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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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um dem Franz Furcht einzujagen, und drängte
ihn nach der Thüre; da übermannte den
Franz wilde, teuflische Wuth, er riß der
Gräfin das Kind vom Arme, versetzte ihr
einen Faustschlag vor die Brust, daß sie
rücklings niederstürzte und rannte fort. Als
Aurelie aus tiefer Ohnmacht erwachte, war die
Mutter nicht mehr am Leben, die tiefe Kopf¬
wunde (sie war auf einen mit Eisen beschla¬
genen Kasten gestürzt) hatte sie getödtet.
Franz hatte im Sinn, das Kind zu ermor¬
den, er wickelte es in Tücher, lief am fin¬
stern Abend die Treppe hinab und wollte
eben zum Hause hinaus, als er ein dumpfes
Wimmern vernahm, das aus einem Zimmer
des Erdgeschoßes zu kommen schien. Unwill¬
kührlich blieb er stehen, horchte und schlich
endlich jenem Zimmer näher. In dem Au¬
genblick trat eine Frau, welche er für die
Kinderwärterin der Baronesse von S., in de¬
ren Hause er wohnte, erkannte, unter klägli¬
chem Jammern heraus. Franz frug, wes¬

um dem Franz Furcht einzujagen, und draͤngte
ihn nach der Thuͤre; da uͤbermannte den
Franz wilde, teufliſche Wuth, er riß der
Graͤfin das Kind vom Arme, verſetzte ihr
einen Fauſtſchlag vor die Bruſt, daß ſie
ruͤcklings niederſtuͤrzte und rannte fort. Als
Aurelie aus tiefer Ohnmacht erwachte, war die
Mutter nicht mehr am Leben, die tiefe Kopf¬
wunde (ſie war auf einen mit Eiſen beſchla¬
genen Kaſten geſtuͤrzt) hatte ſie getoͤdtet.
Franz hatte im Sinn, das Kind zu ermor¬
den, er wickelte es in Tuͤcher, lief am fin¬
ſtern Abend die Treppe hinab und wollte
eben zum Hauſe hinaus, als er ein dumpfes
Wimmern vernahm, das aus einem Zimmer
des Erdgeſchoßes zu kommen ſchien. Unwill¬
kuͤhrlich blieb er ſtehen, horchte und ſchlich
endlich jenem Zimmer naͤher. In dem Au¬
genblick trat eine Frau, welche er fuͤr die
Kinderwaͤrterin der Baroneſſe von S., in de¬
ren Hauſe er wohnte, erkannte, unter klaͤgli¬
chem Jammern heraus. Franz frug, wes¬

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[245/0253] um dem Franz Furcht einzujagen, und draͤngte ihn nach der Thuͤre; da uͤbermannte den Franz wilde, teufliſche Wuth, er riß der Graͤfin das Kind vom Arme, verſetzte ihr einen Fauſtſchlag vor die Bruſt, daß ſie ruͤcklings niederſtuͤrzte und rannte fort. Als Aurelie aus tiefer Ohnmacht erwachte, war die Mutter nicht mehr am Leben, die tiefe Kopf¬ wunde (ſie war auf einen mit Eiſen beſchla¬ genen Kaſten geſtuͤrzt) hatte ſie getoͤdtet. Franz hatte im Sinn, das Kind zu ermor¬ den, er wickelte es in Tuͤcher, lief am fin¬ ſtern Abend die Treppe hinab und wollte eben zum Hauſe hinaus, als er ein dumpfes Wimmern vernahm, das aus einem Zimmer des Erdgeſchoßes zu kommen ſchien. Unwill¬ kuͤhrlich blieb er ſtehen, horchte und ſchlich endlich jenem Zimmer naͤher. In dem Au¬ genblick trat eine Frau, welche er fuͤr die Kinderwaͤrterin der Baroneſſe von S., in de¬ ren Hauſe er wohnte, erkannte, unter klaͤgli¬ chem Jammern heraus. Franz frug, wes¬

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/253>, abgerufen am 14.05.2024.