Bald war ich im Gebirge, und eines Mor¬ gens tauchte aus dem Nebel des vor mir liegenden Thals ein Schloß auf, das ich nä¬ her schreitend wohl erkannte. Ich war auf dem Gute des Barons von F. Die Anlagen des Parks waren verwildert, die Gänge ver¬ wachsen und mit Unkraut bedeckt; auf dem sonst so schönen Rasenplatz vor dem Schlosse weidete in dem hohen Grase Vieh -- die Fenster des Schlosses hin und wieder zerbro¬ chen -- der Aufgang verfallen. -- Keine menschliche Seele ließ sich blicken. -- Stumm und starr stand ich da in grauenvoller Ein¬ samkeit. Ein leises Stöhnen drang aus ei¬ nem noch ziemlich erhaltenen Boskett, und ich wurde einen alten eisgrauen Mann gewahr, der in dem Boskett saß, und mich, unerach¬ tet ich ihm nahe genug war, nicht wahrzu¬ nehmen schien. Als ich mich noch mehr näherte, vernahm ich die Worte: "Tod -- tod sind sie alle, die ich liebte! -- Ach Au¬ relie! Aurelie -- auch Du! -- die letzte! --
Bald war ich im Gebirge, und eines Mor¬ gens tauchte aus dem Nebel des vor mir liegenden Thals ein Schloß auf, das ich naͤ¬ her ſchreitend wohl erkannte. Ich war auf dem Gute des Barons von F. Die Anlagen des Parks waren verwildert, die Gaͤnge ver¬ wachſen und mit Unkraut bedeckt; auf dem ſonſt ſo ſchoͤnen Raſenplatz vor dem Schloſſe weidete in dem hohen Graſe Vieh — die Fenſter des Schloſſes hin und wieder zerbro¬ chen — der Aufgang verfallen. — Keine menſchliche Seele ließ ſich blicken. — Stumm und ſtarr ſtand ich da in grauenvoller Ein¬ ſamkeit. Ein leiſes Stoͤhnen drang aus ei¬ nem noch ziemlich erhaltenen Boskett, und ich wurde einen alten eisgrauen Mann gewahr, der in dem Boskett ſaß, und mich, unerach¬ tet ich ihm nahe genug war, nicht wahrzu¬ nehmen ſchien. Als ich mich noch mehr naͤherte, vernahm ich die Worte: „Tod — tod ſind ſie alle, die ich liebte! — Ach Au¬ relie! Aurelie — auch Du! — die letzte! —
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Bald war ich im Gebirge, und eines Mor¬
gens tauchte aus dem Nebel des vor mir
liegenden Thals ein Schloß auf, das ich naͤ¬
her ſchreitend wohl erkannte. Ich war auf
dem Gute des Barons von F. Die Anlagen
des Parks waren verwildert, die Gaͤnge ver¬
wachſen und mit Unkraut bedeckt; auf dem
ſonſt ſo ſchoͤnen Raſenplatz vor dem Schloſſe
weidete in dem hohen Graſe Vieh — die
Fenſter des Schloſſes hin und wieder zerbro¬
chen — der Aufgang verfallen. — Keine
menſchliche Seele ließ ſich blicken. — Stumm
und ſtarr ſtand ich da in grauenvoller Ein¬
ſamkeit. Ein leiſes Stoͤhnen drang aus ei¬
nem noch ziemlich erhaltenen Boskett, und ich
wurde einen alten eisgrauen Mann gewahr,
der in dem Boskett ſaß, und mich, unerach¬
tet ich ihm nahe genug war, nicht wahrzu¬
nehmen ſchien. Als ich mich noch mehr
naͤherte, vernahm ich die Worte: „Tod —
tod ſind ſie alle, die ich liebte! — Ach Au¬
relie! Aurelie — auch Du! — die letzte! —
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/305>, abgerufen am 15.05.2024.
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