
Mund verſprechen will, gewiſſenhaft zu ſchwei¬
gen.“ — „Sie muͤſſen wiſſen, ſprach der Foͤr¬
ſter weiter: daß die Schweſter unſerer Fuͤrſtin
Aebtiſſin des Ciſterzienſerkloſters in * * * iſt.
Dieſe hatte ſich des Sohnes einer armen
Frau, deren Mann mit unſerm Hofe in ge¬
wiſſen geheimnißvollen Beziehungen geſtan¬
den haben ſoll, angenommen, und ihn auf¬
ziehen laſſen. Aus Neigung wurde er Ca¬
puziner, und als Kanzelredner weit und breit
bekannt. Die Aebtiſſin ſchrieb ihrer Schwe¬
ſter ſehr oft uͤber den Pflegling, und betrau¬
erte vor einiger Zeit tief ſeinen Verluſt. Er
ſoll durch den Mißbrauch einer Reliquie
ſchwer geſuͤndigt haben, und aus dem Klo¬
ſter, deſſen Zierde er ſo lange war, verbannt
worden ſeyn. Alles dieſes weiß ich aus ei¬
nem Geſpraͤch des fuͤrſtlichen Leibarztes mit
einem andern Herrn vom Hofe, das ich vor
einiger Zeit anhoͤrte. Sie erwaͤhnten einiger

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0298" n="282"/>
wohl erfahren, ver&#x017F;etzte ich: da ich ein Frem¬<lb/>
der bin, und noch u&#x0364;berdies mit Hand und<lb/>
Mund ver&#x017F;prechen will, gewi&#x017F;&#x017F;enhaft zu &#x017F;chwei¬<lb/>
gen.&#x201C; &#x2014; &#x201E;Sie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wi&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;prach der Fo&#x0364;<lb/>
&#x017F;ter weiter: daß die Schwe&#x017F;ter un&#x017F;erer Fu&#x0364;r&#x017F;tin<lb/>
Aebti&#x017F;&#x017F;in des Ci&#x017F;terzien&#x017F;erklo&#x017F;ters in * * * i&#x017F;t.<lb/>
Die&#x017F;e hatte &#x017F;ich des Sohnes einer armen<lb/>
Frau, deren Mann mit un&#x017F;erm Hofe in ge¬<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en geheimnißvollen Beziehungen ge&#x017F;tan¬<lb/>
den haben &#x017F;oll, angenommen, und ihn auf¬<lb/>
ziehen la&#x017F;&#x017F;en. Aus Neigung wurde er Ca¬<lb/>
puziner, und als Kanzelredner weit und breit<lb/>
bekannt. Die Aebti&#x017F;&#x017F;in &#x017F;chrieb ihrer Schwe¬<lb/>
&#x017F;ter &#x017F;ehr oft u&#x0364;ber den Pflegling, und betrau¬<lb/>
erte vor einiger Zeit tief &#x017F;einen Verlu&#x017F;t. Er<lb/>
&#x017F;oll durch den Mißbrauch einer Reliquie<lb/>
&#x017F;chwer ge&#x017F;u&#x0364;ndigt haben, und aus dem Klo¬<lb/>
&#x017F;ter, de&#x017F;&#x017F;en Zierde er &#x017F;o lange war, verbannt<lb/>
worden &#x017F;eyn. Alles die&#x017F;es weiß ich aus ei¬<lb/>
nem <choice><sic>Ge&#x017F;pa&#x0364;ch</sic><corr>Ge&#x017F;pra&#x0364;ch</corr></choice> des fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Leibarztes mit<lb/>
einem andern Herrn vom Hofe, das ich vor<lb/>
einiger Zeit anho&#x0364;rte. Sie erwa&#x0364;hnten einiger<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[282/0298] wohl erfahren, verſetzte ich: da ich ein Frem¬ der bin, und noch uͤberdies mit Hand und Mund verſprechen will, gewiſſenhaft zu ſchwei¬ gen.“ — „Sie muͤſſen wiſſen, ſprach der Foͤr¬ ſter weiter: daß die Schweſter unſerer Fuͤrſtin Aebtiſſin des Ciſterzienſerkloſters in * * * iſt. Dieſe hatte ſich des Sohnes einer armen Frau, deren Mann mit unſerm Hofe in ge¬ wiſſen geheimnißvollen Beziehungen geſtan¬ den haben ſoll, angenommen, und ihn auf¬ ziehen laſſen. Aus Neigung wurde er Ca¬ puziner, und als Kanzelredner weit und breit bekannt. Die Aebtiſſin ſchrieb ihrer Schwe¬ ſter ſehr oft uͤber den Pflegling, und betrau¬ erte vor einiger Zeit tief ſeinen Verluſt. Er ſoll durch den Mißbrauch einer Reliquie ſchwer geſuͤndigt haben, und aus dem Klo¬ ſter, deſſen Zierde er ſo lange war, verbannt worden ſeyn. Alles dieſes weiß ich aus ei¬ nem Geſpraͤch des fuͤrſtlichen Leibarztes mit einem andern Herrn vom Hofe, das ich vor einiger Zeit anhoͤrte. Sie erwaͤhnten einiger

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/298
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/298>, abgerufen am 21.05.2024.