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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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Geist nach Willkühr forttreibt. -- Das Spiel
müssen Sie lernen, ich will selbst Ihr Lehr¬
meister seyn." -- Ich versicherte, bis jetzt nicht
viel Lust zu einem Spiel in mir zu spüren,
das, wie mir oft versichert worden, höchst
gefährlich und verderblich seyn solle. -- Der
Fürst lächelte, und fuhr, mich mit seinen leb¬
haften klaren Augen scharf anblickend, fort:
"Ey, das sind kindische Seelen, die das be¬
haupten, aber am Ende halten Sie mich
wohl für einen Spieler, der Sie ins Garn
locken will. -- Ich bin der Fürst; gefällt es
Ihnen hier in der Residenz, so bleiben Sie
hier, und besuchen Sie meinen Zirkel, in
dem wir manchmal Faro spielen, ohne daß
ich zugebe, daß sich irgend jemand durch dies
Spiel derangire, unerachtet das Spiel bedeu¬
tend seyn muß, um zu interessiren, denn der
Zufall ist träge, so bald ihm nur Unbedeu¬
tendes dargeboten wird."

Schon im Begriff mich zu verlassen,
kehrte der Fürst sich noch zu mir, und frug:

Geiſt nach Willkuͤhr forttreibt. — Das Spiel
muͤſſen Sie lernen, ich will ſelbſt Ihr Lehr¬
meiſter ſeyn.“ — Ich verſicherte, bis jetzt nicht
viel Luſt zu einem Spiel in mir zu ſpuͤren,
das, wie mir oft verſichert worden, hoͤchſt
gefaͤhrlich und verderblich ſeyn ſolle. — Der
Fuͤrſt laͤchelte, und fuhr, mich mit ſeinen leb¬
haften klaren Augen ſcharf anblickend, fort:
„Ey, das ſind kindiſche Seelen, die das be¬
haupten, aber am Ende halten Sie mich
wohl fuͤr einen Spieler, der Sie ins Garn
locken will. — Ich bin der Fuͤrſt; gefaͤllt es
Ihnen hier in der Reſidenz, ſo bleiben Sie
hier, und beſuchen Sie meinen Zirkel, in
dem wir manchmal Faro ſpielen, ohne daß
ich zugebe, daß ſich irgend jemand durch dies
Spiel derangire, unerachtet das Spiel bedeu¬
tend ſeyn muß, um zu intereſſiren, denn der
Zufall iſt traͤge, ſo bald ihm nur Unbedeu¬
tendes dargeboten wird.“

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[311/0327] Geiſt nach Willkuͤhr forttreibt. — Das Spiel muͤſſen Sie lernen, ich will ſelbſt Ihr Lehr¬ meiſter ſeyn.“ — Ich verſicherte, bis jetzt nicht viel Luſt zu einem Spiel in mir zu ſpuͤren, das, wie mir oft verſichert worden, hoͤchſt gefaͤhrlich und verderblich ſeyn ſolle. — Der Fuͤrſt laͤchelte, und fuhr, mich mit ſeinen leb¬ haften klaren Augen ſcharf anblickend, fort: „Ey, das ſind kindiſche Seelen, die das be¬ haupten, aber am Ende halten Sie mich wohl fuͤr einen Spieler, der Sie ins Garn locken will. — Ich bin der Fuͤrſt; gefaͤllt es Ihnen hier in der Reſidenz, ſo bleiben Sie hier, und beſuchen Sie meinen Zirkel, in dem wir manchmal Faro ſpielen, ohne daß ich zugebe, daß ſich irgend jemand durch dies Spiel derangire, unerachtet das Spiel bedeu¬ tend ſeyn muß, um zu intereſſiren, denn der Zufall iſt traͤge, ſo bald ihm nur Unbedeu¬ tendes dargeboten wird.“ Schon im Begriff mich zu verlaſſen, kehrte der Fuͤrſt ſich noch zu mir, und frug:

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/327>, abgerufen am 21.05.2024.